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Teilzeitarbeit darf nicht Normalarbeitszeit werden!

Jeder vierte Erwerbstätige in Österreich arbeitet weniger als 25 Stunden in der Woche. Das dadurch fehlende Arbeitsvolumen verschärft jedoch zusätzlich den Arbeitskräftemangel. Die WKS fordert daher positive Anreize auf allen Ebenen für ein Zurück zu mehr Vollzeitarbeit! Ein höheres Stundenausmaß muss sich wieder rentieren.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 18.10.2023

Tatsächlich ist die Teilzeitarbeit seit den 70er-Jahren stetig auf dem Vormarsch. 

  • Damals betrug die Teilzeitquote 6,5%, heute arbeiten 30,5% aller Beschäftigten nicht in einem Vollzeit-Job.
  • Das sind rund 1,36 Millionen Beschäftigte, rund eine Million davon sind Frauen.
  • Bei den Frauen ist die Teilzeitquote von 2005 (40,4%) auf 50,7% (2022) gestiegen.
  • Für 419.000 der Frauen ist zwar die Betreuung (Kinder, Pflegebedürftige) der Hauptgrund für eine Teilzeitbeschäftigung, aber mehr als 27% der in Teilzeit arbeitenden Frauen geben andere Gründe an, bei den Männern sind es über 28%.
  • Bei den Männern nahm die Teilzeitquote von 2005 mit 5,7% auf 12,6% zu. 

Übrigens: Je höher die Qualifikation der Männer, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Teilzeitbeschäftigung, bei den Frauen ist es umgekehrt. So arbeiten auf Teilzeitbasis Männer mit Hochschulabschluss am häufigsten, Frauen mit Hochschulabschluss am seltensten. 

Fazit:

  • Jeder vierte Erwerbstätige in Österreich arbeitet weniger als 25 Stunden in der Woche.
  • Bereits jede zweite Frau und jeder achte Mann arbeiten in Teilzeit.
  • Der Anteil bei Männern wie Frauen, bei denen der Grund für eine Teilzeitarbeit nicht in Betreuungspflichten liegt, ist gewachsen. (Quelle: Statistik Austria). 

Gegensteuerung ist notwendig

Für die Wirtschaftskammer Salzburg ist der Trend zur Teilzeitarbeit oder zu „weniger arbeiten“ eine höchst problematische Entwicklung:

  • „Weniger arbeiten“ im demografischen Umbruch lässt das Angebot an Arbeitskräften bzw. deren mögliches Arbeitsausmaß bald noch kleiner werden. Dies gilt auch für eine verpflichtende Arbeitszeitverkürzung, weshalb diese von 90% der Unternehmer:innen in Salzburg abgelehnt wird.  
  • Fehlen die Fachkräfte bzw. mindert sich das Arbeitsausmaß noch weiter, wird auch die notwendige Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität schwierig zu erreichen sein, ebenso wie die Aufrechterhaltung einer dynamischen, innovativen, und wettbewerbsfähigen Wirtschaft.
  • Der wachsende Engpass an Mitarbeiter:innen führt schon jetzt zu einem Abbau der Leistungen in den Unternehmen (etwa eingeschränkte Öffnungszeiten in der Gastronomie). Oder die Betriebe verlagern die Produktion dorthin, wo die Arbeitskräfte noch ausreichend vorhanden und bereit zur Vollzeitarbeit sind.
  • Der Trend zu mehr Teilzeit ist zudem auch eine sozialpolitische Zeitbombe. „Weniger arbeiten“, das heißt gleichzeitig weniger Mittel für die Sozialsysteme. Denn die Finanzierung des Sozialstaats mit seinem umfangreichen Leistungsspektrum ist schlichtweg nicht auf Teilzeit ausgelegt. Eine noch höhere Teilzeitquote bedeutet somit tendenziell ein Wohlfahrtsabbau für alle.

Wunsch nach mehr Freizeit dominiert

In einer repräsentativen Umfrage mit Rückmeldung von 1.072 Salzburger Unternehmer:innen wurde auch danach gefragt, was die Gründe für den Wunsch nach Teilzeitbeschäftigung in den Unternehmen sind. Der Blick in den betrieblichen Alltag ergibt folgendes Bild:

© WKS
  • Demnach gehen fast 56% der befragten Unternehmer:innen davon aus, dass der Wunsch nach mehr Freizeit stärker ausgeprägt ist als Wunsch nach Teilzeit als etwa fehlende Betreuungsangebote für Kinder (31,7%) oder Pflegebedürftige (8%). 
  • Fast die Hälfte der Befragten hält aber auch die steuerlichen Rahmenbedingungen für eine Arbeitszeitaufstockung als Hindernis bzw. als Anreiz, lieber in Teilzeit zu arbeiten.

Die WKS fordert daher:

Wir müssen wieder zurück zu mehr Vollzeitarbeit! Es braucht positive Anreize auf allen Ebenen — ein höheres Stundenausmaß muss sich wieder rentieren.

  • Kinderbetreuung ausbauen: Es muss den Familien leichter gemacht werden, Kinder und mehr Erwerbsarbeit unter einen Hut zu bringen, weshalb die Wirtschaftskammer für einen Rechtsanspruch auf einen Vollzeit-Betreuungsplatz eintritt. Ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung würde die Schaffung ausreichender räumlicher und personeller Voraussetzungen in der Kinderbetreuung beschleunigen. 
  • Mehr Netto vom Brutto: Österreich ist ein Hochsteuerland mit der dritthöchsten Abgabenbelastung auf Arbeit in der OECD. Arbeit, vor allem Mehr- und Überstunden, müssen sich auch auszahlen.  
  • Weitet jedoch derzeit eine Teilzeitkraft die Wochenarbeitszeit um 50% aus, verdient der/die Mitarbeiter/-in nicht 50% mehr, sondern steigt der Nettolohn nur um 32,4%. Damit liegt Österreich an drittletzter Stelle in der EU. (Quelle: Agenda Austria). Österreich gehört damit zu den Ländern, in denen es am wenigsten Anreiz gibt, Vollzeit statt Teilzeit zu arbeiten.   
  • Daher braucht es weitere Lohnnebenkostensenkungen, eine Ausweitung der Steuerbegünstigung für Überstunden und eine Tarifreform, in der sich der Zuwachs an Arbeit auch „netto“ auszahlt. 
  • Arbeit in der Pension muss attraktiver werden: Für alle, die weiterarbeiten wollen, muss es sich auch auszahlen. Wird eine Pension aufgeschoben, soll sie stärker aufgewertet werden. Arbeiten Personen nach Antritt der Regelpension gerne weiter, sollten die Pensionsversicherungsbeiträge für Pensionist:innen gestrichen werden. Rund 20% der (angehenden) Pensionist:innen sind laut Umfragen bereit, auch nach Erreichen des Regelpensionsalters etwas für den Arbeitsmarkt zu leisten — wenn es sich entsprechend lohnt.  
  • Die geblockte Altersteilzeit soll als Modell auslaufen.