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Wirtschaftlich raue Zeiten für den Export

Auch die Exportwirtschaft spürt den internationalen Gegenwind und das schwächere Wachstum, insbesondere bei unserem wichtigsten Handelspartner Deutschland, immer stärker. Aber auch die USA schwenken nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten weiter Richtung Protektionismus. Wie man sich in diesen wirtschaftlich rauen Zeiten für die Zukunft rüsten kann, war daher auch Thema im Rahmen des Wirtschaftsdelegierten-Sprechtages, bei dem kürzlich 20 Wirtschaftsdelegierte aus Zentral- und Südosteuropa in der WK Salzburg zu Gast waren. 

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Aktualisiert am 15.11.2024

Der Westbalkan als Schlüssel zum Erfolg

Insbesondere die Westbalkanstaaten (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien) könnten für Europa künftig der Schlüssel zum Erfolg werden und wirtschaftlich eine stärkere Rolle spielen. Diese Staaten werden nicht nur als Absatz- und Beschaffungsmärkte an Bedeutung gewinnen, sondern auch als regionale Produktionsstandorte fungieren. Denn nicht zuletzt durch die Coronakrise verstärkt sich der Trend zur Rückverlagerung von Produktionen aus Fernost nach Europa. Das kann auch Jürgen Schreder, Wirtschaftsdelegierter in Belgrad, bestätigen: „In Serbien befindet sich die Wirtschaft derzeit im Aufschwung. Wir erwarten heuer ein Wirtschaftswachstum von knapp 4% getragen von hauptsächlich ausländischen Direktinvestitionen. Österreich befindet sich unter den Top-3-Investoren in Serbien, hauptsächlich im Dienstleistungsbereich. Und als Produktionsstandort ist Serbien ebenfalls sehr attraktiv. Weil der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft zuletzt ebenfalls abgebremst wurde, verlegt etwa das Unternehmen Palfinger die Produktion aus China wieder zurück nach Europa, konkret nach Nis in Serbien. Firmen finden hier gut ausgebildete Fachkräfte, niedrige Arbeitskosten, Förderungen und eine gute Infrastruktur.“ 

Serbien: Hub im Westbalkan

Generell habe sich Serbien zu einem Hub am Westbalkan entwickelt und versucht hier einen innergemeinschaftlichen Wirtschaftsraum zu entwickeln, mit der Anerkennung von Zeugnissen, einem gemeinsamen Mautsystem usw. „Damit kann sich der Westbalkan weiter positiv entwickeln und ist als künftig starker Partner in der Europäischen Union gut aufgestellt“, ergänzt Schreder. Österreichische Unternehmen zählen zu den größten Investoren und würden bei einer vertieften Integration in hohem Maß von stabilen Rahmenbedingungen sowie einer Angleichung von Normen und Standards profitieren. Ideal für Salzburger Unternehmen sind auch die Flugverbindungen nach Belgrad und Nis vom Flughafen Salzburg. 

20 Wirtschaftsdelegierte aus Zentral- und Südosteuropa waren beim Wirtschaftsdelegierten-Sprechtag in der WK Salzburg zu Gast und gaben Auskunft über ihre Märkte.
© WKS/Neumayr 20 Wirtschaftsdelegierte aus Zentral- und Südosteuropa waren beim Wirtschaftsdelegierten-Sprechtag in der WK Salzburg zu Gast und gaben Auskunft über ihre Märkte.

Auch Bosnien und Herzegowina ist traditionell ein Zulieferant für Zentraleuropa - insbesondere Deutschland und Österreich. „Als Produktionsstandort für Firmen sehe ich sehr viele Chancen. In Bosnien und Herzegowina ist die Industrie stark ausgeprägt. Es gibt eine starke Lohnfertigung, qualifizierte Fachkräfte und eine hohe Kompetenz für Standards. z. B. werden 70% der Exporte in die EU verschickt“, schildert Martha Suda, Wirtschaftsdelegierte in Sarajevo. Stark wachsende Branchen sind die Metall- und Holzindustrie. Der EU-Beitrittskandidatenstatus habe dem Land einen positiven Impuls gegeben. Allerdings seien noch immer viele Reformen ausständig, betont Suda. 

Innovation schafft Auslandsmärkte

Die weltpolitischen Herausforderungen sind für die Salzburger Wirtschaft sehr fordernd. „Auf hoher See würde man sagen, wir haben einen Sturm. Aus unternehmerischer Sicht ist es daher gut, wenn man breit aufgestellt ist. Gerade im Westbalkan bieten sich Märkte an, die großes Potenzial bieten. Und besonders in Krisenzeiten ist es möglich, mit innovativen Produkten und Dienstleistungen Märkte zu finden, die man neu aufbaut oder weiter vertiefen kann“, betont  Thomas Albrecht, Leiter des WKS-Fachbereichs Handelspolitik und Außenwirtschaft. Die Europäische Kommission hat die Reformagenden der Westbalkanstaaten gebilligt. Im Rahmen des Wachstumsplans werden dem Westbalkan daher 6 Mrd. € zur Verfügung gestellt.