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Lehrausbildung trotzt der Demografie

Immer weniger Jugendliche, immer weniger Lehrlinge, immer mehr offene Lehrstellen. Diese Formel stellt die Wirtschaft vor große Herausforderungen, die die WKS und ihre Mitgliedsbetriebe mit einem noch stärkeren Einsatz in der Lehrlingswerbung zu bewältigen versuchen.

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Aktualisiert am 11.09.2024

Gab es vor 15 Jahren noch über 10.000 Lehrlinge in Salzburg, so sind es aktuell knapp 7.500. Dieser Rückgang ist in erster Linie auf den demografischen Wandel zurückzuführen. Denn mittlerweile gibt es um 20% weniger Jugendliche als noch im Jahr 1985 – Tendenz weiter sinkend. Erfreulicherweise ist in Salzburg die Quote bei den Lehranfängern äußerst stabil. Im Vorjahr haben sich 45,4% der Pflichtschulabsolventen für eine Karriere mit Lehre entschieden. Damit liegt man deutlich über dem Österreichschnitt von 39%. „Fast jeder zweite Jugendliche entscheidet sich hierzulande für eine duale Berufsausbildung. Das ist ein Beweis dafür, dass dieser Bildungsweg nach wie vor attraktiv ist und auch unsere vielfältigen Maßnahmen fruchten“, erläutert WKS-Präsident KommR Peter Buchmüller. 

Erfreulich hoch ist auch die Ausbildungsqualität in Salzburg. Im Vorjahr lag der Anteil der bestandenen Lehrabschlussprüfungen bei 83%, was österreichweit das drittbeste Ergebnis bedeutet. Dennoch ist die Lücke zwischen Lehrstellensuchenden und offenen Lehrstellen weiter hoch. Aktuell stehen laut AMS-Statistik 401 Lehrstellensuchenden 1.008 gemeldete offene Lehrstellen gegenüber. Damit kann statistisch gesehen jeder Suchende aus 2,5 offenen Lehrstellen auswählen.  

© WKS/Neumayr Bei der BerufsInfo-Messe „BIM“ werden die Jugendlichen jedes Jahr umfassend über die beruflichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Salzburg informiert.

„Für die Wirtschaftskammer Salzburg ist die Sicherung des Fachkräftenachwuchses eine der zentralsten Aufgaben. Das beginnt bei der klassischen Berufsinformation bzw. Bildungsberatung, wie sie jedes Jahr umfassend auf der BerufsInfo-Messe ‚BIM‘ oder in unserem Talente-Check passiert. Daran angeschlossen sind unsere vielfältigen Angebote in der Berufsausbildung – von der klassischen Lehre über Lehre mit Matura bis zur verkürzten Lehre für Maturanten bzw. junge Erwachsene“, erklärt Buchmüller. Zusätzlich hat man seit dem Vorjahr einige weitere Akzente gesetzt, die die Lehre nachhaltig ins Rampenlicht rücken. Dazu zählen etwa die „Wahl des Lehrlings des Monats“, die „Lange Nacht der Lehre“, Lehrlingscastings sowie ein Lehrlingsclubbing für Lehrlinge mit einem besonders guten Lehrabschlussprüfungszeugnis. 

Neue Ausbildungschancen nach der Lehre 

Für jene, die sich für diesen Berufsweg entscheiden, haben sich vor kurzem neue Karrieremöglichkeiten eröffnet. Denn seit Mai ist das Bundesgesetz über die höhere berufliche Bildung (HBB) in Kraft. Damit werden berufspraktische Höherqualifizierungen samt Abschlüssen auch in Berufsfeldern möglich, in denen es keine Meister- oder Befähigungsprüfung gibt. Die Lehre werde damit massiv aufgewertet, freut sich Mariana Kühnel, stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin, über den „größten bildungspolitischen Meilenstein seit Schaffung der Fachhochschulen vor 30 Jahren“. Beispiele für künftige HBB-Qualifikationen wären etwa im Handel die höhere Berufsqualifikation als Filial- bzw. Regionalleitung oder in Gewerbe und Handwerk die höhere Berufsqualifikation Dachdeckerei/Fassadenbau mit Spezialisierung Photovoltaik und Solarthermie. 

Das Angebot für diesen „Karriereturbo“ fällt auf fruchtbaren Boden: Laut jüngster market-Umfrage waren zum einen 46% der österreichischen Unternehmen schon einmal vergeblich auf der Suche nach Mitarbeitern mit höherer Berufsbildung. Zum anderen wollen 53% der Lehrlinge nach der Lehre eine weitere Ausbildung machen. 

© WKS/Camera Suspicta Die WKS hat heuer zum ersten Mal ein Lehrlingsclubbing für Absolventen mit einem ausgezeichneten Lehrabschluss organisiert.

Umfangreiches Engagement der Betriebe 

Trotz dieser vielfältigen Verbesserungs- und Unterstützungsmaßnahmen sind es am Ende des Tages die Unternehmerinnen und Unternehmer selbst, die für genügend Nachwuchs in ihren Betrieben sorgen. Einer von ihnen ist Benedikt Lang vom Hotel Völserhof in Bad Hofgastein. „Durch unsere Präsenz in Schulen und bei regionalen Berufsinfomessen haben wir uns in den vergangenen 15 bis 20 Jahren einen guten Ruf bei Jugendlichen und deren Eltern in der Region aufgebaut“, erläutert der Hotelier. Hilfreich bei der Anwerbung von Lehrlingen seien natürlich Berufsinfo-Initiativen wie „get a job“ der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WKS. „Ohne erhebliches Eigenengagement geht allerdings nichts“, versichert Lang. So pflegt der Hotelier den direkten Kontakt zu Berufsorientierungslehrern an Schulen, hat sich seinen eigenen Stand für Berufsmessen gebaut und tritt auch selbst als Redner bei diversen Informationsveranstaltungen auf. Eine große Hilfe bei der Rekrutierung seien auch die großen Wettbewerbserfolge seiner Lehrlinge. So hat etwa die zweifache Lehrlings-Staatsmeisterin Magdalena Abfalter in seinem Betrieb gelernt und hat durch ihre mediale Präsenz entsprechend Werbung für ihren Ausbildungsbetrieb gemacht. 

Ebenfalls verstärkt in den Berufsnachwuchs investiert Christian Landauer von Landauer Dach-Fassade in Taxenbach. Auch er pflegt den direkten Kontakt zu Schulen, „denn ohne Eigenwerbung geht heute gar nichts mehr“, sagt der Unternehmer. Obwohl er mit acht Mitarbeitern ein eher kleiner Betrieb ist und bisher nur jedes zweite Jahr einen Lehrling aufgenommen hat, möchte er in Zukunft jährlich einen Lehrling einstellen. „Ich habe im Betrieb zwei Meister, die die jungen Menschen optimal betreuen können.“ Allerdings gesteht auch er ein, dass es immer schwieriger werde, Lehrlinge zu finden und auch zu halten. „Die Jugend von heute ist sehr individuell und die Diskrepanz zwischen Rechten und Pflichten bei den Lehrlingen durchaus groß.“ 

Diese Erfahrung hat auch Augenoptiker Fulvio Maggiorotto von City Optik in Salzburg gemacht. „Man muss sich für die Ausbildung junger Menschen viel Zeit nehmen. Gerade in unserem Beruf, der Handwerk, Verkauf und anatomisches Wissen vereint. Sein Sohn Remo absolviert gerade die Meisterprüfung, die die Basis dafür ist, dass auch in Zukunft Lehrlinge ausgebildet werden können. „Auch wenn es eine Herausforderung ist, an der Ausbildung der Jugend kommen die Betriebe nicht vorbei. Denn woher sonst sollen die Fachkräfte der Zukunft kommen?“, resümiert Maggiorotto.