© Moonlake/Markus Christ

Von Salzburg hinaus in die Welt: Hannes Schalle im Gespräch

1989 hat Schalle am Mönchsberg sein erstes Unternehmen gegründet. Mittlerweile pendelt der gebürtige Kärntner als Regisseur und Produzent zwischen internationalen Medien-Metropolen und der Mozartstadt, wo er vor einer Woche seinen neuesten Film über den diesjährigen „Jedermann"-Darsteller Philipp Hochmair präsentierte.

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Aktualisiert am 08.08.2024

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Philipp Hochmair?

Vor vier Jahren habe ich Philipp bei einem Treffen im Sacher Café vorgeschlagen, das Projekt „Der Tod holt Jedermann“ zu realisieren – einen Kurzfilm mit digitalen Effekten und KI. Im Februar dieses Jahres erfuhr ich, dass Philipp der nächste „Jedermann"-Darsteller sein würde, und so kam mir die Idee, eine Dokumentation über ihn und seine Stationen zu machen. Er war sofort dabei.

Das ist nicht Ihr erster Film im Rahmen der Salzburger Festspiele. Was verbindet Sie mit diesen Festspielen?

Mit 24 Jahren war ich Assistent von Herbert von Karajan, bei dem ich in seinem Studio Filme geschnitten und vertont habe. Nach seinem Tod 1989 wurde ich von Medienmogul Leo Kirch gefragt, ob ich Filme über die Salzburger Festspiele produzieren könnte. In zwei Jahren intensiver Arbeit haben wir etwa 500 Stunden Filmmaterial aufgezeichnet, woraus große Musik-Dokumentationen mit allen damaligen Klassik-Stars entstanden. Darauf folgten 350 Musikvideos mit Klassik-Künstlern und die Serie Classic Cuts für das ZDF.

Welche Ihrer Filme mit Salzburg-Bezug sind Ihnen be­­sonders wichtig?

Von meinen 14 Filmen mit Salzburg-Bezug möchte ich besonders Salzburg – Gesamtkunstwerk im Herzen Europas (2016), Karajan – Der Maestro und sein Festival (2017), Stille Nacht – Ein Lied für die Welt (2018) und Die Träume des Magiers – 100 Jahre Salzburger Festspiele (2020) und Von Buhlschaften & Jedermännern (2023) hervorheben.

Wie hat Ihre Karriere in Salzburg begonnen?

Ich habe ursprünglich in Graz studiert, aber es gefiel mir dort nicht. Über Umwege landete ich in Boston, wo ich Film und Musik studierte. 1986 kam ich nach Salzburg, um ein Zusatzstudium am Institut für Publizistik zu absolvieren. Professor Kurt Luger brachte mich auf das Projekt „Wissenschaftler gründen Firmen", und ich war einer von 14 erfolgreichen Bewerbern. Mit einem Startkapital von 365.000 Schilling gründete ich meine erste Firma mit Peter F. Doyle am Mönchsberg. Danach nahm alles seinen Lauf.

© Moonlake/Markus Christ Schalle bei der Präsentation des biographischen TV-Specials "Zwischen Himmel und Hölle" mit Philipp Hochmair und Servus TV-Chefredakteur Ferdinand Wegscheider (v. l.).

Was hat Sie inspiriert, Ihrer Vision treu zu bleiben?

Herbert von Karajan hat mich inspiriert, weil er nicht nur ein herausragender Musiker war, sondern auch ein erfolgreicher Geschäftsmann in der Medienwelt.

Welche Fähigkeiten braucht man als Regisseur, Produzent und Komponist?

Man braucht eine Mischung aus kreativen, fachlichen und ökonomischen Fähigkeiten. In Boston lernte ich nicht nur Filmmusik zu komponieren, sondern auch die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese Ausbildung half mir später, als ich in das Entwicklungsteam der FH Salzburg geholt wurde. Dort sollte ich das Wissen aus Boston einbringen und den Schwerpunkt Multimedia Art mitgestalten.

Welche Auswirkungen hat die rasante Entwicklung der KI auf die Filmindustrie und die Menschheit?

Ich habe technologische Innovationen immer als Werkzeuge betrachtet. KI ist für mich ein Sparring-Partner. Die KI-Systeme lernen so schnell dazu, dass sie bald intelligenter sein werden als viele Menschen. In der Filmwirtschaft wird KI große Veränderungen bringen, aber sie wirft auch ethische Fragen auf.

Welche Bedeutung hat Salzburg für Sie persönlich und beruflich?

Salzburg hat eine hohe Lebensqualität und ist der Ort, an dem meine beiden Töchter aufgewachsen sind. Beruflich habe ich hier ein Unternehmen aufgebaut, das in Produktionen in verschiedenen Ländern bis zu 250 Mitarbeiter beschäftigt, denen gegenüber ich mich auch verantwortlich fühle.

Nichtsdestotrotz brauche ich immer wieder die Inspiration internationaler Metropolen, weil uns diese einfach um 20 Jahre voraus sind.

Sie sind auch Fachvertretungsvorsitzender der Film- und Musikwirtschaft in der WKS. Wie hat sich der Filmstandort Salzburg in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt?

Salzburg hat sich stark entwickelt, insbesondere durch Persönlichkeiten wie Herbert von Karajan, Reinhard Schwabenitzky und Didi Mateschitz. Auch Red Bull Media House und Servus TV haben dazu beigetragen. Laut Statistik Austria wurden 2021 österreichweit 1,3 Mrd. € in der Filmindustrie erwirtschaftet, wobei Salzburger Unternehmen einen bedeutenden Anteil daran haben.

Was wünschen Sie sich für den Filmstandort Salzburg?

Ich wünsche mir eine umfassende Ausbildung für Fachkräfte in der Film- und Musikwirtschaft. Wir brauchen eine führende Triple-A-Ausbildung an der FH Salzburg, der Universität PLUS und dem Mozarteum. Auch in der Breite, für Lehrlinge und Handwerker, ist eine gute Ausbildung notwendig. Außerdem fehlen uns Filmstudios für Winterdrehs, um die Wertschöpfung zu erhöhen. Unterstützung seitens der Politik ist wichtig, aber im Vergleich zu Südtirol, das eine fünffache Förderung genießt, sind wir benachteiligt.

Was war die Motivation hinter dem Media Summit, den Sie mitgegründet haben?

Ich war schon immer der Meinung, dass Salzburg eine Plattform braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Beim ersten Treffen waren 25 Teilnehmer dabei; vergangene Woche hatten wir 300 Gäste auf Schloss Leopoldskron. Partner wie die Industriellenvereinigung Salzburg, die RTR:  Fernsehfonds Austria und das österreichische Filminstitut, ABA, AWS und BMAW haben am Programm mitgewirkt.

© Paul Farbermann Der Produzent mit dem Weltstar Billy Joel.
 
© Moonlake/Markus Christ Hannes M. Schalle lässt sich von Medien-Metropolen inspirieren.

Welche prominenten Persönlichkeiten sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Billy Joel, mit dem ich in New York produzieren durfte, und Kelly Clarkson, mit der ich den Haupttrack für „Silent Night" aufgenommen habe, stehen ganz oben auf meiner Liste. Kürzlich habe ich auch mit Babyface und den Pentatonix gearbeitet. Zu den deutschsprachigen Akteuren zählen Hansi Hinterseer, Philipp Hochmair und der verstorbene Peter Simonischek oder auch Veronica Ferres.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Der Film „The Sound of Music Revisited" anlässlich des 60-jährigen Jubiläums von „Sound of Music".

Was ist der Schlüssel zum Erfolg?

Der Glaube an sich selbst und die wirtschaftliche Stabilität, die ich mir mit meinem Team aufgebaut habe. 

Welchen Titel würde ein Film über Sie tragen?

I did it „my Way“.


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