WKS/Birgit Probst
© WKS/Birgit Probst

Umweltschützer der ersten Stunde

Im Bundesland Salzburg gibt es insgesamt sechs aktive Rauchfangkehrer-Meisterinnen. Nina Pletschacher ist eine von ihnen. Im SW-Gespräch erzählt sie, warum sie ihren Beruf liebt und wie sich dieser im Laufe der Zeit gewandelt hat. 

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 09.01.2025

Wann hatten Sie Ihre ersten Berührungspunkte mit dem Rauchfangkehrer-Gewerbe?

Mein Vater ist seit 40 Jahren selbstständiger Rauchfangkehrer-Meister, daher bin ich von klein auf mit dem Beruf vertraut. Ich habe im elterlichen Betrieb meine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert und hatte somit die Möglichkeit, mir theoretisches Wissen anzueignen. Eine Ausbildung zum Rauchfangkehrer stand damals nicht am Plan, weil der Beruf anno dazumal körperlich wesentlich anstrengender war. Daher hatte mein Vater damals auch keine Intention, dass ich als Frau in seine Fußstapfen treten sollte.

Wann haben Sie sich dazu entschieden, den elterlichen Betrieb zu übernehmen?

Nachdem ich einige Jahre in großen Unternehmen Berufserfahrung sammeln konnte, bin ich vor etwa vier Jahren in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt. Da sich der Berufsalltag des Rauchfangkehrers mit dem technischen Fortschritt der modernen Heizanlagen stark gewandelt hat, ist die Idee entstanden, die Ausbildung im zweiten Bildungsweg zu absolvieren.  

Wie verlief Ihr erster Außendienst?

Das hat mir großen Spaß gemacht! Die Kunden waren begeistert, dass eine junge Frau dabei war, da dies in unserem Kehrgebiet im ländlichen Raum ein Novum war. Die Reaktionen waren durchwegs positiv. Das Handwerk stellt für mich eine Bereicherung zum Büroalltag dar. 

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?

Die Kombination aus handwerklicher Tätigkeit und technischem Know-how. Dass die Arbeit körperlich anspruchsvoll ist – etwa beim Reinigen von Abgasanlagen – und dass man sich viel an der frischen Luft bewegt. Gleichzeitig ist der Beruf technisch und vielseitiger geworden, da viele Normen und Gesetze einzuhalten sind. Besonders schätze ich den Kontakt zu den Kunden. 

Wie hat sich das Gewerbe in den vergangenen Jahren verändert?

Zur klassischen Kehrarbeit sind im Laufe der vergangenen 25 Jahre viele neue Tätigkeiten hinzugekommen wie zum Beispiel die Abgasmessung, bei der wir den CO-und CO2-Ausstoß überwachen. Wir führen Dichtheitsüberprüfungen und Strömungsberechnungen bei neuen Feuerstätten durch, um sicherzustellen, dass die Heizung sicher und effizient arbeitet. So gesehen sind wir als Rauchfangkehrer Umweltschützer der ersten Stunde. 

Warum gilt der Rauchfangkehrer als Glücksbringer?

Das stammt aus dem Mittelalter, als Häuser oft aus Holz gebaut waren und Kamine durch den Ruß leicht in Brand gerieten. Der Rauchfangkehrer war lebenswichtig, um Brände zu verhindern, seit damals gilt er als Glückssymbol. 

Wie bereiten Sie sich auf die Betriebsübernahme vor?

Im Moment steht die bestmögliche Einarbeitung im Vordergrund. Als Quereinsteigerin profitiere ich von der Berufserfahrung und vom Rückhalt meines Vaters und lerne aus seinen Erfahrungen.  

Pletschacher
© Pletschacher Als Meisterin braucht es nicht nur fachliches Können, sondern auch Schwindelfreiheit.

Vor zwei Jahren haben Sie Ihre Meisterprüfung absolviert. Welchen Stellenwert genießt Ihrer Meinung nach der Titel in der Gesellschaft?

Ich habe den Eindruck, dass der Meistertitel generationsabhängig unterschiedlich wahrgenommen wird. Der älteren Generation ist bewusst, wie viel Know-how und damit verbundene Qualität im Meistertitel stecken. Bei der jüngeren Generation fehlt meiner Meinung nach oft das Bewusstsein für die Bedeutung des Meistertitels. Hier bedarf es noch der Imagearbeit.

Welche Fähigkeiten braucht es als Rauchfangkehrer-Meisterin?

Durchhaltevermögen und Verantwortungsbewusstsein für Mitarbeiter und Kunden.

Sie sind Landessprecherin des Meister Alumni Clubs. Welche Ziele verfolgt dieser?

Da geht es um den Austausch zwischen selbstständigen und angestellten Meistern. Der Club ermöglicht Netzwerken und Wissenstransfer, unabhängig von der beruflichen Position. 

Wie soll der Nachwuchs sichergestellt werden?

Es wäre wichtig, bereits in Schulen das Berufsbild zu erklären und das Handwerk positiv zu präsentieren – vor allem als modernen und krisensicheren Beruf. Da bedarf es, wie gesagt, noch einer ganzen Menge an Imagearbeit. 

Was bedeutet Ihnen Erfolg?

Qualitätvolle Arbeit zu leisten, zufriedene Kunden zu haben und abends mit einem guten Gefühl schlafen zu gehen. Vertreter unseres Berufes tragen eine große Verantwortung für Sicherheit und Umweltschutz.