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WKS-Konjunkturprognose: Wolkig mit leichten Aufhellungen

Die Konjunkturumfrageder WKS zeigt, dass dieWirtschaft derzeit nurlangsam wächst – imzweiten Halbjahr solltesich der Konjunkturhimmeletwas aufhellen.

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Aktualisiert am 23.05.2024

WIFO und IHS mussten ihre Konjunkturprognosen für das heurige Jahr bereits nach unten revidieren. Übrig geblieben ist ein Minimalwachstum von 0,2% (WIFO) bzw. 0,5% (IHS). Die lahmende Weltwirtschaft wirkt sich negativ auf die kleine, exportorientierte Wirtschaft Österreichs aus. Dazu kommen hohe Zinsen und eine im EU-Vergleich überdurchschnittlich hohe Inflation, die die heimische Wirtschaft bremsen.

Vor allem die Industrie und der Bau befinden sich in einer tiefgreifenden Rezession. „Ich war immer  skeptisch, dass die hohen Lohnabschlüsse aus dem vergangenen Jahr den Konsum und damit die Konjunktur ankurbeln werden, wie uns das die Ökonomen vorausgesagt haben. Die Menschen
sind nach wie vor durch Kriege und Preisschocks stark verunsichert und sparen ihr Geld lieber“, skizziert WKS-Präsident Peter Buchmüller die Situation.

Aufträge steigen, aber Erträge sinken

Diese angespannte Situation spiegelt auch die jüngste Konjunkturumfrage der WKS wider, vor allen Dingen, wenn man die Entwicklung im Zeitverlauf betrachtet.

Bemerkenswert ist der Blick auf die Geschäfts- und Auftragslage per Saldo. „Hier sehen wir eine deutliche Entkoppelung der beiden Werte. Während sich die Geschäftslage seitwärts entwickelt hat und im positiven Bereich liegt, befindet sich die Auftragslage im negativen Bereich. Vom Vorkrisenniveau
ist man nach wie vor weit entfernt, aber die Vorlaufindikatoren verbessern sich“, erklärt Christoph
Fuchs, Leiter der Stabstelle Wirtschafts- und Standortpolitik in der WKS. Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate ergibt, dass die Befragten zwar mit einer leicht steigenden Auftragslage
rechnen, sich die Geschäftslage jedoch von zwölf auf sechs Punkte halbiert. "Man muss davon ausgehen, dass sich die Ertragslage der Unternehmen trotz steigender Aufträge verschlechtert.
Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die steigenden Preise am Markt nicht durchsetzen lassen“,
analysiert Fuchs.

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Die Preisentwicklung tendiert eher in Richtung Stabilität. 55% rechnen mit gleichbleibenden, 38% mit steigenden und 7% mit sinkenden Preisen. Im Herbst 2023 rechneten die Betriebe aufgrund der hohen Lohnabschlüsse noch mehrheitlich mit steigenden Preisen.

Investitionslaune getrübt, Personalstand bleibt gleich

Die schwierige Situation hat Auswirkungen auf den Personalstand und die Investitionspläne der Unternehmen. 

So geben 40% der befragten Unternehmen an, für die kommenden sechs Monate keine Investitionen zu planen. Jene Unternehmen, die investieren wollen, wurden erstmals befragt, wohin ihre Investitionen fließen. „Das Bild, das sich daraus ergibt, zeigt, dass die Unternehmen vorsichtig sind. Der Großteil fließt in notwendige Ersatzinvestitionen (33%) und nur ein geringer Teil in Neuinvestitionen (16%) sowie Rationalisierungsin­ves­ti­ti­o­nen (7%)“, stellt Fuchs fest. Große Unterschiede gibt es hier bei den Branchen: In der Industrie investiert fast ein Drittel der Befragten in Rationalisierungsinves­ti­tionen, um Wettbe­werbs­nachteile wettzumachen. Im Tourismus fließt ein überdurchschnittlicher Anteil (46%) in Ersatzinvestitionen, um den hohen Standard der Gastlichkeit zu halten.

Auch im Personalbereich gibt es wenig Dynamik. Knapp 60% der Befragten verfügen demnach über ausreichend Personal, 13% über zu viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Bemerkenswert ist, dass trotz der anhaltenden Rezession in großen Be­reichen wie der Industrie und am Bau knapp ein Drittel der Betriebe angibt, eher zu wenig Personal zu haben“, führt Fuchs aus.

Arbeitskosten bremsen wirtschaftliche Dynamik

Die hohen Lohnabschlüsse vom vergangenen Herbst lasten schwer auf der Salzburger Wirtschaft. 69% der Befragten sehen in den hohen Arbeitskosten das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens in den nächsten sechs Monaten. Dieser Wert ist um acht Prozentpunkte stark angestiegen. Ebenfalls große Sorgen bereiten die Energie- und Rohstoffpreise (49%), gefolgt vom Nachfragemangel (43%) und dem Mangel an Arbeitskräften (33%).

Lohn­neben­kosten­senkung unumgänglich

Für Peter Buchmüller zeigt die Konjunkturumfrage deutlich, dass es rasch Entlastungen für die Betriebe braucht. „Wenn fast 70% der Befragten die Arbeitskosten als größtes Risiko identifizieren, dann besteht Handlungsbedarf. Wir verlieren sukzessive an Wettbewerbsfähigkeit, deshalb führt an einer umfassenden Senkung der Lohnnebenkosten kein Weg vorbei.“ 

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Wenn der Inflationsdruck nun stetig nachlässt und die EZB eine Zinswende einläutet, würde eine entscheidende Wachstumsbremse gelöst. Da­­durch könnte die Nachfrage wieder ansteigen. „Allerdings müsste auch der Arbeitsmarkt dafür bereit sein. Wenn schon in einer Rezession ein Drittel der Befragten über zu wenige Arbeitskräfte klagt, dann wird der Arbeitsmarkt bei einem Anziehen der Konjunktur im Nu wieder komplett ausgetrocknet sein. Ein Comeback der Wirtschaft darf nicht am Mangel an Arbeitskräften scheitern“, warnt Buchmüller.