© Andreas Kolarik

Leben in alte Mauern bringen

Seit mehr als 20 Jahren betreibt der gebürtige Grazer Rudolf Budja seine Galerie im Palais Kuenburg in der Salzburger Altstadt. Außerdem führt er seit mehr als 30 Jahren eine Galerie in Graz und in Miami Beach in den USA, wo er seit 1986 lebt. Im SW-Interview schildert er seine Pläne, die er als neuer Pächter des Franziskischlössl realisieren will.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 23.05.2024

Wie schauen Deine konkreten Pläne dazu aus? – Lass uns mit der Kunst beginnen.

Wir möchten hier die Räume sowohl für das Wohnen als auch die Kunst und Genuss nützen. Es soll zwei extra Ateliers geben, für Künstler, die dort arbeiten als auch dort wohnen können. Es soll so eine Art Sommerakademie entstehen, wo Künstler hier einen Monat oder auch länger eine gute Zeit verbringen und frei und weg von allem, kreativ sein können. Die Energie hier mitten im Wald ist ja schon von Haus aus gegeben. Wir wollen hier oben auch für das leibliche Wohl der Künstler sorgen. 

Kann man das als so eine Art „Artist in Residence“ verstehen, und wie lange können sich die Künstler bei Euch einmieten?

Sie können sich dort für einen beliebig gewünschten Zeitraum einmieten, wenn sie wollen. Das sind namhafte Künstler, die oft von Unternehmen gesponsert werden. Hier am Kapuzinerberg können sie dann diese wunderbare Energie einsaugen. Unser Ziel ist es, hier oben ein Kulturzentrum für Kunst und Musik zu schaffen, wobei wir einen akustisch einwandfreien Proberaum und ein Recording-Studio für Aufnahmen zur Verfügung stellen. Wir wollen Contemporary Art mit zeitgenössischer und klassischer Musik in Einklang bringen. 

Was kostet die Einmietung für ein Monat?

Ca. 30.000 €. Es kommt auf die Saison an.

Während der Festspiele können die Preise variieren, wobei die Verpflegung inbegriffen ist. 

Willst Du hier auch Ausstellungen machen?

Nein, dafür gibt es die Galerie im Palais Kuenburg. Aber hin und wieder werden wir hier natürlich auch Einzelstücke der Künstler präsentieren, die hier wohnen.  

Mit Wolfgang Karner hast Du einen Gastronomen an Deiner Seite. Ihr wollt das Franziskischlössl auch gastronomisch bespielen. Wie sieht das Konzept dazu aus?

Wolfgang Karner: Keep it short and simple. Wir wollen keine Michelin Sterne ergreifen, wir möchten mit dem Konzept auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Zielgruppen eingehen. So wie es in der Kunst auch ist. Nicht jedes Kunstwerk spricht jeden gleichermaßen an. Wir wollen uns einen Freiraum bewahren, in dem wir gestalten können.  

Welche Zielgruppen peilt Ihr an?

Karner: Unser Fokus liegt auf einer breiten Zielgruppe, wobei wir die österreichische Küche mit neuen Trends wie veganer Küche und dry aged meat kombinieren möchten. Wir planen eine simple Speisekarte mit klassischen und kreativen Gerichten.  

© Andreas Kolarik Rudolf Budja mit dem Küchenchef Marco Morandini und Wolfgang Karner.

Wann habt Ihr geöffnet?

Karner: Je nach Wetter von Mittwoch bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr und an Feiertagen. 

Wie gestalten sich die Einnahmequellen?

Wir haben verschiedene Einnahmequellen, darunter Hochzeiten, Events mit bekannten Marken wie Rolls Royce und die Vermietung von Räumlichkeiten für Kunden, die die Künstler kennenlernen möchten. Unsere bestehende Galerie dient bereits als Treffpunkt für verschiedene Veranstaltungen. 

Ist dieses Konzept schon erprobt?

Ja! Unsere Galerie unten in der Stadt ist ja auch nicht nur Galerie, sondern ein Ort der Begegnung, wo wir die Kunst mit lukullischen Genüssen verbinden. Bereits 2009 startete ich in Miami das Gastronomieprojekt „THEGALLERY“. Da können die Gäste auch im Restaurant essen und zeitgleich wird Kunst präsentiert. Unser aktuelles Projekt hier in Salzburg heißt „THECASTLE“. 

Zurück zur Kunst: Wie hat sich Deiner Meinung nach der Kunstmarkt in den letzten 20 Jahren verändert?

Drastisch. Vor allem durch das Internet und digitale Plattformen, die den Zugang zu Kunstwerken revolutioniert haben. Das Internet bietet die Möglichkeit, dass jeder nach Kunstwerken suchen kann und sieht, wo es was gibt und was es kostet. Früher ist man noch wohin gefahren, um ein Kunstwerk anzuschauen und dann zu kaufen. Das gibt es nicht wirklich mehr. Es geht alles über digitale Plattformen. 

Wie nützt Ihr die diversen Plattformen?

Wir nutzen Social Media, um Kunden über Veranstaltungen und Kunstwerke zu informieren. Zudem sind wir auf internationalen Kunstportalen vertreten, um unsere Reichweite zu erhöhen, z. B. auf Artsy.net. 

Ist das ein neuartiger Weg, sich im Netz zu präsentieren?

Das ist ein internationales Kunstportal, wo wir uns direkt verlinken, auf Artsy.net sind wir mit den weltbesten Galerien gemeinsam gelauncht. Die Kunden können uns sofort mit anderen Galerien vergleichen. Das macht viel mehr Sinn, als wenn wir unsere Kunst auf der eigenen Website präsentieren. Diese sind sehr schnell überholt. Auf Artsy.net sind wir immer am aktuellsten Stand. Die Handhabung ist viel einfacher.  

Inwieweit bringen die Festspiele zu Ostern, Pfingsten und im Sommer nach wie vor ein kunstaffines und kaufkräftiges Publikum?

Durch die Pandemie hat sich einiges verändert. Früher kamen hochkarätige Familien nach Salzburg. Jetzt ist das weniger geworden. Heute müssen wir als Galerie schauen, dass wir zur Festspielzeit die Leute hierherbringen. Wir organisieren auch die Karten und Unterkünfte für diese Leute. 

Was braucht es als Galerist, um heutzutage erfolgreich Kunst zu vermitteln, zu verkaufen?

Das Wichtigste ist, die richtigen Künstler aufzuspüren und diverse Auktionen, Museen und Ausstellungen zu besuchen und letztendlich die Entscheidungen zu treffen, mit wem man zusammenarbeiten möchte. Mit Kommerz lässt sich schnelles Geld machen, aber der Erfolg hält nicht lange an, weil „à la longue“ die Sammler ausbleiben werden. Ich bin sehr erpicht, gute Kunst zu zeigen und auch einheimischen Künstlern eine Chance zu geben, obgleich der internationale Markt eine wichtigere Rolle spielt.  

Ist der Ankauf von Kunst eine Absicherung gegen die Inflation?

Da gehe ich einen ganz geraden Weg und sage ehrlich: Wer Kunst kauft, um zu investieren, der sollte lieber an die Börse gehen. Aber die Kunst spielt in Krisen schon eine wichtige Rolle. Die Menschen brauchen diese, um die Gesamtsituation ertragen zu können. 

© Andreas Kolarik Rudolf Budja mit dem Salzburger Künstler Michael Scheirl

Du giltst als Rockstar und Trendsetter in der Kunstszene. Wie und wo spürst Du Talente auf?

Ich reise sehr viel und bin dabei international auf Auktionen, Messen und in Galerien unterwegs. Dadurch kenne ich das, was gezeigt wird und erkenne Strömungen, die andere nicht finden, weil sie nicht dort sind. Das kann man online nicht machen, weil das Original immer eine andere Wirkung hat, als ein bloßes Foto.  

Wie bist Du zur Kunst gekommen?

Rein zufällig. Mit 18 Jahren habe ich in New York als DJ in verschiedenen Clubs gejobbt, unter anderem in dem Art Area, wo ich zum Beispiel die Künstler Jean-Michel Basquiat und Andy Warhol kennengelernt habe. An der Kunst hat mich damals noch nichts fasziniert. Anstatt eines Honorars wurde ich damals mit Bildern bezahlt, die ich wiederum verkauft habe, um mir die Miete bezahlen zu können. Das war der Anfang meiner Karriere als Galerist, wo ich als Österreicher an die 100 Kunstwerke in einem Studio gesammelt hatte. Von dort aus habe ich die Basquiats verkauft. 

Wie viele Künstler habt Ihr unter Vertrag?

Im zeitgenössischen Bereich kooperieren wir mit zehn Künstlern, mit denen wir an fünf Locations an die 20 Ausstellungen pro Jahr machen.  

Wird man Dich ob des neuen Projektes künftig wieder öfter in Salzburg sichten?

Ich bin ja ohnedies öfter da, weil ich hier und in Europa meine Wurzeln spüre. Miami ist für mich eher eine Art „Gate in die Welt hinaus“. 

Inwiefern ist ein Galerist auch ein Manager?

Ich sehe mich eher als Sammler. Das merken die Künstler auch und daher vertrauen sie mir auch.

TheCastle Salzburg