Kinder beim Testen der Spürnasen Primary
© WKS/wildbild/Rohrer

Vom Kindergarten bis zur Mittelschule: MINT bekommt einen deutlich höheren Stellenwert

„Spürnasen Primary“ schließt MINT-Wissenslücken — Pilotprojekt sorgt in den Volksschulen für Begeisterung bei Pädagog:innen  

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Aktualisiert am 13.03.2023

In hundert Salzburger Kindergärten bekommen Kinder in den sog. „Spürnasenecken“ spielerisch vermittelt, wie Naturwissenschaften und Technik funktionieren. Dieses Erfolgskonzept wird jetzt im Pilotprojekt „Spürnasen Primary“ in erweiterter Form in sechs Salzburger Volksschulen erprobt. Salzburg wird damit zum Vorreiter in der schulischen MINT-Ausbildung. 

Seit kurzem haben die „Spürnasen“ in den Volksschulen Mittersill, Eugendorf, Köstendorf, Bürmoos, Golling und Bergheim viel Spaß mit innovativen Ergänzungen zum regulären Unterricht. Denn sie dürfen mit Hilfe des Projekts „Spürnasen Primary“ ihrer Entdeckerfreude freien Lauf lassen, angeleitet von Lehrer:innen, die in den vergangenen Monaten eigens dafür geschult wurden.  

Damit soll das „forschende Lernen“, das in einer ersten Stufe mit den Spürnasenecken in den Kindergärten ermöglicht wurde, auf die Primärstufe der Schulausbildung ausgedehnt werden. Denn dort sind MINT-Inhalte (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) noch eher spärlich vertreten. 


MINT: „Spürnasen“ als erfolgreiche Lösung 

Hier soll „Spürnasen Primary“ entgegenwirken. „Die Wirtschaftskammer Salzburg hat für das Projekt „Spürnasen Primary“ den Startschuss gegeben. Das Land Salzburg unterstützt sowohl die Spürnasen in den Kindergärten als auch das Anschlussprojekt Primary“, erklärt Landesrätin Daniela Gutschi. „Die Spürnasenecken haben sich in den Elementarbildungseinrichtungen bestens bewährt und werden von Kindern und Pädagog:innen hervorragend angenommen. Wir wollen den MINT-Schwerpunkt in allen Bildungsbereichen spür- und erlebbar verankern. Es war daher der logische nächste Schritt, dass das System für die Volksschulen adaptiert und an den Pilotschulen getestet wird“, so Landesrätin Gutschi. 

„Ab Herbst werden wir dann auch zehn MINT-Mittelschulen haben, so viele wie kein anderes Bundesland. Außerdem befinden sich 70 MINT-Gütesiegelschulen in Salzburg, was 14 % aller Standorte in ganz Österreich sind. Man kann daher mit Fug und Recht behaupten, dass wir das absolute MINT-Vorzeigebundesland sind!“ 

Spürnasen Primary wird in sechs ausgesuchten Volksschulen etabliert — und zwar in jenen Gemeinden, in denen bereits mit Beginn des Schuljahres 2022/2023 auch der Schulversuch der MINT-Mittelschulen gestartet wurde.  

„Wir sind daher das erste Bundesland, das eine durchgängige MINT-Ausbildung vom Kindergarten über die Volksschulen bis zu den Mittelschulen konkret in Gang gesetzt hat. Unser Ziel ist eine flächendeckende und durchgängige MINT-Ausbildung vom Kindergarten bis zur Mittelschule und mittelfristig auch in der Oberstufe bis zur Uni“, so Gutschi. 

Lehrplan mit MINT & mehr 

Bei „Spürnasen Primary“ handelt es sich um ein Konzept, in das MINT-Inhalte in Handlungs- und Forschungsanleitungen integriert sind. Bei der Entwicklung wurde zudem der neue Lehrplan, der ab dem Schuljahr 2023/24 in Kraft tritt, einbezogen. „Zusätzlich gibt es konkrete Unterrichtsplanungen, Forschermaterialien, Technik-Ausrüstung, eine eigene Spürnasen-App und ein Aus- und Weiterbildungs-Programm für die Pädagog:innen“, schildert Mag. Caroline Neudecker vom Organisations-Team des Spürnasen-Primary-Projekts.  

Das didaktische Konzept zieht sich von der ersten bis zur 4. Klasse durch. Mehrere Themenbereiche werden mit unterschiedlichen Methoden kindgerecht vermittelt. Es geht um „Sammeln und Ordnen“, „Beobachten und Beschreiben“, „Mikroskopieren und Vergrößern“, „Untersuchen“, „Messen und Vergleichen“ und „Experimentieren“. Dabei kommt auch viel Technologie zum Einsatz, vom Tablet bis zum Elektrobaukasten, von Robotik bis zu Sensoren, Augmented Reality und einer eigenen App, die in der HTL Salzburg für das Projekt entwickelt und von Apple unterstützt wurde.  

Alle Materialien und Experimente finden in einem eigenen Spürnasen-Primary-Möbel Platz, der Prototyp dazu wurde von Studenten der FH Salzburg entworfen.  

Als Leit- und Identifikationsfigur für die Schulkinder dient „Rosa“. Gemeint ist Rosa Kerschbaumer-Putjata (1851 bis 1923). Sie war Augenärztin, bzw. die erste Ärztin Österreichs. Gemeinsam mit „Rosa“ werden die Volksschulkinder in die MINT-Welt einsteigen.  

Gruppenbild von der PK Spürnasenecke
© WKS/wildbild/Rohrer Im Bild v.l. (hinten) Mag. Caroline Neudecker, Mag. Gabi Tischler, Hannes Gruber BA, MSc HR Palfinger AG, Bildungsdirektor Dipl.-Päd Rudolf Mair, (vorne) Leonie, Christopher, Linda (3c), Landesrätin Mag. Daniela Gutschi

Möglichst früh mit MINT beginnen 

Spürnasen Primary soll möglichst früh Lust an technischen Lösungen vermitteln. „Denn mit MINT können wir gar nicht früh genug beginnen“, ist Dr. Peter Unterkofler, IV-Präsident und Obmann der Sparte Industrie, überzeugt. „Die Industrie hat daher von Anfang an das Projekt Spürnasenecke unterstützt. Viele Industriebetriebe haben sich in ihren Standortgemeinden als Sponsoren für die Spürnasenecken betätigt“, berichtet Unterkofler. Bekanntlich sucht besonders der Industriesektor nach Techniker:innen, von denen jedoch zu wenige in Österreich ausgebildet werden. Mit ein Grund ist die Ferne vieler Kinder und Jugendlichen zu den MINT-Fächern bzw. die Schwierigkeit, in den Schulen „MINT“ kindgerecht zu vermitteln. „Projekte wie die Spürnasenecke und Spürnasen Primary bieten sich hier als Lösung an — und der Erfolg gibt uns recht.“ 

Die Förderung von MINT möglichst früh in der Entwicklung von Kindern war auch das Motiv des Sponsorings der Spürnasen-Primary-Einrichtung in der Volksschule Bergheim vonseiten der PALFINGER AG.

„Als Technologiekonzern sehen wir es als unsere Verantwortung, den technischen Nachwuchs aktiv zu fördern. Kinder sind geborene Forscherinnen und Forscher. Die Spürnasenecken nutzen ihren natürlichen Wissensdurst und leisten einen wichtigen Beitrag dazu, traditionelle Rollenbilder in einer frühen Entwicklungsphase aufzubrechen. Es gilt, frühzeitig dem Fachkräftemangel entgegenzutreten und durch die Unterstützung der Spürnasen leistet PALFINGER hier einen Beitrag für die Zukunft. Wir sind stolz darauf, Teil von diesem außergewöhnlichen Projekt zu sein.“

MINT konkret und leicht umsetzbar vermitteln 

Für die Wirtschaftskammer Salzburg sind die Spürnasenecken und nun das Programm „Spürnasen Primary“ ein Fundament für die verstärkte IT- und MINT-Ausbildung in Salzburg, weshalb sich die WKS dafür besonders einsetzt, betont Mag. Gabi Tischler, in der WKS für Bildungsfragen zuständig.  

Das Programm, das von WKS-Mitarbeiterin Mag. Monika Santner engagiert vorangetrieben wird, hat 2022 die Schallmauer von 100 Standorten im Bundesland durchbrochen. Mittlerweile haben sich auch andere Wirtschaftskammern und die WKÖ dem kindgerechten MINT-Programm in den Kindergärten angeschlossen.

Gruppenbild von der PK Spürnasenecke
© WKS/wildbild/Rohrer Die Begeisterung für das „Spürnasen-Primary“-Projekt in den sechs Salzburger Volksschulen ist groß (v. l.): Caroline Neudecker, ­Monika Santner und Christine Neudecker.

Das Land Salzburg fördert nun das Spürnasenprogramm zusätzlich mit 100.000 € aus den Mitteln der Wirtschaftsförderung. „Wir sind hier Wirtschaftsreferent und Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer sehr dankbar. Damit können wir die Spürnasenecken in weiteren Salzburger Kindergärten etablieren!“, betont Gabi Tischler. Eine Evaluierung des vom Land Salzburg mitfinanzierten Spürnasenprojekts in den Kindergärten hat mittlerweile den hohen pädagogischen Wert der Spürnasenecken bestätigt.  

Die WKS hat gemeinsam mit der Sparte Industrie die finanziellen Mittel zur Entwicklung des „Spürnasen Primary“-Projekts zur Verfügung gestellt. Zusätzlich haben zwei Sparten der WKS (Gewerbe & Handwerk, Information & Consulting) und namhafte Betriebe (PALFINGER AG, Fahnen-Gärtner GmbH, Blizzard Sport GmbH, Privatstiftung Sparkasse Mittersill, W&H Dentalwerk Bürmoos GmbH, Leube GmbH) in den Pilotgemeinden finanzielle Beiträge für „Spürnasen Primary geleistet.“  

Begeisterung bei den Pädagog:innen ist groß 

Ergänzend zu den sechs Volksschulen beteiligen sich die Pädagogischen Hochschulen von Salzburg und Wien am „Primary-Projekt“. Sie werden das Projekt wissenschaftlich begleiten und evaluieren. Studierende erproben bereits die Materialien — die ersten Rückmeldungen sind schon sehr positiv ausgefallen, berichtet Caroline Neudecker. 

Wie überhaupt die Begeisterung für die Spürnasen-Primary-Anleitungen bei den Pädagog:innen groß ist. „Sie sehen das Forschermaterial und die Arbeitsblätter als große Erleichterung, um den Schüler:innen die MINT-Themen näher zu bringen. Auch die dazu angebotenen Fortbildungsseminare an der PH Salzburg sind bereits fast ausgebucht. So kann MINT unterrichtet werden, dass es für alle einen Mehrwert bringt!“

www.spuernasenecke.com