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Stimmungswandel dringend notwendig

Die gewerbliche Bauwirtschaft leidet unter der schwachen Nachfrage am privaten Wohnbausektor. Lediglich der Tourismus hält die Konjunktur noch aufrecht. 

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Aktualisiert am 04.09.2024

Für Peter Dertnig, Innungsmeister des Salzburger Baugewerbes, kam die jüngste Meldung über den Stopp für die Salzburger Sanierungsförderung zur absoluten Unzeit: „Gerade weil die privaten Häuslbauer immer weniger werden, ist die Sanierung zu einem wesentlichen Faktor für das Salzburger Baugewerbe geworden. Darum ist es umso wichtiger, dass die Politik hier rasch Lösungen erarbeitet und die Fördertöpfe in Zukunft besser dotiert werden.“  

Während sich die Lage für das Baugewerbe in der Stadt Salzburg und dem Flachgau sehr schwierig darstellt, ist in Innergebirge der Tourismus nach wie vor ein wesentlicher Stabilitätsfaktor. „Allein die Ski-WM in Saalbach hat vielfältige Investitionen in der Region ausgelöst“, weiß Dertnig. Etwas entspannt hat sich die Lage bei den Materialkosten. „Stahl sowie erdölbasierende Baustoffe wie Dämmmaterial sind wieder auf Vor-Corona-Niveau“, sagt Dertnig weiter. Hoch ist der Preis hingegen bei Beton und Ziegel, was auf die hohen Energiekosten zurückzuführen ist. Daher werden auch die Baupreise insgesamt in naher Zukunft nicht zurückgehen. 

Problematisch sieht Dertnig auch die gesunkenen Gewinnmargen für die Betriebe selbst. „Wir bewegen uns derzeit bei einem Erlös zwischen 3 und maximal 5%. Gleichzeitig sind etwa die Löhne um 10% im Vorjahr und um 8% im heurigen Jahr gestiegen. Rechnet man alle anderen Kostensteigerungen wie Energie mit ein, dann geht sich das irgendwann nicht mehr aus“, gibt der Innungsmeister zu bedenken.  

© WKS/Veigl Bau-Innungsmeister Peter Dertnig.

Runter mit den Lohnkosten 

Dabei ist der Branche sehr wohl bewusst, dass nur ein gutverdienender Mitarbeiter auch konsumiert bzw. in Baumaßnahmen investiert. Abhilfe könne hier nur eine rasche Senkung der Lohnnebenkosten sowie eine Steuerfreistellung von Überstunden bringen. „Da muss die Politik rasch handeln. Denn Leistung muss sich wieder lohnen“, betont Dertnig. Vor allem für junge Menschen müsse es wieder attraktiv und leistbar werden, sich selbst ein Eigenheim zu schaffen. „Die Jugend ist nicht faul, ihnen fehlt einfach die Perspektive“, sagt Dertnig. 

In diesem Sinne erteilt Dertnig auch den 30-Stunden-Fantasien von SPÖ und Gewerkschaft eine klare Absage: „Diese Pläne generieren noch mehr Mangel und Engpässe für die Wirtschaft. Denn was nützt mir das Mehr an Freizeit, wenn gleichzeitig der Wirt oder der Nahversorger auch zu haben. Dann kann ich gleich zu Hause vor dem Fernseher sitzen bleiben.“ 

Laut Dertnig müsse in Politik und Gesellschaft generell wieder ein Umdenken stattfinden. „Auf der einen Seite reden wir vom Green Deal und vom Flächenfraß und auf der anderen Seite bauen Industriebetriebe im nahen Oberösterreich im großen Stil Stellen ab, weil die Produktionsbedingungen in Osteuropa oder den USA deutlich attraktiver sind. Geht das so weiter, könnte rasch die Basis für unseren Wohlstand verloren gehen“, betont Dertnig. 

Dabei halte die Wirtschaft – und hier gerade auch die heimische Bauwirtschaft – umfangreiche technische Lösungen für die Klimawende bereit. „Gerade in Salzburg sind wir mit unserem Forschungszentrum an der BAUAkademie Vorreiter bei der Bauteilaktivierung“, erläutert Dertnig. Bauteilaktivierung ist eine simple Methode für behagliches Heizen und Kühlen. Sie kann Wärme oder Kälte speichern und ist auch optimal für den Einsatz von erneuerbarer Energie. „In Ostösterreich wird die Bauteilaktivierung bereits massiv eingesetzt. Hierzulande muss es sich noch stärker durchsetzen, dass wir nicht nur mit dem ökologischen Baustoff Holz eine klimaneutrale Zukunft erreichen können“, resümiert Dertnig.