Intelligente Energielösungen sind gefragt
Stark steigende Strompreise sowie vorausgesagte Engpässe bei Erdgas bereiten vielen Unternehmern Kopfzerbrechen. An Einsparungspotenzialen und Alternativtechnologien wird allerdings vielerorts schon seit längerem gefeilt.
Lesedauer: 4 Minuten
Der Unterbäck in Seekirchen ist ein Traditionsbetrieb, der auf eine 350-jährige Geschichte zurückblicken kann. Bereits 1670 wurde in der Bäckerei am unteren Markt Brot gebacken. Und diese jahrhundertelange Verwurzelung in der Region ist es wohl auch, die der Unternehmensleitung den Weitblick für wichtige, zukunftsträchtige Entscheidungen verleiht. „Ich hatte bereits zu Jahresbeginn das ungute Gefühl, dass die Zukunft in Sachen Energieversorgung schwierig werden könnte“, sagt Firmenchef Berthold Forstner. Man hat sich daher relativ rasch dazu entschlossen, parallel zu den Backöfen mit Gas bzw. Strom einen Produktionsofen um 75.000 € zu kaufen, der ausschließlich mit Holz beheizt wird und bei der Steuerung ohne Strom auskommt. „Natürlich könnten wir mit dem Holzofen mögliche Produktionsausfälle wegen Gas- oder Stromknappheit nicht ersetzen. Aber wir könnten immerhin gewährleisten, dass in unserem Einzugsgebiet niemand verhungern muss“, betont Forstner.
Das Unternehmen hat allerdings bereits vor dieser Großanschaffung an der Erhöhung der Energieeffizienz gefeilt. „Durch Wärmerückgewinnung wandeln wir die Abwärme unserer Öfen in Heizenergie für unsere Gebäude um“, erläutert Forstner. Zur Not könnte man einen Teil der Öfen mittels Brennertausch und externer Öltanks auf Ölbetrieb umstellen. Diesen „Rückschritt“ wolle man beim Unterbäck aber so weit als möglich vermeiden.
Große Energiemengen eingespart
Auch bei der SalzburgMilch setzt man bereits seit längerem größere Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz um. Nachdem im Herbst 2021 Salzburgs größte Aufdach-Photovoltaik-Anlage am Standort in Lamprechtshausen eröffnet wurde, hat man nun am Molkerei-Standort in Salzburg zwei weitere große Projekte zur Reduzierung des Erdgasverbrauchs realisiert. Das bisherige zweistufige Verfahren zur Erzeugung der ESL-Milch (Milch mit längerer Haltbarkeit im Regal) wurde durch ein neues und energieeffizienteres, einstufiges Verfahren ersetzt, wodurch eine erhebliche Menge an Prozesswärme (Dampf/Erdgas) für den Pasteurisierungsvorgang und Eiswassereinsatz (Kälte/elektrischer Strom) zur Kühlung der Milch eingespart werden kann. Außerdem wurde die Dampfkesselanlage durch eine moderne und energieeffiziente Dampfversorgung inklusive umfassender Wärmerückgewinnungssysteme ersetzt. Durch diese beiden Maßnahmen können in Summe rund 2.600 MWh Erdgas und somit etwa 650 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden.
„Gerade in der aktuell sehr angespannten Lage ist es für uns als Unternehmen der kritischen Infrastruktur sehr wichtig, in Sachen Energieeffizienz vorauszugehen und konsequent Maßnahmen zur Reduktion und letztlich bis zur gänzlichen Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen umzusetzen“, ist SalzburgMilch-Geschäftsführer Andreas Gasteiger überzeugt.Bereits seit Jahren bereitet man sich beim Lebensmittelhändler Spar auf mögliche Szenarien von Energieengpässen vor. „Alle neuen und umgebauten Spar-Märkte kommen bereits seit längerem ohne fossile Brennstoffe aus. Somit wird nicht mehr mit Gas, sondern mit Wärmepumpen geheizt. Für die bisher noch verbliebenen rund 200 Spar-Märkte mit Gas-Heizung in Österreich arbeitet man intensiv an Umstellungen auf erneuerbare Energieträger“, erläutert Lukas Wiesmüller, Leiter Nachhaltigkeit bei der Spar Österreichische Warenhandels-AG.
Energiebedarf optimieren
Diese bereits seit langem umgesetzte Strategie der Abkehr von fossilen Brennstoffen ist durch die derzeitige Situation zusätzlich beschleunigt worden. „Kühl- und Wärmeenergie sind bei Spar ein wesentlicher Faktor beim Energieverbrauch, daher hat man die Soll-Temperaturen sowohl bei Raumluft als auch in den Kühlungen im Auge. So liegen die Temperaturen in den Verkaufsräumen bei Spar bereits jetzt nahe an den Überlegungen der EU“, sagt der Nachhaltigkeits-Manager weiter. Eine größere Herausforderung sei laut Wiesmüller die Energiesicherheit in den Produktionsbetrieben, die derzeit stark von Gas abhängig sind. Hier prüft man gerade mögliche alternative Energieträger für die Interspar-Bäckereien und Tann-Fleischverarbeitungsbetriebe.
In der Salzburger Seilbahnwirtschaft geht bereits die große Sorge um, dass die Beschneiungsanlagen nicht in Betrieb genommen werden können, sollte das Gas ab dem Herbst knapp werden. Für Erich Egger, Obmann der Salzburger Seilbahnwirtschaft, steht jedenfalls fest, dass die Lifte und die dazugehörigen Beschneiungsanlagen zur kritischen Infrastruktur gehören: „Die Beschneiung ist ja nicht unser Hobby. Das ist unsere industrielle Grundproduktion. Wenn es keinen Schnee auf den Pisten gibt, findet auch kein Wintertourismus statt. Von den Seilbahnen hängen somit tausende Betriebe ab“, betont Egger.Autonome Versorgung
Das würde u. a. die Hotellerie treffen, die ihrerseits seit Jahren versucht, eine möglichst autonome Versorgungssicherheit herzustellen. Im Hotel Gut Brandlhof in Saalfelden ist man beispielsweise schon gut auf steigende Gaspreise vorbereitet. „Da wir Nachhaltigkeit und Umweltschutz als unsere Verpflichtung ansehen, betreibt das Hotel seit 2009 ein eigenes Biomasseheizwerk mit einer Leistung von 1.000 kW für eine autarke Warmwasserversorgung und Heizung. Jedoch steigen aktuell auch die Holzpreise. Somit ist unsere Position zwar besser, hat aber auch seine eigenen Nachteile“, erläutert Hoteldirektor-Stv. Thomas Bauer. Zusätzlich zum Biomasseheizwerk verfügt man beim Brandlhof auch über eine Photovoltaik-Anlage auf einem der Nebengebäude. Eine Anlage auf dem Haupthaus ist in Planung. „Damit sind wir von steigenden Energiekosten und dem drohenden Gasengpass nur mäßig betroffen“, unterstreicht Bauer. Neben der Stromversorgung ist auch die Wasserversorgung selbstständig gedeckt: durch die Fassung von sieben Bergquellen und einen 170.000-Liter-Wassertank zur temporären Speicherung.
Eine immer wichtigere Rolle nehmen größere Unternehmen wie AustroCel Hallein bei der Energieversorgung der Bevölkerung ein. Der Betrieb beliefert 13.000 Haushalte mit Fernwärme und 28.000 Haushalte mit grünem Strom. Gas wird hier als Brennstoff nur mehr in geringsten Mengen (weniger als 1%) zugefeuert bzw. bei Revisionsstillständen oder Betriebsunterbrechungen kurzfristig für die Wiederinbetriebnahme eingesetzt. „Wir sind gut für die Zukunft aufgestellt, weil wir binnen eines Jahres den völligen Ausstieg aus Gas erreichen können“, betont Geschäftsführer Dr. Wolfram Kalt.
Beratungen des uss nutzen
Beratung zu allen Themen rund um Energieeffizienz bzw. Energieeinsparung erhalten Salzburger Unternehmen beim Umwelt Service Salzburg (uss). Besonders Kleinbetriebe, aber auch Produktionsunternehmen aller Größen und aus allen Branchen sowie Tourismusbetriebe werden auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz und Alternativen in der Wärmeversorgung von den uss-Beratern begleitet. Nähere Info unter www.umweltservicesalzburg.at