Nachhaltigkeit im Unternehmen: So fangen Sie an!
Ab 2024 müssen bestimmte Unternehmen aufgrund der CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) einen Nachhaltigkeitsbericht ablegen. In den ESRS (European Sustainability Reporting Standards) ist geregelt, wie so ein Bericht im Detail aussehen muss.
Lesedauer: 5 Minuten
von Ines Fritz
Nachhaltigkeit für Unternehmen: Warum müssen sich Unternehmen jetzt damit auseinandersetzen?
Nachhaltigkeit bedeutet längst mehr als Strom zu sparen oder Müll zu trennen. Auch das Bewusstsein im Unternehmen selbst und der soziale Aspekt sind ausschlaggebend.
Wesentlich sind für den Nachhaltigkeitsbericht, unabhängig von der Branche, sind folgende drei Bereiche: Umwelt, Soziales und Governance.
Durch die Ausweitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen in der EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird die Berichterstattung sukzessive für große Unternehmen verpflichtend. Die CSRD ist im Jänner 2023 in Kraft getreten und löst somit die bis jetzt geltende NFRD (Non-Financial Reporting Directive) ab. Eingeführt wird sie in einem Stufenmodell ab 2024 und betrifft zunächst alle Unternehmen, die bereits jetzt berichtspflichtig sind.
Welche Unternehmen müssen über Nachhaltigkeit berichten?
Die Pflicht zur Berichterstattung erfolgt stufenweise. Betroffen sind momentan europäische Kapitalgesellschaften ab einer gewissen Größe, ab dem Jahr 2027 sind alle börsennotierten KMU berichtspflichtig. Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten, einem Umsatz von weniger als 45 Millionen Euro und einer Bilanzsumme von weniger als 25 Millionen Euro, die nicht börsennotiert sind, sind zunächst von der Berichtspflicht nach der CSRD ausgenommen. Jedoch werden die Anfragen von Großunternehmen nach Nachhaltigkeitsberichten bzw. Kennzahlen und Daten auch für diese Unternehmen zunehmen.
Achtung: Nur weil kleine Unternehmen und EPU (noch) keinen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen müssen, bedeutet das nicht, dass Sie nicht indirekt davon betroffen sein können!
Das Thema Nachhaltigkeit kann in Ihrem Unternehmen z.B. ein entscheidender Faktor sein, wenn es um eine Kreditvergabe geht und die Bank nachprüft, wie nachhaltig Sie bereits arbeiten.
Wenn Sie als KMU oder EPU mit einem größeren (berichtspflichtigen) Unternehmen zusammenarbeiten, muss dieses die Aktivitäten entlang der eigenen Lieferkette auf Risiken überprüfen und wird somit Auskunft von Ihnen benötigen.
Nachhaltigkeit als große Chance und für (kleine) Unternehmen!
Wichtig vorab: Auch wenn das Thema „Nachhaltigkeit“ erst einmal einen gewissen Mehraufwand mitbringt, brauchen sie nichts überstürzen und sollten sich nicht davon stressen lassen.
Ganz im Gegenteil! Wenn Sie als Unternehmer:in jetzt anfangen, Maßnahmen zu setzen oder sich freiwillig zu verpflichten, ist es ein notwendiger Schritt um künftig wettbewerbsfähig zu bleiben und ihr Unternehmen zukunftsfit und enkeltauglich zu machen.
Nachhaltiger zu wirtschaften, kann für offene und findige Unternehmen konkret bedeuten:
- Sie sparen langfristig Kosten, z.B. durch energiesparende Maßnahmen,
- Ihr Unternehmen zieht gute Arbeitskräfte an, die so zufrieden sind, dass Sie lange bei Ihnen bleiben,
- durch die intensive Auseinandersetzung mit Ihrem Unternehmen und Ihren Stakeholdern entdecken Sie neue Geschäftsfelder und können Innovationen auf den Markt bringen,
- neue Kundensegmente können erschlossen werden, weil Sie Ihre Produktpalette erweitern,
- ...
Nachhaltigkeit im Unternehmen: Wie und wo fange ich überhaupt an?
Viele Unternehmen, die sich dafür entschieden haben, nachhaltiger zu wirtschaften, sind anfangs erst einmal ein bisschen überfordert.
Es ist jedoch gar nicht ausschlaggebend, von Beginn an so umfassend und perfekt wie möglich zu berichten. Wichtig ist eine ehrliche und transparente Kommunikation Ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Auch über Themen, bei denen es noch Verbesserungspotential gibt.
Nachhaltigkeit für Unternehmen: Erste Schritte und Tipps
Was sind also die wichtigsten Schritte, wenn Sie langfristig nachhaltig wirtschaften und davon in allen Unternehmensbereichen profitieren wollen?
In der folgenden Übersicht finden Sie grundlegende Infos die sich an der bestehenden Berichtspflicht orientieren und Ihnen dabei helfen werden, sich einen raschen Überblick zu verschaffen.
Viele Informationen zur Vertiefung, ausführliche Leitfäden und Veranstaltungstipps finden Sie am Ende des Artikels.
Information und Begleitung zum Thema Nachhaltigkeit
Bevor Sie konkrete Maßnahmen ergreifen, machen Sie sich am besten erst einmal mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut und informieren Sie sich umfassend. Nutzen Sie dafür das Angebot der Wirtschaftskammer Kärnten.
Veranstaltungstipp: Melden Sie sich am besten gleich für den Nachhaltigkeitstag im März 2024 an - alle Infos dazu finden Sie am Ende des Artikels!
Es empfiehlt sich, von Anfang an einen Experten bzw. eine Expertin zu beauftragen, der bzw. die Sie anleiten und beim gesamten Prozess begleiten kann.
Bewusstsein schaffen und Team bestimmen
Schaffen Sie in Ihrem Unternehmen Bewusstsein und holen Sie ihre Mitarbeitenden mit ins Boot. Legen Sie gemeinsam fest, wer sich künftig federführend mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen und das Thema im Unternehmen vorantreiben sollte.
Aber Achtung: Für eine funktionierende Strategie und Umsetzung braucht es die Mitarbeit und Bereitschaft aller Personen und Abteilungen im Unternehmen – die Verantwortung sollte nicht an einigen wenigen hängen bleiben!
Umfeldanalyse und Datensammlung
Setzen sich mit allen Personen und Organisationen, die von Ihren unternehmerischen Aktivitäten betroffen sind, auseinander. Das sind zum Beispiel ihre Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende, Lieferanten, Partner:innen, Gemeinden.
Skizzieren Sie, wer in welchem Ausmaß von Ihren Aktivitäten betroffen ist, und tauschen Sie sich im Anschluss darüber aus.
Nicht alle Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit werden für Ihr Unternehmen oder Ihr Umfeld relevant sein. Legen Sie daher ihre individuellen Themen fest, von denen Ihre Anspruchsgruppen (Stakeholder) und ihr Unternehmen betroffen sind. Eine Wesentlichkeitsanalyse ist dafür ein geeignetes Instrument.
Sie sollten mit ihrem Team nun beginnen, Daten zu sammeln. Orientieren Sie sich dabei an den sogenannten ESRS - den europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die in die von Ihnen festgelegten Themenbereiche fallen.
Es gibt einige Indikatoren, die für KMU oder EPU relevant sein können und sich auf bestimmte Themen beziehen. Beispiele sind der Energieverbrauch, Entsorgung oder Aus- und Weiterbildung von Personal.
Ziele und Maßnahmen festlegen
Nach der Bestandsaufnahme geht es darum, messbare Ziele festzulegen und konkrete Maßnahmen abzuleiten.
Die Bandbreite kann dabei von Energiesparmaßnahmen über eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit bis hin zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende reichen.
Wichtig ist dabei, dass Ihre Ziele messbar und realistisch sind und sich die Maßnahmen somit wirklich umsetzen lassen sowie das Ergebnis überprüft werden kann.
Nachhaltigkeitsbericht verfassen (freiwillig)
Auch wenn Sie nicht berichtspflichtig sind, kann Ihr Unternehmen davon profitieren, einen freiwilligen Bericht zu veröffentlichen!
Bauen Sie den Bericht einfach lesbar auf und lockern Sie ihn mit Bildern und Grafiken auf. Sie können den Bericht zudem als Download auf Ihrer Website oder als Druckversion anbieten und auflegen oder verschicken.
Bitte vermeiden Sie unbedingt „Greenwashing“ und verbreiten Sie keine irreführenden Informationen in Ihrem Nachhaltigkeitsbericht. Greenwashing kann im schlimmsten Fall abgestraft werden. Bilden Sie Ihre Maßnahmen und Ziele realistisch und authentisch ab, auch wenn es noch Luft nach oben gibt und Sie gerne mehr umsetzen würden.
Fehlt Ihnen Input für Gestaltung und Aufbau, können Sie sich an anderen Unternehmen, die bereits berichten, orientieren. Suchen Sie sich best practice Beispiele und lassen Sie sich inspirieren. Vielleicht gibt Ihnen der eine oder andere Bericht einen Denkanstoß oder Ideen, wie Sie Ihr eigenes Nachhaltigkeitsengagement weiterentwickeln können.
Mit einem Nachhaltigkeitsbericht machen Sie Ihre Selbstverpflichtung, Ihre Ziele und Ihre Maßnahmen sichtbar und werden transparent für ihre Stakeholder und weitere Interessensgruppen.
Hier bekommen Sie Unterstützung: Angebot der Wirtschaftskammer Kärnten
Grundlegende Infos: Website der Wirtschaftskammer Kärnten
Förderlandkarte Kärnten: Förderungen Nachhaltigkeit und Ökologisierung
Webinarreihe
Webinarreihe – Übersicht, Aufzeichnungen und Infos
Fragen und Antworten zur Webinarreihe
Gleich anmelden: Nachhaltigkeitstag am 14. März 2024
Bald findet der erste Nachhaltigkeitstag der Kärntner Wirtschaft statt.
Melden Sie sich gleich an und nehmen Sie an einer Top-Auswahl an Vorträgen, Workshops und Diskussionen – die Anzahl der Plätze ist limitiert!
Am Nachhaltigkeitstag können Sie sich auch hinsichtlich Förderungen oder Softwarelösungen beraten und kulinarisch vegetarisch oder vegan verwöhnen lassen.
Programm und Anmeldung: Nachhaltigkeitstag der Kärntner Wirtschaft