Geballte Expertise in turbulenten Zeiten
Die Turbulenzen am Energiemarkt fordern die Betriebe wie noch nie. Die Wirtschaftskammer konnte in dieser Lage wichtige Abfederungen der Energiekosten erreichen. Die WKS half 2022 außerdem tausende Male mit Beratung und Fachwissen.
Lesedauer: 3 Minuten
2022 zeigte sich zwiespältig und verunsichernd – trotz eines deutlichen Wirtschaftsaufschwungs nach den Corona-Jahren. Fast schon vergessen ist, dass erst ab dem Frühjahr die Corona-Maßnahmen sukzessive gelockert wurden. Das gab dem seit Herbst 2021 laufenden Wirtschaftsaufschwung jedenfalls einen weiteren Schub. Was die Phase der Hochkonjunktur im ersten Halbjahr auch ermöglichte, waren die massiven Staatshilfen, die 2020 und 2021 die Wirtschaft vor einem Zusammenbruch bewahrten. Allein in Salzburg gingen in zwei Jahren rund 2,8 Mrd. € an die Unternehmen.
Für WKS-Präsident Peter Buchmüller stellt dies einen wichtigen interessenpolitischen Erfolg der Wirtschaftskammer für die Wirtschaft dar, wäre doch sonst eine bittere Rezession die Folge gewesen und nicht eine kräftige wirtschaftliche Erholung. „Diese schwierigen Jahre führten zu einem Rekord an Beratungen unserer Mitglieder. 2022 haben sich die Service-Werte zwar wieder an die Zeit vor Corona angeglichen. Doch hat sich mit dem Krieg gegen die Ukraine die nächste Krise eingenistet – und damit enorme Unsicherheit.“ Denn nie haben die Energiepreise so verrückt gespielt wie seit dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar 2022.
Energiepreise befeuerten Verunsicherung
Auch wenn die Salzburger Wirtschaft im Vorjahr noch Top-Werte lieferte – niedrigste Arbeitslosenrate seit Jahrzehnten, eine hervorragende Sommersaison – stieg das Risiko einer nächsten Rezession rapide an. So fürchteten am Anfang des Ukraine-Krieges zwei Drittel der Betriebe, von den wirtschaftlichen Konsequenzen direkt und indirekt betroffen zu sein. Vor allem sah man in den hohen Energiepreisen eine Bedrohung. Die Befürchtungen bestätigten sich in den Folgemonaten drastisch.
Die Berichte aus den Unternehmen klangen im Verlauf des Jahres zunehmend verzweifelt: Zum Teil mussten die Betriebe Steigerungen bei den Energiepreisen bis zum elffachen hinnehmen. Ein Mix aus Gasverknappung und rasanten Preissteigerungen bei Gas trieb die durch das Merit-Order-Prinzip zusätzlich befeuerten Strompreise enorm an. Zusätzlich verunsicherten drastische Preissteigerungen auf allen Produktebenen, was zu einer Inflation über 11% führte. 2022 wurde Österreichs Wirtschaft als Konsequenz des Ukraine-Krieges von einer Energie- und Preiskrise heimgesucht wie noch nie. Dazu kam auch noch die Befürchtung, im Winter 2022/2023 mit teilweisen Stromabschaltungen und Gaslieferengpässen konfrontiert zu werden. Nicht nur in Österreich wurde daher eine Rezession befürchtet.
Gegensteuerung kam noch rechtzeitig
In dieser Mehrfachkrise hat Österreichs Politik alles in allem richtig gehandelt. „Die Bundesregierung ist den dringenden Wünschen der Wirtschaft nach Entlastung und wirksamer Abfederung der Energiepreise gefolgt und hat geliefert“, stellt Peter Buchmüller fest. 2022 wurde ein Bündel an Maßnahmen beschlossen, das heuer wirksam wird: Eine Steuerreform mit Anpassung der Tarifstufen, die Abschaffung der kalten Progression, eine Lohnnebenkostensenkung, die KÖSt-Senkung für die Betriebe, ein Investitionsfreibetrag, Inflationshilfen für die Haushalte und anderes mehr. „Diese massive Gegensteuerung bringt mehr Kaufkraft, das entlastet die Wirtschaft, schafft wieder mehr Planungssicherheit und Freiraum für Investitionen“, fasst Buchmüller zusammen.
Besonders wichtig war und ist der Energiekostenzuschuss 1, bzw. die Folgemaßnahme Energiekostenzuschuss 2, der nun allen Betrieben hilft. Der Energiekostenzuschuss 2 wurde auf massive Forderungen der Wirtschaftskammer hin eingeführt, hat doch Deutschland mit seiner Gaspreisbremse zum Schutz seiner Wirtschaft ein ähnliches Modell eingeführt. Ein weiteres Zögern hätte hier massive Wettbewerbsnachteile gebracht.
Bremse für Strompreise in Salzburg
Mitgewirkt hat die WKS aber auch bei einer wichtigen Maßnahme im Bundesland Salzburg. Die „100 Freistromtage“ für die gewerbliche Wirtschaft drücken die von der Salzburg AG zu Jahresbeginn erhöhten Strompreise für Gewerbekunden (bis 100.000 kWh) auf rund 20 Cent pro KWh. Das Rabatt-Modell federt für 80% der Salzburger Klein- und Mittelbetriebe die Preiserhöhungen ab und gilt für 2023.
Wenn Strom teuer ist, hilft mehr Energieeffizienz die Stromkosten zu senken. Gemeinsam mit dem Land Salzburg stellte die WKS im Vorjahr 1,5 Mill. € für eine Beratungsaktion im Rahmen des umwelt service salzburg und für Förderungen für Energieeinsparungen zur Verfügung. Der Effekt war ein Beratungsboom ohnegleichen.
Ein großes Comeback feierten 2022 aber auch die Berufsinformation der WKS: Die „BIM“ erreichte eine neuen Besucherrekord, der Talente-Check Salzburg konnte wieder nahezu alle Schüler:innen eines Jahrgangs testen und beraten, die duale Ausbildung schüttelte die Corona-Zeit ab.
Ebenso fanden 2022 wieder viele Veranstaltungen statt: Bei den 248 Veranstaltungen der WKS konnten mehr als 13.000 Teilnehmer:innen begrüßt werden. Sie vergaben übrigens dafür die Note von 1,4.
Der Berufsnachwuchs, die Fachkräfteausbildung und die Lage am Arbeitsmarkt wird als besondere Herausforderung auch 2023 bleiben. Hier ist die Politik noch Lösungen schuldig geblieben. WKS-Präsident Buchmüller: „In der Frage der Arbeitsmarktreform werden wir dran bleiben. Doch letztlich konnte die Rezessionsgefahr gebannt werden. Die Politik konnte dank der Expertise der Wirtschaftskammer die Turbulenzen deutlich mildern. Noch sind die Risiken hoch. Aber es zeichnet sich ein Weg aus dieser mehrfachen Krise ab - und die heißt Wirtschaftsstärkung und Wettbewerbsfähigkeit.“