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Mit „Caligula“ auf Modereise
Der gebürtige Kärntner Andreas Pekastnig beweist mit seinem Modeladen „Caligula“, dass man auch in Zeiten des boomenden Online-Handels mit Originalität und Authentizität über drei Jahrzehnte hinweg erfolgreich sein kann.
Lesedauer: 3 Minuten
Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Mein Anspruch war es stets, trendige und faire Mode anzubieten. In den 1990er-Jahren waren es Techno-Marken zur Rave- und Technozeit, später verschob sich der Fokus auf Skate- und Snowboard-Marken. Seit über zehn Jahren setze ich auf skandinavische Labels. Wichtig ist mir Ehrlichkeit gegenüber den Kunden – das bedeutet, keine überteuerten Preise für billig eingekaufte Ware, sondern fair kalkulierte Markenmode.
Wie kamen Sie nach Salzburg und zur Mode?
Ursprünglich war ich im Leistungssport aktiv und trainierte als Wildwasser-Kajakfahrer im Leistungssportzentrum Rif. Beinahe hätte ich es zu den Olympische Spielen 1992 geschafft. Danach eröffnete ich meine erste Boutique am Hauptbahnhof und spezialisierte mich auf Second-Hand Levis aus den USA, die einst in kalifornischen Gefängnissen getragen und geflickt wurden. Mit dieser Idee belegte ich als Jungunternehmer den dritten Platz beim „Gewinn Austria“. Parallel dazu importierte ich Adidas Originals aus dem Werkslager in Viktring und etablierte damit den Trend, den damals auch die Band Run D.M.C. prägte.
Wie entwickelte sich Ihr Geschäft weiter?
Nach einigen Jahren zog ich in die Schwarzstraße und bot mit Labels wie Dickies und G-Star Mode für Damen und Herren an. Die Finanzkrise 2008 machte es jedoch schwieriger, einen 400 Quadratmeter großen Fashion-Store zu betreiben, insbesondere mit der Verantwortung für meine junge Familie. Eine kleinere Ladenfläche in der Linzer Gasse bot mir die Möglichkeit, mich auf trendige skandinavische Damenmode zu spezialisieren.
Was hat sich in der Modebranche am meisten verändert?
Die gesamte Branche ist professioneller geworden – sowohl bei Qualität und Schnittführung als auch in der Farbgestaltung. Besonders wichtig ist die Entwicklung der B2B-Lieferketten: Früher bestellten Händler ihre Ware sieben Monate im Voraus. Heute kann ich montags Ware nachbestellen, die ich am Wochenende verkauft habe, und erhalte sie innerhalb von drei Tagen. Diese Flexibilität ermöglicht eine schnelle Lagerdrehung.
Wie beeinflusst das die Wirtschaftlichkeit?
Um als kleiner Einzelhändler zu überleben, muss ich mein Kapital möglichst effizient einsetzen. Eine schnelle Lagerdrehung und gute Margen sind entscheidend. Ich plane sogar anhand der Wettervorhersage: Ist fürs Wochenende Sonnenschein angekündigt, bestelle ich helle Teile nach. Bei Regenwetter setze ich auf Regenjacken, die oft 50% meines Tagesumsatzes ausmachen.
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Welchen Anspruch haben Sie an Mode?
Mode sollte das Image des Trägers unterstreichen. Wer sich bewusst für eine Marke entscheidet, strahlt dies auch aus. Ich habe stets darauf geachtet, nur Marken zu führen, die für Ehrlichkeit und Qualität stehen. Das schätzen meine Kunden – mittlerweile kommen sogar die Töchter meiner früheren Kundinnen zu mir. Und Mode muss sich nicht ständig neu erfinden. Alte wie neue Teile sollten vielfältig kombinierbar sein.
Wie hat sich das Kaufverhalten Ihrer Kunden verändert?
Früher kamen Kunden gezielt zum Einkaufen, heute lassen sie sich oft beim Flanieren inspirieren. Gerade in der Linzer Gasse, mit ihren zahlreichen Cafés und Lokalen, spielt dieser Aspekt eine große Rolle. Wie stehen Sie zur aktuellen Gallup-Studie, die besagt, dass 38% der Kunden stationär und 16% online kaufen sowie im Schnitt nur einmal pro Quartal Kleidung erwerben? Ich kann definitiv bestätigen, dass Kundinnen nicht jeden Monat kommen. Gerade jüngere Kundinnen kaufen selektiver, aber sicher mehr online, obwohl sie auch da vieles zurückschicken. Frauen um die 50 bevorzugen es, die Teile zu probieren und gleich mitzunehmen.
Welche Kunden sprechen Sie an?
Modebewusste jeden Alters. Auch eine 60- oder 80-jährige Frau kann modisch sein und schätzt persönliche Beratung mehr als den Einkauf in großen Modehäusern oder online.
Warum haben Sie sich auf skandinavische Labels spezialisiert?
Skandinavische Mode ist zeitlos, qualitativ hochwertig und nachhaltig produziert. Zudem setzen diese Marken auf faire Kalkulationen, was mir wichtig ist. Viele Gewerbeflächen stehen in der Altstadt leer.
Wollen Sie dazu etwas sagen?
Viele Immobilien wurden vor Jahren an Investoren verpachtet, die die Mietpreise enorm gesteigert haben. Heute können selbst große Ketten nicht mehr jede Miete zahlen und setzen verstärkt auf Online-Handel. Ich habe das Glück, in einem Teil der Linzer Gasse zu sein, wo noch viele Unternehmerfamilien wirtschaften und ein guter Branchenmix erhalten bleibt. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Sofern alles gut geht, möchte ich mein 40-jähriges Firmenjubiläum auf alle Fälle feiern, nicht zuletzt, weil mir meine Arbeit noch immer Spaß macht
Caligula Mode