Warum der Sarg zum Leben gehört
Vor 66 Jahren haben Sepp Moser und seine Frau Karoline den Grundstein für den Lungauer Familienbetrieb Moser Holzindustrie mit einer auf Särge spezialisierten Produktion gelegt. Eigentümer Reinhard Moser und dessen Sohn Michael erzählen, was es braucht, um Marktführer in Österreich und in Tschechien zu sein.
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Wie kam es zur Geschäftsidee, sich auf die Produktion von Särgen zu spezialisieren?
Reinhard Moser (RM): Mein Vater Sepp war schon seinerzeit ein Visionär. Also war es für ihn klar, bereits 1957 mehr als nur ein Sägewerk und ein Zimmereibetrieb sein zu wollen. Er hatte mehrere Produktideen, aber die Idee der Sargproduktion hat sich durchgesetzt.
War es schon immer klar, dass Sie den Betrieb übernehmen?
RM: Ja, es war von Kindesbeinen an klar, dass einer von uns zwei Brüdern den Betrieb übernehmen wird. Nachdem mein Bruder eine medizinische Ausbildung gemacht hat, war ich derjenige.
Wie war es für Sie als Kind, mit dem Produkt Sarg aufzuwachsen?
RM: Ganz normal. Für mich ist der Sarg ein reines Produkt, mit dem man aber im Alltag ungern konfrontiert wird. Aber der Tod gehört nun mal zum Leben. Wir haben als Unternehmen mit dem Tod eigentlich nichts zu tun. Damit sind unsere Kunden, die Bestattungsunternehmen, konfrontiert. Davor haben wir großen Respekt.
Sie definieren sich als Partner für Bestatter. Wie schaut Ihr Portfolio aus?
Michael Moser (MM): Unser primäres Produkt ist der Sarg. Als Partner für die Bestattungsunternehmen haben wir unsere Angebotspalette um Urnen, die wir zum Teil auch selbst erzeugen, sowie diverse Ausstattungen erweitert. Sozusagen ein Servicepaket „All in-one“.
RM: Partner zu sein heißt aber auch, in Ausnahmesituationen eine passende Lösung anbieten zu können. Zum Beispiel einen Sarg in Sondermaßen innerhalb von 24 Stunden anzufertigen. Gerade zu Corona-Zeiten, wo wir eine Übersterblichkeit hatten, haben wir Tag und Nacht gearbeitet.
Auch wenn Sie normalerweise keinen Schichtbetrieb haben?
RM: Nein, im Gegenteil. Wir haben seit 1982 eine Vier-Tage-Woche. Damals haben wir unseren Betrieb von Bischofshofen nach St. Michael im Lungau verlagert. Da wir unsere langjährigen, guten Mitarbeiter mitnehmen wollten, wie auch diese ihre Arbeitsstelle behalten wollten, habe ich eine Vier-Tage-Woche vorgeschlagen.
MM: Wobei wir nicht von einer Vier-Tage-Woche sprechen, über die heute diskutiert wird. Wir haben die volle Arbeitszeit von 38,5 Wochenstunden, auf vier Tage aufgeteilt.
Wie viele Mitarbeiter:innen beschäftigen Sie in Summe?
MM: Hier am Standort in St. Michael im Lungau an die 100 und auch in Tschechien 100.
Inwieweit hat sich das Sargdesign im Laufe der Jahre verändert?
MM: Wie andere Produkte auch entsprechen die Modelle dem Trend der Zeit. Hierbei kommen nicht selten von unseren Kund:innen die Anregungen, die wir auch gerne aufnehmen. In Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen werden immer wieder Designstücke entwickelt – so auch anlässlich unseres 60-jährigen Firmenjubiläums. Es obliegt dem Bestatter, diese auch anzubieten.
Wie viele Ausführungen bieten Sie an, und welche sind besonders beliebt?
RM: Mehr als 1.000 Ausführungen. Speziell im Lungau werden Särge aus der Gebirgslärche, Eiche oder Tanne angefertigt. Aktuell sind Asteichen-Särge sehr gefragt.
Kremationen liegen im Trend: Werden dafür günstigere Sargmodelle ausgewählt?
RM: Nein, warum? Ob ich hinterher mit dem Sarg in den Grabhügel fahre oder ins Krematorium, macht keinen Unterschied. Dieser liegt lediglich in der Art der Verabschiedung. Wir setzen uns für eine würdevolle Bestattungskultur ein – nicht nur, weil dies zu unserem Job gehört.
Für mich ist eine Verabschiedung mit einem Sarg würdevoller als mit einer Urne.
Wie leben Sie Nachhaltigkeit?
MM: Sowohl bei der Feuerbestattung als auch bei der Erdbestattung kehrt der Sarg direkt in den ökologischen Kreislauf zurück. Deshalb haben wir Särge entwickelt, die ohne Metall und chemische Behandlung produziert werden. Dafür bekamen wir das österreichische Umweltzeichen.
RM: Wir verwenden ausschließlich Hölzer aus PEFC-zertifizierten Betrieben und kaufen zu 95% in Österreich ein. Zudem verarbeiten wir schnellwachsende Naturhölzer wie Pappeln aus den Donauauen.
Wo liegt Ihr Markt?
MM: Wir beliefern in Österreich nahezu jeden Bestatter. Hier und auch in Tschechien sind wir Branchenführer. Darüber hinaus exportieren wir auch nach Deutschland und in die Schweiz.
Was braucht es für den Erfolg?
RM: Fleiß, Hausverstand, persönlichen Einsatz und einen starken Willen. Und natürlich verlässliche Mitarbeiter:innen und langjährige Geschäftsbeziehungen zu unseren Kund:innen und Lieferanten.
Wann war es für Sie, Michael, klar, dass Sie in den Betrieb einsteigen?
MM: Auch wenn ich die Ausbildung schon darauf ausgerichtet habe, ist meine Entscheidung erst 2018, nach Beendigung meines Studiums in Rom, gefallen. Es ist mir sehr wichtig, das Lebenswerk meines Großvaters und meines Vaters weiterzuführen und weiterhin ein sicherer Arbeitgeber zu sein.
Wie gelingt eine gute Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn?
MM: Man muss sich ergänzen und sollte die Entscheidungen gemeinsam treffen. Ich schätze die jahrelange Erfahrung, die mein Vater in der Branche hat.
RM: Und es braucht die Wertschätzung und das Vertrauen in die junge Generation.