Salzburger Seilbahnen: Nachhaltige Winterfreuden erleben
Noch viel zu oft wird der Skitourismus als umweltschädlich und ressourcenverschwendend dargestellt. Das stimmt jedoch schon lange nicht mehr. Vielmehr haben sich Salzburgs Wintersportzentren zu Vorreitern in Sachen nachhaltiger Tourismus gewandelt.
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Ob beim Skifahren, Langlaufen, Schneeschuhwandern oder bei der Wellness, Salzburg bietet seinen Gästen einzigartige Erlebnisse inmitten einer traumhaften Naturlandschaft, die es auch in Zukunft zu erhalten gilt. Daher haben Naturschutz, Klimaneutralität, sorgsamer Umgang mit Lebensmitteln – eben Nachhaltigkeit – in Salzburg höchste Priorität. Das beginnt schon bei der Anreise: Mit den ÖBB geht es im Winter mehrmals täglich von Wien in Salzburgs Wintersportregionen. Auch die Deutsche Bahn bietet attraktive Fernverkehrsverbindungen ins Salzburger Land. Vor Ort werden die Gäste dann mit dem hoteleigenen Shuttleservice direkt vom Bahnhof ins Urlaubsquartier gebracht. Erst einmal angekommen, kann man getrost auf das Auto verzichten, denn fast überall startet der kostenlose Ski-Shuttle nahe der Haustüre. Zusätzlich gibt es zu vielen Skiregionen, wie zum Beispiel auch zum Snow Space Salzburg, mit gültigem Skipass eine Gratisanreise aus ganz Salzburg.
Mit dem Vorurteil, dass der Pistenbetrieb selbst naturzerstörend und ressourcenverschwendend sei, räumte kürzlich Univ.-Prof. Ulrike Pröbstl-Haider von der Universität für Bodenkultur Wien bei einem Branchentreffen von Ski amadé auf. „Es kursieren viele Falschmeldungen über das Skifahren. Denn nicht der Skibetrieb ist bei einem Winterurlaub der größte CO2-Faktor, sondern die Anreise, die noch zu oft mit dem Auto stattfindet. Der Skibetrieb selbst ist für nur 10% des Gesamtenergieverbrauchs im Skigebiet verantwortlich. Und die Pisten beanspruchen lediglich 1% der alpinen Fläche Österreichs“, erläuterte Pröbstl-Haider. Auch das Wasser für die Beschneiung werde nicht verbraucht. Es schmilzt nach der Saison im Frühling kontinuierlich ab. „Aufgrund der Zunahme von Hochwasserereignissen im Winter ist die Speicherung in Teichen sowie die Verwendung zur Beschneiung sogar vorteilhaft“, betont die Biologin. Außerdem herrsche auf Skipisten nachgewiesenermaßen mehr Biodiversität als in vielen privaten Gärten oder auf landwirtschaftlich genutzten Feldern.
Darüber hinaus haben Seilbahnen bereits einen hohen Grad an Eigenenergieerzeugung erreicht. Dazu gehören Wasserkraftwerke ebenso wie Photovoltaikanlagen (mit hoher Effizienz im Winter, weil Schnee das Licht reflektiert). Bei der Windkraft werden kleine Lösungen angestrebt. Zudem seien Bergbahnen auch bei Energiesparen und Abfalltrennung bzw. -vermeidung Vorreiter. Viele Pistenraupen fahren bereits mit HVO-Kraftstoff (Hydriertes Pflanzenöl). Dadurch wird der CO2-Ausstoß auf fast 0 reduziert. Auch durch digitale Schneemessungen in Pistenraupen können bis zu 20% an Ressourcen eingespart werden. Neu ist hier der Einsatz von KI bei der Präparierung: Verschiedene Messdaten wie Wetter, Gelände und Schneelage bzw. -höhe können nun intelligent kombiniert werden.
Zahlreiche Best-Practice-Beispiele
In der Wintersaison 2019/20 ließ Snow Space Salzburg erstmals von einer externen Firma den CO2-Fußabdruck erheben. Damals stieß das Unternehmen, das rund 430 Mitarbeiter beschäftigt, 4.148 Tonnen CO2 aus. Bis zur Saison 2023/24 ist dieser Wert um 60% auf 1.638 Tonnen gesunken. CEO Wolfgang Hettegger gibt sich damit aber noch nicht zufrieden: „Wir wollen im Frühjahr 2026 klimaneutral sein.“ Die 30 Pistengeräte wurden ebenso wie die Linien-Skibusse auf den nachhaltigen Treibstoff HVO umgestellt. Der Betrieb der Seilbahnen und der Beschneiungsanlagen erfolgt zu 100% mit Ökostrom. „Wir haben festgestellt, dass die Anreise der Beschäftigten ein wesentlicher Bestandteil der CO2-Bilanz ist. Deshalb wurden Elektro-Shuttlebusse angeschafft, mit denen die Mitarbeiter den Arbeitsweg kostenlos und umweltfreundlich zurücklegen können“, erklärt Vorständin Christina König.
Wesentlich mehr Emissionen verursacht wie erwähnt die An- und Abreise der Wintersportler. Die vor zwei Jahren eingeführte Aktion „Ruck Zug“ wird deshalb fortgesetzt. Sie ermöglicht es Skisportbegeisterten aus dem ganzen Bundesland, mit öffentlichen Verkehrsmitteln gratis in das Skigebiet und wieder nach Hause zu kommen. „Die Zahl der Teilnehmer ist von 2.000 in der Wintersaison 2022/23 auf 4.500 in der vergangenen Saison gestiegen“, freut sich Johannes Gfrerer, der Geschäftsführer des Salzburger Verkehrsverbundes. Er rechnet damit, „dass es in dieser Tonart weitergeht“.
Mit Nachhaltigkeitsstrategie zum Erfolg
Vor kurzem veröffentlichten die Gasteiner Bergbahnen ihren Nachhaltigkeitsbericht 2023. Vor zwei Jahren hatte sich das Unternehmen zu einer wissenschaftlich begleiteten Nachhaltigkeitsstrategie verpflichtet, die einen 360-Grad-Blick auf den Seilbahnbetrieb, seine Bedeutung für den Tourismus und die Mobilität im Tal sowie die Rolle der Bergbahnen als Arbeitgeber wirft. Unterstützt und beraten werden die Bergbahnen auf diesem Weg zum einen von den Experten der Terra Institute GmbH und zum anderen vom Tourismusforscher Professor Kurt Luger der Universität Salzburg. Neben der bereits erfolgten Inbetriebnahme zahlreicher Photovoltaikanlagen zur Erhöhung des Eigenstromanteils wird in der Wintersaison 2024/2025 mit dem umweltfreundlichen Treibstoff HVO ein weiterer Meilenstein erreicht. Die vollständige Umstellung aller Dieselfahrzeuge inklusive der Pistenraupen auf HVO trägt maßgeblich zur CO2-Reduktion bei und stellt die bisher erfolgreichste
Nachhaltigkeitsmaßnahme der Gasteiner Bergbahnen dar. „Durch diese Umstellung, weitere Effizienzmaßnahmen, die Umrüstung des Fuhrparks auf E-Mobilität sowie Maßnahmen zur Steigerung der Gebäudeeffizienz durch den Einsatz erneuerbarer Energien erwarten wir uns bis 2025 eine Emissionsreduktion von 84%“, freut sich Vorstand Andreas Innerhofer.
„Der Wintertourismus benötigt nur 0,9% des Gesamtenergieverbrauchs Österreichs. Die Betriebe – von den Seilbahnen bis zu den Hotels – investieren hier nachhaltig, um diesen Wert weiter zu verbessern“, unterstreicht Salzburgs Seilbahn-Obmann Erich Egger. Die immer wieder einmal eintretenden schwierigen Wetterbedingungen würden von der Seilbahnwirtschaft durch perfektes Schneemanagement und innovative Beschneiungsmethoden gemeistert. „Die Konsistenz des technischen, aber chemiefreien Schnees ist heutzutage beeindruckend. Er hält auch größeren Regenmengen stand. Und gibt es einmal Probleme mit den Talabfahrten, weichen die Gäste einfach in höher gelegenere Regionen aus“, resümiert Egger.