Mit Click & Run zur eigenen Website
Bevor der gebürtige Holländer Ray van den Berge 2001 in Österreich sesshaft wurde, studierte er in den USA und ging des Surfens wegen nach Australien, wo er erste Berufserfahrungen sammelte. 2007 legte er mit der Gründung seines eigenen Unternehmens „ComfortPages“ den Grundstein für seinen Erfolg.
Lesedauer: 4 Minuten
Ihr Lebenslauf liest sich wie eine Weltreise. Wie kamen Sie dazu, in den USA zu studieren?
Ich habe ein Stipendium für die University of Arkansas in Little Rock erhalten, obwohl ich wegen meiner Surf-Leidenschaft lieber in Hawaii studiert hätte.
Was haben Sie dort studiert?
Marketing, Advertising und Public Relations. Ich konnte mit einem Double Major abschließen, was mir eine solide Basis für meine berufliche Zukunft gegeben hat.
Warum zog es Sie nach dem Studium nach Australien?
Da ich keine Green Card für die USA hatte, musste ich zurück nach Holland. Aber ich wollte immer in ein englischsprachiges Land ziehen – am liebsten in eines, das es mir ermöglicht zu surfen. Australien war die ideale Wahl.
Wie gestaltete sich der Einstieg ins Berufsleben in Australien?
Das war nicht leicht. Als Ausländer war es schwierig, Fuß zu fassen. Deshalb gründete ich mit meiner damaligen Freundin ein Modelabel namens Quasimodo. Das half mir, Kontakte zu knüpfen, um später als Account Manager bei LISAsoft einzusteigen, einem Unternehmen, das Softwarelösungen für Bowser-basierende Stadtplanung anbietet.
Wie kamen Sie als begnadeter Surfer darauf in Österreich Fuß zu fassen?
Das ist eine längere Geschichte. Mein Vater wurde damals schwer krank, und ich musste nach Holland zurück. Kurz vor dieser schwierigen Zeit hatte ich jedoch eine Österreicherin in Adelaide kennengelernt. Nachdem es meinem Vater besser ging, zog ich 2001 zu ihr nach Salzburg.
Was waren hier Ihre ersten beruflichen Stationen?
Ich begann im Sales- und Marketingbereich bei TVC The Virtual Company, die Webprojekte für Mercedes und Suzuki umsetzte. Allerdings wollte ich lieber in die Produktion wechseln und habe deshalb am WIFI Salzburg eine Ausbildung zum E-Business-Berater gemacht. Danach arbeitete ich in der Webentwicklung, zunächst für eine gleichnamige Firma und später für Lombagine Cosmetics, die auch einer meiner ersten Kunden waren
Welchen Herausforderungen mussten Sie sich stellen?
Die Sprache war eine echte Hürde. Deutsch ist schwierig! Aber im Vergleich zu Australien war es als Europäer leichter, sich zu integrieren.
Was begeistert Sie am Webdesign?
Die Gestaltung! Ich liebe es, meine Kreativität auszuleben. Webdesign verbindet die sichtbare Oberfläche (Frontend) mit der Technik im Hintergrund (Backend). Es ist immer wieder spannend, diese beiden Seiten miteinander zu vereinen.
Was war der Auslöser für den Schritt in die Selbstständigkeit?
Mir gefällt es, für meine Arbeiten selbst verantwortlich zu sein, mir die Arbeit einteilen zu können und selbst zu entscheiden. Die Selbstständigkeit liegt mir im Blut. Die Geburt meines Sohnes war dann aber sicherlich mit ein Faktor, warum ich mich dazu entschlossen habe.
Wie entstand der Name „ComfortPages“?
Der Name entwickelte sich während eines Business-Coachings. Ursprünglich suchte ich Unterstützung, weil ich Schwierigkeiten hatte, mich selbst zu präsentieren. Im Laufe des Prozesses wurde mir klar, wie benutzerfreundlich mein System ist und welchen Nutzen meine Kunden davon haben. So entstand der Name und unser Slogan: „The easy wwway“.
Was macht „ComfortPages“ aus?
Unser System trennt die Programmierung im Hintergrund, von der Gestaltung, die der Kunde sieht. So können wir individuelle Webseiten und integrierte Webshops anbieten, die einfach zu bedienen sind. Daraus folgte auch unser Unternehmensslogan „The easy wwway“, weil die Bearbeitung für den Kunden intuitiv ist und nach vorgefertigten Layouts erfolgt und sehr benutzerfreundlich ist.
Ihr System läuft auf mehreren Cloud-Servern. Warum diese Entscheidung?
Das erlaubt uns, flexibel auf Kundenwünsche einzugehen und individuelle Designs zu erstellen. Außerdem können unsere Kunden einen eigenen Cloud Server betreiben und selbst Webshops verwalten. So haben wir kürzlich für das Unternehmen Lang Werbeartikel in Bergheim ein maßgeschneidertes Projekt umgesetzt. Aufgrund der Click&Run-Technologie können wir die Webshops und Webseiten direkt am Server stylen – also „on the fly“, wie das in der Fachsprache heißt.
Was unterscheidet Sie von anderen Webtemplate-Anbietern?
Meine Kunden können mich direkt kontaktieren – per Telefon oder E-Mail. Das wird heute immer seltener. Und unser System ist selbsterklärend und daher für jeden leicht zu bedienen.
Cybersicherheit ist ein großes Thema. Wie gehen Sie damit um?
Da wir alles selbst entwickeln, haben wir die volle Kontrolle. Unsere Open-Source-Software ist immer aktuell. Sollte eine Schwachstelle auftreten, wissen wir sofort, wo wir ansetzen müssen. Das macht unsere Systeme besonders sicher.
KI wird oft als Konkurrenz im Webdesign genannt. Was sagen Sie dazu?
Aktuell können künstliche Intelligenzen einfache, statische Seiten erstellen. Aber für komplexe, dynamische Systeme wie die unseren fehlt ihnen noch die Tiefe.
Was braucht es als Einzelunternehmer, um langfristig erfolgreich zu sein?
In erster Linie Spaß an der Arbeit und Durchhaltevermögen. Man muss sich kontinuierlich weiterbilden und darf sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Diese Ausdauer – einen langen Atem zu haben – hat mir schon beim Schwimmen, Surfen oder Bergsteigen geholfen.
Wo tanken Sie Energie?
In der Natur und im Kreise meiner Familie. Ich liebe es, auf die Berge zu laufen, und mag auch Mountainbiking. Gerade im Oktober habe ich zum zweiten Mal den Watzmann überschritten. Außerdem inspirieren mich Bücher von Autoren wie Erich Fromm oder Viktor Frankl.
Welche Tipps möchten Sie anderen Unternehmerinnen und Unternehmern mit auf den Weg geben?
Den Mut aufzubringen, auch in schwierigen Zeiten an den eigenen Visionen festzuhalten.