Roland Aigner
© WKS/Andreas Kolarik

Salzburger Altstadt als Lebensraum

35 Jahre lang führte der gebürtige Salzburger Roland Aigner die Werbe­agentur COCO Communication. Im Oktober vergangenen Jahres wurde er zum Geschäftsführer des Altstadtverbandes Salzburg ernannt. Im SW-Interview gibt er Einblicke in seine Pläne für die Salzburger Altstadt.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 12.06.2024


Was hat Sie bewegt, sich für diese Position zu bewerben?

Nach 35 Jahren Selbstständigkeit verspürte ich den Wunsch, etwas Neues zu machen, das mich ebenfalls fasziniert. Die Stellenbeschreibung des Geschäftsführers des Altstadtverbandes hat mich sofort angesprochen. In dieser Position kann ich Menschen begeistern und Dinge bewegen, ähnlich wie in meiner früheren Tätigkeit, jedoch fokussiert auf die Marke „Altstadt Salzburg“. 

Welche Aufgaben obliegen dem Altstadtverband?

Im Altstadtverband Salzburg müssen wir zahlreiche Interessen in Einklang bringen – wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische. Ähnlich wie in einer Agentur gilt es, ein Produkt an verschiedene Zielgruppen zu bringen. Im weitesten Sinne machen wir Stadtmarketing. Da geht es darum, die Stadt zu inszenieren, mit dem, was schon da ist. Diese Dinge müssen einfach wieder gehoben und sichtbar gemacht werden.  

Wie soll das gelingen?

Indem wir die Vielfalt der Salzburger Altstadt zielgruppengerecht kommunizieren. Wir möchten den Einheimischen zeigen, dass ihre Altstadt für alle Altersgruppen und Einkommensschichten Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten bietet, da ist für jeden etwas dabei. Letztendlich kommt es aber auf die Bereitschaft an, sich darauf einzulassen. Unser Stadtmarketing inszeniert die Stadt mit bestehenden Ressourcen. Es gilt, starre Meinungen aufzulösen und im Gegenzug mit neuen, positiven Impulsen aufzuladen. 

Welche Aktivitäten sind geplant?

Im Juni findet unser zweitägiges Flanierfestival „Vielklang“ statt, ein charmantes Musik- und Performance-Programm, das in der linken wie rechten Altstadt umgesetzt wird und erstmals auch die Flussufer einbeziehen wird. Dazu gibt es noch eine Modenschau und eine lange Shopping-Nacht und vieles mehr. Vom Verein Rechte Altstadt wird im Juli wieder das Stadtviertelfest „ARTmosFLAIR“ rund um die Linzer Gasse veranstaltet. Anfang September findet dann das Ehrentrudisfest im Nonntal statt, welches wir auch mit unterstützen. Nach dem traditionellen Salzburger Rupertikirtag steht auch wieder das Kaiviertel-Fest im Veranstaltungskalender. Bei allen Festivitäten gilt es, immer auch die Balance zu den Bewohnern zu halten. Wir sind jedenfalls dabei, zu sehen, wo wir etwas unterstützen können. Da fungieren wir im Sinne einer Ombudsstelle für die betroffenen Bewohner und Unternehmer.

Wie schaut Ihre persönliche Vision für die Altstadt aus?

Eine lebenswerte Altstadt zu haben, die Begegnungsraum bietet, wo junge Menschen die Möglichkeit haben, sich wieder anzusiedeln und wo es ein Miteinander zwischen den Generationen gibt. Meine Vision geht in die Richtung einer „15 Minuten Stadt“, die allen Grundbedürfnissen gerecht wird. Wir haben in Salzburg eine Dichte wie in keiner anderen Stadt in Europa, umgeben von zwei Naturdenkmälern, dem Mönchsberg und dem Kapuzinerberg, und das mitten in der Stadt. Diese Lebensqualität gilt es wieder wahrzunehmen. 

Was braucht es, um dem Problem der leerstehenden Gewerbe- und Wohnflächen entgegenzuwirken?

Wenn man offizielle Studien anschaut, so haben wir gar keinen definierten Leerstand, der bei 7% beginnt, wir sind bei rund 6%. Offensichtlich ist aber, dass die Mieten, gerade in den „1A Lagen“, zu hoch sind. Da gilt es als Eigentümer auch zu überlegen, wen ich als Mieter haben will. Solange die Rendite so hoch ist, werden wirtschaftliche Überlegungen darin die Hauptrolle spielen. Grundsätzlich braucht es positive Veränderungen, die von der Politik einzuleiten sind, denn: mehr Bewohner bedeuten mehr Leben und bringen neue wirtschaftliche Impulse. 

Es heißt, dass der Branchenmix in der Altstadt nicht mehr gegeben ist. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Wenn man genau hinschaut, dann kommen jeden Monat an die zehn bis 15 neue Unternehmen hinzu. Was aber sicher eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass sich die Geschäftskonzepte gewandelt haben, und auch der Online-Handel Veränderungen mit sich bringt.  

Bla bla
© WKS/Andreas Kolarik Neben traditionsreichen Familiengeschäften findet man auch neue Marken wie die Saint Charles Apothecary.

Ein großes Thema ist die Erreichbarkeit der Salzburger Altstadt – sowohl für Einheimische als auch Touristen. Wollen Sie dazu etwas sagen?

Grundsätzlich ist die Erreichbarkeit mit den Altstadtgaragen gewährleistet. Diese sind mit 4,40 € sehr günstig. Wir unterstützen als Altstadtverband das Parken, indem wir die Differenz zum Normaltarif draufzahlen. Das Ticket muss nur gezwickt werden. So günstig parkt man in Europa nirgendwo. Ich gestehe aber, dass diese Konzepte ausbaufähig sind. Um in weiterer Zukunft Konzepte von urbaner Mobilität umzusetzen, liegt der Ball bei der Politik, richtungsweisende Entscheidungen zu treffen, welche die Basis für diese Zukunftskonzepte stellen. Es geht aber auch um Mikroverkehrskonzepte wie die Einrichtung von Shuttle-Bussen, die die Touristen gratis vom Stadtrand in die Altstadt bringen. 

Aigner
© WKS/Andreas Kolarik Innerhalb der Altstadt ist Roland Aigner am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs.

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen benötigen Sie in der neuen Rolle?

Neben einer ausgeprägten Kommunikations-Expertise und Durchhaltevermögen braucht es Leidenschaft, Empathie und eine natürliche Verbundenheit mit der Stadt. Es gilt, möglichst viele Dialoggruppen in diesen Prozess einzubinden. Ich sehe mich als Kopf einer Servicestelle, die 1.600 Mitglieder hat und die an die 15.000 Beschäftigte sowie die Bewohner, serviciert.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Altstadt?

Da gibt es mehrere schöne Plätze, aber am Domplatz gibt es bei der Buchhandlung ein kleines Cafe, wo ich gerne sitze, um mich neu aufzuladen und Ideen zu schmieden.