Kreislaufwirtschaft Symbole auf grünem Hintergrund.
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Kreislaufwirtschaft

Schritte zu einer kreislauffähigen Wirtschaft

Lesedauer: 5 Minuten

14.09.2024

Die Kreislaufwirtschaft ist eine innovative und nachhaltige Herangehensweise an die Ressourcennutzung und Abfallvermeidung. Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, Produkte so herzustellen, dass sie eine möglichst lange Lebensdauer haben und im Kreislauf erhalten bleiben. Somit werden wertvolle Ressourcen zurückgewonnen und Abfälle minimiert.

In der Praxis bedeutet dies, dass Abfälle auf ein Minimum reduziert werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also immer wieder produktiv weiterverwendet, um weiterhin Wertschöpfung zu generieren.

Maßnahmen der EU

Im März 2020 präsentierte die Europäische Kommission ihren Aktionsplan „Circular Economy“ für die Kreislaufwirtschaft, der Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Produktdesigns enthält. Dieser Plan hat das Ziel, die Abfallproduktion zu reduzieren und den Verbraucherschutz zu stärken, unter anderem durch die Einführung des "Rechts auf Reparatur". Ein besonderes Augenmerk wird auf ressourcenintensive Sektoren wie Elektronik sowie Informations- und Kommunikationstechnologie, Kunststoffe, Textilien und Bauwesen gelegt.

Im Februar 2021 forderte das EU-Parlament strengere Recyclingvorschriften und Ziele zur Schaffung einer nachhaltigen, kreislauforientierten Wirtschaft bis 2030. Im März 2022 veröffentlichte die EU-Kommission Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Produkte und grüner Transformation. Im November 2022 schlug die EU-Kommission EU-weite Verpackungsvorschriften vor, die bessere Kennzeichnung und den Übergang zu umweltfreundlichen Kunststoffen fördern.

Kreislaufwirtschaft in Österreich

Die österreichische Bundesregierung strebt bis 2050 eine umfassende nachhaltige Kreislaufwirtschaft an, um die Ziele, insbesondere die Klimaneutralität bis 2040, zu erreichen.

In Österreich liegt der jährliche Materialverbrauch aktuell bei 19 Tonnen pro Kopf, im Vergleich zu durchschnittlich 14 Tonnen pro Kopf in der EU. Daher hat die Bundesregierung eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie verabschiedet. Damit soll die Ressourceneffizienz bis 2030 um 30 % gesteigert und die Recyclingquote von Abfällen auf 65 % angehoben werden. 

Basierend auf den Vorgaben des EU-Aktionsplans zur Kreislaufwirtschaft wurden in der österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie zudem sieben Transformationsschwerpunkte festgelegt, für die spezifische Ziele, Maßnahmen und Instrumente entwickelt wurden:

  1. Bauwirtschaft und Infrastruktur
  2. Mobilität
  3. Kunststoffe und Verpackungen
  4. Textilwirtschaft
  5. Elektro- und Elektronikgeräte, Informations- & Kommunikationstechnologien
  6. Biomasse
  7. Abfälle und Sekundärressourcen

Nutzen der Kreislaufwirtschaft für Unternehmen

  • Kostenersparnis: Durch die effiziente Nutzung von Ressourcen und die Reduzierung von Abfall können Unternehmen ihre Kosten senken.
  • Ressourcensicherheit: Die Kreislaufwirtschaft minimiert die Abhängigkeit von Rohstoffen sowie Preisschwankungen und senkt das Risiko von Versorgungsengpässen.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die sich auf nachhaltige Praktiken und die Kreislaufwirtschaft konzentrieren, können sich in ihrem Markt differenzieren und für umweltbewusste Kunden attraktiver werden.
  • Innovation: Die Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft erfordert oft innovative Lösungen und Technologien, was zu neuen Produkten und Dienstleistungen führen kann.
  • Umweltvorteile: Die Kreislaufwirtschaft reduziert die Umweltauswirkungen von Unternehmen, indem sie Abfälle und Emissionen minimiert und den ökologischen Fußabdruck verringert.
  • Langfristige Nachhaltigkeit: Die Kreislaufwirtschaft trägt dazu bei, die langfristige Nachhaltigkeit von Unternehmen sicherzustellen, indem sie die Nutzung von Ressourcen aufrechterhält und Umweltauswirkungen minimiert.
  • Kreislaufwirtschaft als Geschäftsmodell: Einige Unternehmen haben die Kreislaufwirtschaft als Geschäftsmodell angenommen, indem sie Produkte vermieten, warten und wiederverwenden, anstatt sie zu verkaufen. Dies kann langfristige Einnahmequellen schaffen.

Schritte für ein kreislauffähiges Wirtschaften im Unternehmen

In Betrieben, die schon ein Qualitätsmanagement-, Energiemanagement- oder Umweltmanagementsystem haben, sind wichtige Prozesse im Sinne der Kreislaufwirtschaft schon im Gange, jedoch kann jedes Unternehmen diese Schritte im Unternehmen durchführen und überdenken:

  1. Bestandsaufnahme:
    • Identifizieren Sie, wo Ressourcen verschwendet werden und wo Abfall entsteht.
    • Analysieren Sie Ihre bestehenden Geschäftsprozesse und Produkte, um Schwachstellen zu erkennen.
  2. Ziele setzen:
    • Legen Sie klare Ziele fest, wieviel Abfall reduziert und wie Ressourcen effizienter genutzt werden sollen.
    • Definieren Sie messbare Kennzahlen, um den Fortschritt zu überwachen.
  3. Kreislauffähiges Design:
    • Überarbeiten Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen, um Ihre Ressourcen effizienter zu nutzen, Abfälle zu minimieren und um sie langlebiger und leichter recycelbar oder wiederverwendbar zu gestalten.
    • Denken Sie darüber nach, wie Sie Reparatur und Wartung fördern können.
  4. Lieferkettenoptimierung:
    • Prüfen Sie Ihre Lieferkette auf Nachhaltigkeit und arbeiten Sie mit nachhaltigen Lieferanten zusammen.
    • Reduzieren Sie Transportwege und minimieren Sie Verschwendung in der Lieferkette.
  5. Ressourceneffizienz fördern:
    • Implementieren Sie Technologien und Prozesse, die den Ressourcenverbrauch reduzieren.
    • Analysieren Sie Energieeffizienz, Wassereinsparungen und Materialwirtschaft.
  6. Abfallmanagement:
    • Implementieren Sie ein effizientes Abfallmanagement, das Recycling und Wiederverwendung fördert.
    • Arbeiten Sie mit Recyclingunternehmen und Einrichtungen zur Abfallverwertung zusammen.
  7. Mitarbeiterschulung und -beteiligung:
    • Bieten Sie Schulungen und Schulungsmaterialien für Ihre Mitarbeiter:innen (gendern ja/nein?) an, um ihre Teilnahme an der Kreislaufwirtschaft zu fördern.
    • Ermutigen Sie sie zur Identifizierung von Verbesserungsmöglichkeiten.
  8. Monitoring und Berichterstattung:
    • Implementieren Sie ein System zur kontinuierlichen Überwachung Ihrer Fortschritte.
    • Erstellen Sie regelmäßige Berichte über Ihre Kreislaufwirtschaftsleistung für interne und externe Stakeholder.
  9. Kontinuierliche Verbesserung:
    • Analysieren Sie regelmäßig Ihre Ergebnisse und nutzen Sie Feedback, um Ihre Ansätze zur Kreislaufwirtschaft zu optimieren.
    • Bleiben Sie auf dem neuesten Stand der Entwicklungen in Bezug auf nachhaltige Praktiken und Technologien.

Weitere Informationen

Die Wirtschaftskammer Niederösterreich unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Unternehmen.

Ökologische Betriebsberatung

Ab dem Jahr 2024 wird die Kreislaufwirtschaft als neues Schwerpunktthema in der Ökologischen Betriebsberatung aufgenommen. Die Beschäftigung mit der Thematik ermöglicht nicht nur eine effizientere Nutzung von Ressourcen und eine Reduzierung der Produktionskosten durch die Minimierung von Abfällen und den Wiedereinsatz von Rohmaterialien, sondern stärkt auch das nachhaltige Image des Unternehmens.

Mit den individuell vorgeschlagenen Maßnahmen können Unternehmen nicht nur ihre Energiekosten senken und ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch auf lange Sicht wettbewerbsfähig und innovativ bleiben.

Für Fragen zu unserem Angebot wenden Sie sich bitte an die Ökologische Betriebsberatung.

Online-Seminarreihe "Kreislaufwirtschaft"

Die Wirtschaftskammer Niederösterreich und die Energie- und Umweltagentur (eNu) präsentieren die Online-Seminarreihe "Kreislaufwirtschaft". 

Informieren Sie sich über Anpassungen für eine zukunftsweisende, kreislauffähige Wirtschaft. Die Seminare finden vormittags statt und behandeln verschiedene Schwerpunkte: 

  • 26.1.2024: Kick-off inklusive Abfälle und Sekundärressourcen
  • 16.2.2024: Bauwirtschaft und Infrastruktur
  • 22.3.2024: Mobilität
  • 19.4.2024: Kunststoffe und Verpackung
  • 17.5.2024: Textilwirtschaft
  • 20.9.2024: Elektro- und Elektronikgeräte, Informations- & Kommunikationstechnologien
  • 18.10.204: Holzwirtschaft 

Kostenlose Anmeldung und Informationen unter: www.enu.at/kreislaufwirtschaft-anmeldung.

Nachschau vergangener Seminare


Webinar Kreislaufwirtschaft - Oktober 2023

Grundlegende Einführung in das Konzept der Kreislaufwirtschaft. Anhand von Best-Practice-Beispielen von niederösterreichischen Unternehmen werden Sie zudem Einblicke erhalten, wie Kreislaufwirtschaft in Unternehmen am besten umgesetzt werden kann.

Präsentiert von DI Mag. Thomas Kasper, Obmann der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement Niederösterreich.

Rückblick

Weiterführende Informationen anderer Organisationen

Für weiterführende Informationen zum Thema Kreislaufwirtschaft stehen Ihnen auch die Organisationen respACT und das Circular Economy Forum Austria zur Verfügung.