Über den Dächern von Salzburg: Die Stieglbrauerei betreibt zwei Photovoltaik-Anlagen und ein eigenes Kleinwasserkraftwerk.
© Stiegl/Neumayr

Stiegl setzt auf Kreislaufwirtschaft

Mit einer Reihe von Maßnahmen bemüht sich die Stieglbrauerei seit Jahren darum, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.

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Aktualisiert am 07.05.2024

201 Gramm pro Liter Bier: So groß ist der CO2-Fußabdruck, den Österreichs größte Privatbrauerei derzeit hinterlässt. Obwohl die CO2-Emissionen im Vergleich zu früheren Jahren deutlich gesunken sind, ist Chefbraumeister Christian Pöpperl noch nicht zufrieden: "Unser Ziel ist es, bis 2025 auf einen Wert von 190 Gramm pro Liter zu kommen.“

Ressourcenschonung sowie Engagement für die Umwelt seien bei Stiegl wesentliche Teile der Unternehmensphilosophie. "Wir bekennen uns klar zu Qualität, Regionalität und nachhaltigem Wirtschaften. Dazu gehört auch, wenn möglich heimische Rohstoffe einzusetzen und sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen“, sagt Pöpperl, der auch Leiter des Ressourceneffizienz-Teams von Stiegl ist. 

Aus alt wird neu

Die Brauerei verschreibe sich bereits seit Jahren der Kreislaufwirtschaft. "Die Rohstoffvorräte sind endlich. Darum bleibt uns gar nichts anderes übrig, als in Kreisläufen zu denken“, meint Pöpperl und nennt als Beispiel die Stiegl-Bierkisten. Sie bestehen zu 80% aus Granulat, das aus alten Kisten gewonnen wird. Bisher habe man etwa 900.000 Kisten ausgewechselt. "Durch das Recycling konnten wir mehr als 1.400 Tonnen Kunststoff einsparen“, hebt Pöpperl hervor. 

Mit "Stieglitz“ ist Stiegl vor kurzem in das Limonadengeschäft eingestiegen. Mittelfristig hofft man auf eine jährliche Produktionsmenge von 100.000 Hektolitern.
© Stiegl Mit "Stieglitz“ ist Stiegl vor kurzem in das Limonadengeschäft eingestiegen. Mittelfristig hofft man auf eine jährliche Produktionsmenge von 100.000 Hektolitern.

Zudem hat Stiegl rund 800.000 € in eine 0,33-Liter-Mehrwegflasche investiert, die seit April im Handel ist und österreichweit in allen Geschäften zurückgegeben werden kann. Neben mehreren Biersorten wird auch die neue Limonade "Stieglitz“ in der neuen Flasche abgefüllt. Für den Chefbraumeister ist sie das Gebinde der Zukunft. "Die genormte Poolflasche aus thermisch gehärtetem Leichtglas ersetzt auch in der Gastronomie alle bisherigen 0,33-Liter-Mehrwegflaschen. Sie ist mit einem Gewicht von 205 Gramm nicht nur 30 bis 40% leichter als vergleichbare Flaschen, sondern auch bruchfester und wesentlich langlebiger. Statt bisher 20-mal kann sie bis zu 40-mal wieder befüllt werden“, zählt Pöpperl auf.

Bei Fässern und Flaschen betrage die Mehrwegquote aktuell mehr als 72%. "Damit liegen wir über dem Branchenschnitt von 58%. Wir wollen uns aber trotzdem weiter verbessern und mittelfristig in Richtung 80% kommen.“

Mehr Nachhaltigkeit und Effizienz strebt Stiegl auch bei der Energieversorgung an. Ein eigenes Kleinwasserkraftwerk am Salzburger Almkanal sowie zwei Photovoltaik-Anlagen mit einer Fläche von 1.500 Quadratmetern erzeugen pro Jahr etwa 900.000 Kilowattstunden Strom. Damit können knapp 10% des Strombedarfs abgedeckt werden. Darüber hinaus wurden sämtliche Keller- und Hallenbeleuchtungen auf sparsame LED-Technik umgerüstet. "Durch unsere Investitionen in die Energieeffizienz sowie die Eigenerzeugung von Strom konnten wir mehr als eine Million Kilowattstunden pro Jahr einsparen“, sagt Pöpperl.

Rohstoffe aus Österreich

Stiegl beschäftigt rund 780 Mitarbeiter und erzielt einen Bierausstoß von einer Million Hektoliter pro Jahr. Die für die Bierherstellung notwendige Braugerste kommt hauptsächlich aus Niederösterreich. "Es macht immer weniger Sinn, Rohstoffe aus irgendwelchen Teilen der Welt herzukarren – nicht nur wegen des CO2-Fußabdrucks, sondern auch wegen der steigenden Transportkosten“, erklärt Pöpperl. Der Biertreber – von diesem Abfallprodukt fallen in der Produktion rund 20.000 Tonnen pro Jahr an – wird zum einen als Futtermittel verwendet. Zum anderen stellt das Salzburger Start-up EasyVegan daraus Biersnacks und andere Lebensmittel her. 

Die konkrete Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie ist laut Pöpperl "ein laufender Prozess, der nie endet“. Ziel sei es, mit möglichst wenig Energie das Auslangen zu finden. "Es laufen mehrere Projekte, welche die Effizienz in den verschiedensten Bereichen steigern sollen. Wir schauen uns zum Beispiel an, was man bei Kältesystemen und Antrieben noch alles herausholen kann“, sagt der Chefbraumeister. Der Gas-Ausstieg wird für 2030 angepeilt.