Markus Anders
© Markus Anders

Kunstobjekte als Lichtbringer

Nach acht Jahren wurde dem Salzburger Eventdesigner und Lichtkünstler Markus Anders heuer untersagt, seinen acht Meter hohen Weihnachtsengel samt Lichtinszenierung beim Hellbrunner Adventzauber zu präsentieren. Grund dafür ist eine neue Ö-Norm. Ein guter Anlass für die SW-Redaktion, hinter die Kulissen seiner Kunstwerkstatt zu blicken und sein Schaffen ins rechte Licht zu rücken. 

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 19.12.2024

Wie kamen Sie auf die Idee,  sich als Eventdesigner und Lichtkünstler selbstständig zu machen?

Es war schon als Jugendlicher meine Leidenschaft, an Projekten zu tüfteln und besondere Objekte zu schaffen. Ich habe es geliebt, in der Garage meiner Mutter Objekte mit meinen Händen zu gestalten und dabei mit unterschiedliche Materialien zu arbeiten – das liegt mir im Blut. Sie hat mich darin immer unterstützt, wofür ich ihr noch heute dankbar bin. Vom Hobby wurde es zum Beruf, als ich Dekorationen für größere Partys und Events gestaltet habe. Über Empfehlungen kam ich zu Eventtechnik-Firmen und später zur Bühnengestaltung für die Industrie – ein Bereich, in dem ich noch immer tätig bin. Hier gestalte ich vor allem individuell gebrandete Bühnen für Unternehmen und fertige auch Sonderobjekte an.

Welche Fertigkeiten braucht es neben kreativen Ideen?

Es braucht vor allem handwerkliche Fertigkeiten, die ich mir in den verschiedenen Berufsgruppen der Metall- und Holzbranche als gelernter Lkw-Mechaniker angeeignet habe. Davon profitiere ich heute.

Welche Leistungen bieten Sie an?

Neben dem klassischem Eventdesign bin ich dafür bekannt, selbst die ausgefallensten Kundenwünsche umzusetzen. Die Ideen entstehen oft im direkten Gespräch mit den Kunden oder in Briefings durch Agenturen. Ein Beispiel: Für ein Industrie-Event hatte ich 48 Stunden Zeit, einen ferngesteuerten Roboter mit iPad- Kopf zu entwickeln, der als Highlight der Show diente.

Wie schaffen Sie es, all das zu bewältigen?

Indem ich das mache, was ich liebe. Als Ein-Personen-Unternehmen arbeite ich projektbezogen mit anderen selbstständigen Profis zusammen. Anders wäre es aufgrund der hohen Lohnnebenkosten nicht machbar. In Spitzenzeiten arbeite ich 30 bis 40 Stunden pro Woche im Büro und ebenso viele in der Werkstatt. Die Stunden für den Auf- und Abbau von Events kommen noch dazu. Was ich bedauere, ist, dass fleißige Menschen durch das Steuersystem leider bestraft und klein gehalten werden.

Thomas Willig
© Thomas Willig Markus Anders lädt mit seinen Skulpturen und Inszenierungen die Menschen zum Träumen und Nachdenken ein.

Was motiviert Sie, trotzdem weiterzumachen?

Meine Leidenschaft für das, was ich tue. Die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Kollegen und die Freude der Menschen, wenn sie meine Projekte erleben. Vor allem in meinen Kunstprojekten steckt mein ganzes Herzblut.

Wie kamen Sie zur Kunst?

Das war das Projekt „Waldklang“ im Waldbad Anif, das von 2008 bis 2016 stattfand. Dort konnte ich meine Kreativität frei entfalten und das Gelände mit Installationen aus Natur, Licht und Klang gestalten. Da wurde ich darin bestätigt, meinen eingeschlagenen Bereich im Kunstbereich fortzusetzen.

Nach Waldklang folgte 2016 die Installation Ihres Engel-Projekts beim Hellbrunner Adventzauber. In diesem Jahr bleibt der Park dunkel. Warum?

Ein neues Umweltschutzgesetz besagt, dass Bäume und darin lebende Insekten Lichtruhe benötigen. Ich bin ein Befürworter des Umweltschutzes, doch in diesen grauen Zeiten sollten auch die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt werden. Während in anderen Regionen Lichterfeste boomen, bleibt Hellbrunn dunkel – ein Ort, der in der Vorweihnachtszeit für viele Menschen ein Rückzugsort war. Ich hoffe, dass diese Entscheidung überdacht wird. 

Ihr Wirkungskreis geht aber über Salzburg hinaus, Sie nehmen an renommierten Light-Art-Festivals teil. Was sind Ihre aktuellen Projekte? 

Aktuell stelle ich noch bis zum 13. Jänner 2025 meine „Breathe!“-Skulptur bei der „Illumina“ in Laxenburg aus. Im Sommer war ich bei der „Blockheide Leuchtet“ im Waldviertel vertreten, einem der schönsten Lichtkunst-Events Europas. Die Atmosphäre und die Naturkulisse dort sind einzigartig. Mittlerweile gibt es ja in fast jeder großen europäischen Stadt ein Lichtkunstfestival – sogenannte Light-Art-Festivals –, an welchen sich Künstler aus der ganzen Welt beteiligen. Da entstand in den vergangenen Jahren ein wachsendes Netzwerk, das ich sehr schätze. 

Wie kommen Sie auf Ihre Ideen – wie die Breathe!-Skulptur, die Sie bereits in neun Ländern ausgestellt haben?

Die Idee zu jeder meiner Skulpturen resultiert aus Themen, die mich persönlich sehr beschäftigen. Breathe! ist eine sechs Meter hohe Skulptur eines aufrecht sitzenden Menschen, die zum Mitatmen einlädt und das Thema des inneren Gleichgewichtes widerspiegeln soll. Entstanden ist diese Idee zu einer Zeit, wo ich aus dem Gleichgewicht geraten bin, dadurch hat das Werk eine interaktive und therapeutische Wirkung.

Was ist Ihr jüngstes Projekt?

Das „Buch des Lebens“. Es basiert auf dem Sprichwort: „Immer, wenn ein Mensch stirbt, ist es, als würde eine Bibliothek abbrennen.“ Ich habe ein 2,60 Meter hohes Buch mit einem stilisierten Kopf in der Mitte gestaltet. Die Gedankenstrahlen des Kopfes symbolisieren die Geschichten und Erinnerungen, die das Buch füllen. Die Premiere für das „Buch-Projekt“ war im Rahmen von „Kronach leuchtet“ im nördlichsten Bayern, eine sehr schöne Veranstaltung, die ich jedem empfehlen kann. 

Was braucht es, um als Künstler wirtschaftlich erfolgreich zu sein?

Geduld, Engagement und Flexibilität. Kunst muss man sich leisten können, besonders in schwierigen Zeiten. Viele Projekte müssen vorfinanziert werden. Mir hilft, dass ich neben der Kunst auch im Industrie-Eventdesign tätig bin, wo ich als Bühnengestalter klassisches Stage-Design um­­setze. Bei dieser Arbeit haben die Kunden meine künstlerische Ader entdeckt und mich in der Folge mit der Planung und Durchführung sehr visionärer Projekte beauftragt.

Was verstehen Sie unter Erfolg?

Erfolg bedeutet für mich, dass meine Arbeit mich erfüllt und ich nachts ruhig schlafen kann. Es ist die Freiheit, Zeit für Reisen, Weiterbildung und Reflexion zu haben – daraus entstehen neue Projekte.