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Privatnutzung des Firmenfahrzeuges
Umfang der Privatnutzung - Widerruf - Sachbezug - Haftung für Schäden
Lesedauer: 2 Minuten
Arbeitnehmern:innen wird zur Erbringung ihrer Arbeitsleistung häufig ein Firmenfahrzeug zur Verfügung gestellt. Dabei wird oftmals vereinbart, dass der/die Arbeitnehmer:in das Firmenfahrzeug auch privat nutzen kann.
Umfang der Privatnutzung
Der Umfang der Privatnutzung ist zwischen Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber:in zu vereinbaren. In einer schriftlichen Vereinbarung sollten folgende Punkte geregelt werden:
- Fahrzeugtyp: Es sollte vereinbart werden, dass der/die Arbeitgeber:in über den Fahrzeugtyp entscheidet, jedenfalls aber, dass er/sie sich das Recht vorbehält, das Fahrzeug gegen ein ähnliches oder gleichwertiges auszutauschen.
- Ausmaß der Privatnutzung: Eine Höchstgrenze der Privatnutzung (in Kilometern), oder ein Ausschluss von Auslandsfahrten kann vereinbart werden.
- Nutzung durch Dritte: Die Nutzung des Firmenfahrzeuges durch Dritte (z.B. Angehörige des/der Arbeitnehmers:in) bei Einhaltung der Nutzungsbedingungen kann vereinbart werden.
- Führung eines Fahrtenbuches: Der/die Arbeitnehmer:in sollte vertraglich zur Führung eines Fahrtenbuches verpflichtet werden, in dem die jeweils dienstlich und privat veranlassten Kilometer getrennt voneinander ausgewiesen werden.
Widerruf der Privatnutzung
Der/die Arbeitgeber:in kann die Privatnutzung des Firmenfahrzeuges jederzeit widerrufen, sofern dies vertraglich vereinbart wurde (Rückforderungsvorbehalt). Sachliche Gründe für die Widerrufbarkeit wären beispielsweise die Dienstfreistellung des/der Arbeitnehmers:in, der Entzug der Lenkerberechtigung, längere Urlaube und entgeltfreien Zeiten (Karenz, Bildungskarenz, Präsenzdienst, unbezahlter Urlaub).
Wird kein Rückforderungsvorbehalt vereinbart, kann die Privatnutzung des Firmenfahrzeuges nur in beiderseitigem Einvernehmen widerrufen werden.
Sollte der/die Arbeitgeber:in dem/der Arbeitnehmer:in die Privatnutzung widerrechtlich untersagen, kann der/die Arbeitnehmer:in während aufrechtem Dienstverhältnis Schadenersatz fordern.
Der/die Arbeitgeber:in sollte sich aber auch bei Änderung des arbeitsvertraglich vereinbarten Tätigkeitsbereiches die Herausgabe und Rückstellungspflicht des Dienstfahrzeuges vorbehalten.
Beispiel:
Aufgrund betrieblicher Umstrukturierungen sind kaum noch Dienstreisen notwendig. Hat sich der/die Arbeitgeber:in ein Widerrufsrecht vorbehalten, kann dem/der Arbeitnehmer:in das Fahrzeug rechtmäßig entzogen werden.
Wartung und Kostentragung
Steht dem/der Arbeitnehmer:in zur Aufgabenerfüllung ein Dienstfahrzeug zur Verfügung, hat der/die Arbeitgeber:in für den verkehrssicheren Zustand des Kfz zu sorgen. Der/die Arbeitgeber:in ist somit für die Durchführung der Wartungs- und Inspektionsarbeiten verantwortlich. Im Zuge der Privatnutzungsvereinbarung kann der/die Arbeitnehmer:in vertraglich verpflichtet werden, die notwendigen Maßnahmen in Absprache mit dem/der Dienstgeber:in und auf dessen/deren Kosten durchzuführen.
Es ist ratsam, eine Regelung zu treffen, wonach außerdienstlich entstandene Betriebskosten, wie etwa Treibstoff oder Parkgebühren, durch den/die Arbeitnehmer:in zu tragen sind.
Sachbezug
Die unentgeltliche oder verbilligte Privatnutzung eines Dienstfahrzeuges stellt einen Sachbezug dar. Sachbezüge sind Entgeltsbestandteile, die mit ihrem finanziellen Wert bei Berechnung der Abfertigung alt bzw. bei Berechnung des Beitrages zu einer Mitarbeitervorsorgekasse (Abfertigung neu) zu berücksichtigen sind.
Meldepflichten und Verhaltensregeln
Der/die Arbeitnehmer:in sollte vertraglich verpflichtet werden, den Entzug des Führerscheins, Unfälle mit dem Firmenfahrzeug oder Beschädigungen des Firmenfahrzeuges unverzüglich dem/der Arbeitgeber:in bekannt zu geben.
Der/die Arbeitnehmer:in sollte in der Vereinbarung darauf hingewiesen werden, dass er/sie sich bei der Benutzung des Dienstfahrzeuges an die geltenden gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere die Straßenverkehrsordnung, zu halten hat und die Inbetriebnahme des Kfz nur im fahrtauglichen Zustand gestattet ist.
Haftung für Schäden
Bei Unfällen während einer Privatfahrt mit einem Dienstfahrzeug ist der/die Arbeitnehmer:in für den tatsächlich eingetretenen Schaden verantwortlich und voll ersatzpflichtig.
Das Dienstnehmerhaftpflichtgesetz (DNHG) und das richterliche Mäßigungsrecht kommen in diesem Fall nicht zum Tragen.
Der/die Arbeitgeber:in muss im Konfliktfall den Beweis erbringen, dass der Schaden am Kraftfahrzeug während einer Privatfahrt eingetreten ist. Gelingt dieser Beweis nicht, ist auf die Schadenersatzforderung des Arbeitgebers das DNHG anzuwenden.
Privatfahrten sind auch vertraglich gestattete Fahrten des/der Arbeitnehmers:in mit dem Dienstfahrzeug zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, wenn diese Fahrten im ausschließlichen Interesse des/der Arbeitnehmers:in liegen. Liegen solche Fahrten auch im Interesse des/der Arbeitgebers:in, richtet sich die Schadenersatzpflicht des/der Arbeitnehmers:in bei Unfällen nach dem DNHG (richterliches Mäßigungsrecht).
Wurde für das Fahrzeug eine Kaskoversicherung abgeschlossen, kann der/die Arbeitnehmer:in vertraglich zur Übernahme des Selbstbehaltes bei einem Schadenseintritt im Rahmen der privaten Nutzung verpflichtet werden.
Hinweis:
„Bei diesem Inhalt handelt es sich um eine rechtliche Information aufgrund der geltenden Rechtslage bzw. Rechtsprechung. Es wird dadurch weder eine Meinung der Wirtschaftskammer, noch eine Anleitung zu einem bestimmten Verhalten wiedergegeben.“
Stand: 01.01.2025