Spitzenleistungen des Handwerks ins Rampenlicht
Bereits zum 33. Mal wird heuer von der WKS der „Salzburger Handwerkspreis“ vergeben. Die Sieger:innen werden bei den „Festspielen des Handwerks“ am 7. Oktober im „Haus für Mozart“ im Salzburger Festspielbezirk ausgezeichnet.
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„Ich gratuliere allen Gewinner:innen zu ihren hervorragenden Projekten. Der Salzburger Handwerkspreis ist einer der renommiertesten Wirtschaftspreise des Landes und zeigt Jahr für Jahr, zu welch meisterlichen, kreativen und innovativen Leistungen Salzburgs Gewerbe- und Handwerksbetriebe fähig sind“, sagt Spartenobmann KommR Josef Mikl.
Die Bandbreite der Einreichungen war auch heuer groß: Sie reichte von technisch aufwändigen Sanierungen bzw. Neubauten über innovative Neuentwicklungen bis zu traditionellen Handwerksarbeiten. Die Basis für diese „Top-Qualität made in Salzburg“ ist das hochwertige duale Berufsausbildungssystem (von der Lehre bis zum/zur Meister:in). „Dieses auf der ganzen Welt anerkannte Berufsbildungssystem ist unser großer Schatz, den es zu erhalten gilt“, unterstreicht Mikl.
Meister:innen genießen höchstes Ansehen
Gerade dabei könne die Wirtschafskammer auf große Erfolge in der jüngsten Vergangenheit verweisen. Seit 2019 ist der Meister dem akademischen Bachelor gleichgestellt und seit drei Jahren dürfen Handwerksmeister ihren Titel offiziell führen und in Dokumenten eintragen lassen. „Es ist bemerkenswert, wie rasch die Aufwertung des Meisters in der Gesellschaft angekommen ist. Ein schöner Erfolg, durch den wir uns in unserer Initiative bestätigt sehen. Und ein gutes Signal für den Wirtschaftsstandort: Wir brauchen mehr Meister:innen, um das Land und die Regionen zu stärken“, betont Mikl.
Rekordzahl bei Meisterprüfungsabsolvent:innen
Dass der Meistertitel in den vergangenen Jahren noch attraktiver geworden ist, belegen auch die Zahlen der Meisterprüfungsabsolvent:innen in Salzburg: Lag deren Zahl im Vorjahr noch bei knapp 350, so werden am 7. Oktober 2023 fast 400 Absolvent:innen ihre Meisterbriefe in Empfang nehmen.
Gewerbekonjunktur trübt sich ein
„Die Stimmungslage in Salzburgs Gewerbe und Handwerk trübt sich ein“, so kommentiert Mikl die aktuelle Konjunkturumfrage der KMU Forschung Austria. Demnach sind die Auftragseingänge und Umsätze im ersten Halbjahr 2023 um 3,4% gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 gesunken. Unter Berücksichtigung der gestiegenen Verkaufspreise bedeutet das einen Rückgang um 10%.
In den Bau- und Baunebengewerken werden die öffentlichen Auftraggeber immer wichtiger und erreichen bereits einen Anteil von 28%. Gleichzeitig gehen die privaten Aufträge massiv zurück. „Daran trägt die KIM-Verordnung mit restriktiven Regelungen maßgeblichen Anteil. Hier muss der Gesetzgeber rasch Änderungen durchführen, um Privatinvestitionen im Bau wieder zu ermöglichen“, betont Mikl.
In konsumnahen Branchen ist die Situation stabil gut, wenn auch schlechter als im Vorquartal. Gegenüber dem zweiten Quartal ist der Anteil an Betrieben mit Umsatzrückgängen von 11% auf 20% gestiegen. Der Ausblick auf das 4. Quartal und darüber hinaus ist zunehmend pessimistisch. Dennoch planen die Betriebe eine Erhöhung ihres Beschäftigtenstandes um über 4%.
Die Sieger:innen des Salzburger Handwerkspreises 2023
Mit dem ersten Platz wurde die RHZ Bau GmbH aus Salzburg für die „Generalsanierung Hotel-Ensemble Straubingerplatz“ in Bad Gastein ausgezeichnet. Das Projekt ist vor allem deswegen außergewöhnlich, weil ein denkmalgeschütztes Gebäude in einem historisch bedeutsamen Ensemble aufwändig saniert werden musste. Aufgrund erheblicher Beschädigungen an der historischen Bausubstanz durch Wasser, Brand und Schädlinge wurden die bestehenden Holzrahmendecken durch Stahlbetondecken oder Ziegeldecken nahezu völlig ersetzt. Für die Erschließung des Badeschlosses musste ein eigenes Tunnelbauwerk unterhalb des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes errichtet werden. Dazu mussten die gesamten Gebäudelasten mit aufwändiger Unterfangungskonstruktionen umgeleitet werden, um Schäden an der Bausubstanz zu verhindern. Hinter dem historischen Badeschloss wurde ein zwölfstöckiger innovativer Neubau aus Betonfertigteilen errichtet. Die Herstellung, Lieferung und Montage der Sichtbetonfassade (580 Fassadenelemente) war für alle Projektbeteiligten eine große Herausforderung. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse war auch das Baustellenmanagement eine komplexe Aufgabe. Insgesamt stellt das Projekt eine gelungene Revitalisierung des Ortszentrums von Bad Gastein dar.
Den zweiten Platz belegte Biros Krisztian aus Tamsweg, mit seinen „Keramikelementen zur Wandverkleidung“. Es handelt sich dabei um eine neue Kategorie von dekorativen Wandverkleidungen in anspruchsvollem Erscheinungsbild, die in alter Handwerkstradition hergestellt werden.
Als erstes werden die Fliesenform aus Gips und die Keramikform aus Ton gefertigt. Danach folgen der Fließ- und Glasurbrand. Abschließend werden die Elemente in verschiedenen Mustern angeordnet und durch eine Glasscheibe von der Rückseite beleuchtet.
Den dritten Platz holten sich Christine Katharina Eberl und Sandra Thaler aus Leogang für ihre „Steppmieder und Ganierspenzer“. Bei dem Projekt handelt es sich um die Neuherstellung einer Jahrhunderte alten Salzburger Festtracht, die von den Preisträgerinnen in aufwändiger Handwerksarbeit gefertigt wurde und damit das Wissen für nachfolgende Generationen erhalten bleibt. Die überaus reiche Verzierung am Ausschnitt des Ganierspenzers hebt ihn von anderen Trachten deutlich ab. Die aus Seide gearbeiteten Blumen, Blüten, Knospen und Blätter werden alle händisch genäht. Die markante und einzigartige Reliefstepperei beim Steppmieder macht jedes dieser Kleidungsstücke zum Unikat. Durch die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe wurde die Arbeit auch auf internationaler Ebene gewürdigt.
Darüber hinaus wurden drei Anerkennungspreise vergeben:
An die Teufl Spengler und Dachdecker GmbH in Wals für die komplexe Dacheindeckung einer denkmalgeschützten Villa mit Zwiebel-Turm. Aufgrund von Wassereintritten im Turmbereich war es notwendig, die Dacheindeckung vollständig zu sanieren und – unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes - auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Eine besondere Herausforderung bei der Neueindeckung mit Kupfer stellte der Zwiebelturm dar. Durch seine komplett runde Ausführung mussten sowohl die Zimmerer als auch die Spengler ihr komplettes handwerkliches Können aufbieten. Den Turmhelm krönt eine achtseitige Vase. Ebenso mussten Rund- und Mauerbögen aufwändig verkleidet werden.
An die Heinrich Bau GmbH in Lend für die Errichtung des architektonisch herausfordernden „Austrian House Zell am See“. Das Austrian House ist ein Einfamilienhaus mit anspruchsvoller Architektur in modernem Stil. Mit einer Nutzungsfläche von 300 Quadratmetern wurde es auf einem schmalen Grundstück in einen steilen Hang eingebettet. Die besondere Herausforderung bei der Errichtung des Betonbaus bestand darüber hinaus in der anspruchsvollen Formgebung durch den Architekten.
An Michael Hausbacher aus Seekirchen für die aufwändige Sanierung bzw. Wiederherstellung eines Turmkreuzes. Das Turmkreuz für die Waldprechtinger Kirche wurde im August 2023 im Rahmen der 500-Jahre-Feier eingeweiht. Besonders herausfordernd bei der Herstellung war die Verbindung des neuen Materials mit dem vorhandenen historischen Bestand. Gefertigt wurde das Kreuz nach einem historischen Gemälde.
Bilddownload:
Bild 1: Bei der Präsentation der Sieger:innen des 33. Salzburger Handwerkspreises (v. l.): Sparten-GF Mag. Wolfgang Hiegelsperger, Biros Krisztian (2. Platz), Josef Rettenwander, RHZ Bau (1. Platz), Christine Eberl (3. Platz) und Spartenobmann Josef Mikl. (WKS/KOLARIK)
Bild 2: Mit dem ersten Platz wurde die RHZ Bau GmbH aus Salzburg für die „Generalsanierung Hotel-Ensemble Straubingerplatz“ in Bad Gastein ausgezeichnet. (RHZ BAU GMBH)
Bild 3: Den zweiten Platz belegte Biros Krisztian aus Tamsweg,mit seinen „Keramikelementen zur Wandverkleidung“. ( BIROS KRISZTIAN)
Bild 4: Den dritten Platz holten sich Christine Katharina Eberl und Sandra Thaler aus Leogang für ihre „Steppmieder und Ganierspenzer“. (CHRISTINE KATHARINA EBERL UND SANDRA THALER, LEOGANG)
Bild 5: Anerkennungspreis für die Teufl Spengler und Dachdecker GmbH in Wals für die komplexe Dacheindeckung einer denkmalgeschützten Villa mit Zwiebel-Turm. (TEUFL SPENGLER UND DACHDECKER GMBH)
Bild 6: Anerkennungspreis Heinrich Bau GmbH in Lend für die Errichtung des architektonisch herausfordernden „Austrian House Zell am See“. ( HEINRICH BAU GMBH)
Bild 7: Anerkennungspreis für Michael Hausbacher aus Seekirchen für die aufwändige Sanierung bzw. Wiederherstellung eines Turmkreuzes. (MICHAEL HAUSBACHER, SEEKIRCHEN)