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Wachstumsimpulse vom Arbeitsmarkt

Laut der jüngsten WKS-Konjunkturumfrage stöhnen Salzburgs Betriebe vor allem unter den hohen Arbeitskosten und dem Mangel an Personal. „Eine Entlastung des Faktors Arbeit und eine Erhöhung der Produktivität würden wichtige Wachstumsimpulse bringen“, ist WKS-Präsident Peter Buchmüller überzeugt. 

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Aktualisiert am 23.01.2025

Die Beschäftigungsdynamik hat sich aufgrund der anhaltenden Schrumpfung der Wirtschaft etwas abgekühlt. Je länger die Rezession dauert, desto schwerer tun sich die Betriebe, ihr Personal zu halten, und sie müssen beginnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freizusetzen. „Deshalb benötigt die Wirtschaft dringend Wachstumsimpulse, die auch vom Arbeitsmarkt kommen können, etwa mittels einer Entlastung des Faktors Arbeit durch eine Senkung der Lohnnebenkosten und durch eine Erhöhung der Produktivität“, betont WKS-Präsident Peter Buchmüller. 
Trotz der vorweihnachtlichen Hiobsbotschaften von Großinsolvenzen und einer Pleitewelle, die 2024 über Österreich hinweggeschwappt ist, gibt es viele Betriebe, die nach wie vor händeringend nach Arbeitskräften suchen. „Man darf nicht vergessen, dass Salzburg auch im vergangenen Jahr mit 4,2% die niedrigste Arbeitslosenquote vor Tirol verzeichnete und damit nur knapp über der Vollbeschäftigung lag“, gibt Buchmüller zu bedenken. 


Was den Betrieben unter den Nägeln brennt

Die durch die hohe Inflation getriebenen Lohnerhöhungen 2023 haben sich 2024 als schwerer Rucksack für die Betriebe erwiesen. Die Reallohnerhöhungen lagen deutlich über der Inflation. „Zwar werden in Österreich hochqualitative Produkte hergestellt, für die auf den internationalen Märkten auch entsprechende Nachfrage vorhanden wäre, allerdings haben wir uns mit den hohen Arbeitskosten teilweise selbst regelrecht aus dem Markt gepreist“, gibt der WKS-Präsident zu bedenken. 

Das unterstreicht auch die jüngste WKS-Konjunkturumfrage vom November 2024. Demnach sehen fast 70% der mehr als 1.100 Betriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, in den hohen Arbeitskosten das größte Risiko für den wirtschaftlichen Erfolg in den kommenden sechs Monaten. „Das muss ein Weckruf für die Politik sein, Maßnahmen zu setzen, die Arbeitskosten senken und so die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft wieder nach vorne bringen“, appelliert Buchmüller. Der Arbeitskräftemangel (32%) rangiert zwar nur auf Platz vier der Risikoliste, die verhaltene Beschäftigungsdynamik ändere aber nichts an der grundsätzlichen demografischen Entwicklung. „Das Comeback der Wirtschaft darf nicht am Mangel an Arbeitskräften scheitern“, warnt der WKS-Präsident.   

An Arbeitsmarktreform führt kein Weg vorbei

Laut einer WKS-Umfrage, die im Dezember 2024 präsentiert wurde, melden mehr als die Hälfte der 700 Betriebe, die teilgenommen haben, ihre offenen Stellen und Lehrstellen nicht dem AMS. Fast 60% der Befragten tun das nicht, weil ihrer Meinung nach die Erfolgschancen zu gering sind. „Das ist keinesfalls eine Kritik am AMS, wo gute Arbeit geleistet wird. Allerdings setzt die derzeitige Regelung am Arbeitsmarkt zu wenige Anreize zur Aufnahme einer Beschäftigung. Ich erlebe das leider auch immer wieder in meinem Betrieb“, stellt Buchmüller fest. Seine Erfahrungen werden durch die WKS-Umfrage bestätigt.  
Demnach kommen 84% der Befragten zum selben Schluss wie der WKS-Präsident und sehen in unserem System der Arbeitslosenversicherung zu wenige Anreize für die Aufnahme einer Beschäftigung. Als Gründe nannten mehr als 80% das zu hohe Arbeitslosengeld und 70% die geringfüge Beschäftigung neben dem Bezug des Arbeitslosengeldes, die die Arbeitsaufnahme unattraktiv machen. 
Deshalb führt für Buchmüller an einer Reform der Arbeitslosenversicherung kein Weg vorbei. 

Die Abschaffung des geringfügigen Zuverdiensts neben dem Bezug des Arbeitslosengeldes ist ein großer interessenpolitischer Erfolg für die Wirtschaftskammer.

Mehrarbeit sorgt für Wachstumsimpulse

Das Arbeitsvolumen und die Produktivität sind laut Buchmüller die Basis für Wachstum, Wohlstand und einen funktionierenden Sozialstaat. Studien belegen, dass die größten Wachstumsimpulse von einer Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Jahresarbeitszeit ausgehen, wobei die stärksten Hebel in der Erhöhung der Frauenerwerbsquote und dem Weiterarbeiten in der Regelpension liegen. Deshalb müsse die künftige Regierung an mehreren Stellschrauben drehen, damit wieder mehr gearbeitet und das Arbeitskräftepotenzial im Inland mobilisiert werde. 
Denn es werde immer weniger gearbeitet. Trotz zwei Jahren Rezession ist die Beschäftigung aufgrund der ohnehin faktisch stattfindenden Arbeitszeitverkürzung (2023: 29,2 Stunden, 2024: 28,5 Stunden) nach wie vor verhältnismäßig stabil. Gründe dafür sind der Rückgang bei Überstunden und die Zunahme von Teilzeit. Etwas mehr als 30% aller Erwerbstätigen arbeiten auf Teilzeitbasis. Bekanntlich hat Österreich damit nach den Niederlanden (42,8%) die höchste Teilzeitquote in Europa. „Vollzeitarbeit muss wieder attraktiver werden. Dazu muss die künftige Regierung unter anderem das Steuersystem nachjustieren, auch bei den Überstunden und beim Arbeiten in der Regelpension“, plädiert Buchmüller. Wer derzeit von 20 auf 40 Wochenstunden aufstocke, bekomme am Ende lediglich 68% mehr netto. Ein entscheidender Hebel für die Mobilisierung inländischer Arbeitskräfte ist der weitere Ausbau der Kinderbetreuung, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erhöhen und um die Erwerbsarbeit für Frauen (und Männer) attraktiver zu machen.