Festspiele des Handwerks: Spitzenleistungen vor den Vorhang
Bereits zum 34. Mal wird heuer von der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKS der „Salzburger Handwerkspreis“ vergeben. Die Sieger werden bei den „Festspielen des Handwerks“ am 12. Oktober im „Haus für Mozart“ im Salzburger Festspielbezirk ausgezeichnet.
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„Ich gratuliere allen Gewinnern zu ihren hervorragenden Projekten. Der Salzburger Handwerkspreis ist einer der renommiertesten Wirtschaftspreise des Landes und zeigt Jahr für Jahr, zu welch meisterlichen, kreativen und innovativen Leistungen Salzburgs Gewerbe- und Handwerksbetriebe fähig sind“, sagt Spartenobmann KommR Josef Mikl im Rahmen des Pressegesprächs zur Präsentation der Sieger des Handwerkspreises 2024.
Die Bandbreite der Einreichungen war auch heuer groß: Sie reichte von technisch aufwändigen Sanierungen bzw. Neubauten über innovative Neuentwicklungen bis hin zu traditionellen Handwerksarbeiten. Die Basis für diese „Top-Qualität made in Salzburg“ ist das hochwertige duale Berufsausbildungssystem (von der Lehre bis zum Meister). „Dieses auf der ganzen Welt anerkannte Berufsbildungssystem ist unser großer Schatz, den es zu erhalten gilt“, unterstreicht Mikl.
Meister wird zügig aufgewertet
Gerade dabei könne die Wirtschafskammer auf große Erfolge in der jüngsten Vergangenheit verweisen. Seit 2019 ist der Meister dem akademischen Bachelor gleichgestellt (auf Stufe 6 im Nationalen Qualifikationsrahmen – NQR) und seit drei Jahren dürfen Handwerksmeister ihren Titel offiziell führen und in Dokumenten eintragen lassen. Darüber hinaus sind seit Ende August Meistertitel für 14 weitere Befähigungsprüfungen Realität. Das wurde durch eine Gewerberechtsnovelle möglich, die am 23. August d. J. in Kraft getreten ist. „Wir freuen uns über diese Aufwertung sehr. Meisterliche Leistungen sollen sichtbar sein und die Anerkennung erfahren, die sie verdient haben. Wir brauchen in Österreich noch mehr Meisterinnen und Meister, um den Wirtschaftsstandort in den Regionen und die fachliche Kompetenz in den Betrieben zu stärken“, erläutert Mikl.
Der Meistertitel, den bereits alle Meisterinnen und Meister im Handwerk (82 Handwerke) seit 2020 tragen dürfen, wird nun auch für Gewerbe möglich, die in der Öffentlichkeit bisher schon als Handwerker wahrgenommen wurden, in denen aber aus historischen Gründen keine Meister-, sondern Befähigungsprüfungen abgelegt werden. Konkret sind das:
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Darüber hinaus gibt es künftig den eintragungsfähigen Meistertitel – mit einer ergänzenden Spezifikation – für vier der höchsten Berufsqualifikationen im Gewerbe und Handwerk, die schon bisher das Wort „Meister“ in der Bezeichnung führten. Das sind:
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„Die Gleichwertigkeit des Meisters mit Hochschulabschlüssen, die bessere Sichtbarkeit des eintragungsfähigen Meistertitels und die neuen Qualifikationen, die mit der Höheren Beruflichen Bildung möglich werden, bieten jungen Menschen großartige berufliche Perspektiven. Viele Eltern wissen noch zu wenig Bescheid, welche attraktiven Karriereoptionen über den Einstieg mit einer Lehre möglich sind“, unterstreicht Mikl die Aufwertung der Meisterqualifikation.
Rekordzahl bei Meisterprüfungsabsolventen
Dass der Meistertitel in den vergangenen Jahren noch attraktiver geworden ist, belegen auch die Zahlen der Meisterprüfungsabsolventen in Salzburg: Bei der heurigen Meisterbriefverleihung am 12. Oktober im „Haus für Mozart“ werden rekordverdächtige 432 Meisterbriefe und Befähigungsurkunden an 410 neue Meister vergeben. Im Vorjahr sind es 408 Meisterbriefe für 399 Absolventen gewesen. 2015 waren es noch 254 Jungmeister in Salzburg. „Es ist erfreulich, dass immer mehr junge Menschen die Qualität und den Sinn der Meister- bzw. Befähigungsprüfung erkennen und schätzen“, betont Mikl.
Gewerbekonjunktur: Keine Besserung in Sicht
Was die Konjunkturlage in Salzburgs Gewerbe- und Handwerksbetrieben betrifft, geben die aktuellen Umfragedaten der KMU Forschung Austria wenig Anlass zum Optimismus. Denn demnach sind derzeit die Betriebe mit schlechter Geschäftslage in der Mehrzahl (um 4 Prozentpunkte mehr als jene mit guter Geschäftslage). Das Institut verzeichnet damit das vierte Mal in Folge eine negative Quartalsbeurteilung. Auch die Umsätze und Auftragseingänge sind im ersten Halbjahr 2024 wertmäßig um 3,7% gesunken, was bei steigenden Verkaufspreisen um 4,1% einen realen Umsatzrückgang von 7,8% bedeutet. Auch für das vierte Quartal wird keine Besserung erwartet.
„Für eine Stimmungsaufhellung braucht es dringend positive Signale aus der Politik! Und dazu zählen vor allem Maßnahmen zur Entbürokratisierung“, fordert Mikl. Dabei hat die EU bereits auf eine zentrale Forderung der Sparte Gewerbe und Handwerk reagiert und die Entwaldungsverordnung verschoben. Laut dieser Verordnung sind Unternehmen verpflichtet, zur Reduktion von globaler Entwaldung beizutragen. Entlang der Lieferkette muss der „Bewaldungs-Status“ von Erzeugungsflächen nachgewiesen werden.
Das würde auch das Gewerbe und Handwerk massiv treffen: Vom Fleischer bis zum Futtermittelhersteller, vom Chocolatier bis zur Konditorei, vom Tischler bis zum Kfz-Betrieb, der Kautschuk-Produkte importiert, jeder muss eine Sorgfaltserklärung erstellen und hochladen, fünf Jahre aufbewahren und Kontrollen unterstützen. „Aufgrund des massiven Aufwandes fordern wir eine gänzliche Freistellung unserer Betriebe von dieser Verordnung“, sagt der Spartenobmann weiter. Die Salzburger Landesregierung hat einige zu begrüßende Maßnahmen wie einen Annuitätenzuschuss für Wohnungskäufer und eine Entrümpelung des Baurechts im Rahmen eines Wohnbaupakets angekündigt. „Wir hoffen nun auf eine rasche Umsetzung. Denn wenn der Bau weiterhin auslässt, wird das in Folge auch bei sämtlichen Ausbau- und Baunebengewerben noch stärker spürbar werden“, warnt Mikl.
Die Sieger des Salzburger Handwerkspreises 2024:
Mit dem ersten Platz wurde heuer die Dachdeckerei und Spenglerei Heigl GmbH in Altenmarkt für die Dach- und Fassadenarbeiten bei der Bergstation „Energiekristall“ am Dachstein ausgezeichnet. Eine der besonderen Herausforderungen stellte die exponierte Lage der Baustelle auf 2.700 Metern Seehöhe dar. Insgesamt wurden 4.600 Quadratmeter Dach- und Fassadenelemente mit integrierter PV-Anlage angebracht. Das Gebäude kann dadurch 80% seiner benötigten Energie selbst erzeugen. Die Arbeiten fanden zwischen August 2023 und Mai 2024 bei jedem Wetter statt.
Den zweiten Platz belegte die Messermacher Richard Kappeller GmbH in Salzburg mit dem Tranchiermesser „Epochenreise“. Das Messer besticht durch einen markanten Silbergriff, der mit kunstvollen Gravuren verziert ist. Von der filigranen Detailarbeit der Renaissance über die harmonischen Formen der Klassik bis zu den klaren Linien des Jugendstils reflektiert jede Gravur die jeweilige Epoche und verwandelt das Messer in ein Kunstwerk, das Tradition und zeitlose Eleganz vereint. Das Messer war auch als Exponat bei der heurigen „Biennale“ in Venedig vertreten.
Den dritten Platz holte sich die Pagitsch GmbH in Tamsweg für die Trockenbauarbeiten im Wellnesshotel Krallerhof in Leogang. Im neuen Teil des Krallerhofes hat Pagitsch 24.000 Laufmeter Holzlamellen an der Deckenkonstruktion verbaut und die gesamten Trockenbauarbeiten durchgeführt. Die bis zu 5 Meter langen Holzlamellen wurden aus heimischem Lindenholz gefertigt. Außerdem wurden Akustik-, Kühl- und Metalldecken errichtet. Das Projekt Krallerhof stellte aufgrund der kurzen Bau- und Planungszeit eine besondere Herausforderung dar.
Darüber hinaus wurden drei Anerkennungspreise vergeben:
An die Tischlerei Johannes Seidl in Kuchl für das Projekt „Roomflapper“. Der „Roomflapper“ ist ein als Homeoffice-Lösung gedachtes Möbelstück, das Schlaf- und Arbeitsbereich auf kleinstem Raum vereint. Durch einen Klappmechanismus kann das System als Bett oder als Schreibtisch genutzt werden. Matratze und Bettzeug werden mit einem Halteband befestigt, somit löst sich beim Aufklappen nichts. Es gibt den Roomflapper als Einzelbett, Stockbett oder Doppelbett.
An die Stockinger & Reinthaler Bau GmbH in Wals für die Revitalisierung eines historischen Hauses in der Nonntaler Hauptstraße in Salzburg. Die Sanierung sowie Planung der Nachnutzung des barocken Gebäudes (erbaut 1380), das sich in einem sehr schlechten Bauzustand befand, erforderte viel Feingefühl. Durch das Absenken des Eingangsbereichs und der Entfernung einer Zwischendecke entstand ein stimmiges und funktionelles Foyer. Durch den Einbau einer Stahlkonstruktion im Dachbereich wurde das Haus statisch gesichert. Der reiche Stuckdekor aus dem Rokoko sowie Klassizismus wurde freigelegt und meisterhaft restauriert. Generell fand die Sanierung sehr ressourcenschonend und unter Einsatz alter Handwerkstechniken statt.
An Instrumentenbauer Tobias Falkner aus Scheffau für seine mehrheitlich handgefertigte Basstrompete. Das Instrument wurde in mehrjähriger Zusammenarbeit mit dem Basstrompeter David Vierthaler entwickelt. Die Besonderheiten des Instruments liegen in seinem ausgewogenen Klang sowie dem für Musiker so wichtigen ausgezeichneten Spielgefühl. Alle Bögen der Trompete sind aus einer speziellen Goldmessinglegierung gefertigt. Die Werkzeuge für den Bau wurden teils in der eigenen Werkstatt hergestellt. Mit einem austauschbaren Stimmbogen ist es möglich, die Klangfarbe des Instruments leicht zu ändern.
Bilddownload:
Foto 1: (v. l.): Spartengeschäftsführer Wolfgang Hiegelsperger, die Preisträger Richard Kappeller (Messermacher Richard Kappeller GmbH), Bernhard Heigl (Spenglerei Heigl GmbH) und Christian Pagitsch (Pagitsch GmbH) sowie Spartenobmann Josef Mikl. ©WKS/Neumayr
Foto 2: Holten beim Salzburger Handwerkspreis 2024 die Stockerlplätze (v. r.): Richard Kappeller (Messermacher Richard Kappeller GmbH), Bernhard Heigl (Spenglerei Heigl GmbH) und Christian Pagitsch (Pagitsch GmbH) ©WKS/Neumayr
Foto 3: ©Dachdeckerei und Spenglerei Heigl GmbH
Foto 4: ©Messermacher Richard Kappeller GmbH
Foto 5: ©Pagitsch GmbH
Foto 6: ©Tischlerei Seidl
Foto 7: ©Stockinger & Reinthaler Bau
Foto 8: ©Instrumentenbauer Tobias Falkner