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Einwegpfand ist eine Herausforderung

Betriebe, die Getränke in Aludosen oder PET-Flaschen verkaufen, müssen die Einweggebinde ab Jänner auch wieder zurücknehmen. Für die betroffenen Unternehmer ist die Umstellung zum Teil mit erheblichen Kosten und Mühen verbunden.  

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Aktualisiert am 13.12.2024

Der Diskonter Lidl Österreich musste tief in die Tasche greifen, um die Voraussetzungen für eine reibungslose Rücknahme der Getränkeverpackungen zu schaffen. Knapp einen Monat vor Einführung des Einwegpfands war die Umrüstung in mehr als 220 der österreichweit rund 250 Lidl-Filialen abgeschlossen. „Die Standorte werden in der Regel mit zwei Pfandautomaten ausgestattet. Dafür haben wir inklusive der notwendigen Umbauten rund 45 Mill. € investiert“, teilte das in Salzburg ansässige Unternehmen auf Anfrage der SW mit. 

Der Aufwand sei groß, insbesondere was die Planung und die Bewilligungen der Umbauten betreffe. „Der Umbau erfolgte meist bei laufendem Betrieb. Wir mussten unsere Lagerräume komplett umgestalten, um Platz für das Pfandsystem zu schaffen.“ Die Einführung des Einwegpfands wird aber dennoch begrüßt: „Lidl war der erste Lebensmittelhändler in Österreich, der ein Pfand auf Kunststoffflaschen und Getränkedosen gefordert hat.“ Die Kunden haben die Möglichkeit, das Retourgeld per Knopfdruck an eine gemeinnützige Organisation zu spenden.  

Gemischte Gefühle vor Einführung

Der Pinzgauer Kaufmann Andreas Vorderegger sieht der Einführung des Einwegpfands mit gemischten Gefühlen entgegen. „Ich finde das Pfand, was den Umweltschutzgedanken betrifft, richtig. Begeistert bin ich aber nicht, weil die Umstellung für uns sehr aufwendig ist“, meint Vorderegger, der mit seiner Frau Christine zwei Adeg-Märkte in Wald im Pinzgau und in Königsleiten führt. „Durch die Aufwandsentschädigung, die wir pro Flasche und pro Dose bekommen, wird zumindest ein Teil der zusätzlichen Arbeit vergütet.“ 

In der Filiale in Wald wurde ein bestehender Pfandautomat umgerüstet. Diese Investition sei, so Vorderegger, durch die staatliche Förderung gedeckt. „Für den neuen Automaten in Königsleiten mussten wir aber rund 10.000 € selbst übernehmen.“  

Der Lebensmittelhändler hätte eine einheitliche europäische Lösung oder zumindest eine gemeinsame Lösung für die deutschsprachigen Länder bevorzugt. Er befürchtet zumindest in der Anfangsphase Probleme in den Tourismusregionen in Westösterreich. „Vermutlich kommen Gäste mit Flaschen ohne Pfandlogo in die Geschäfte und wollen sie zurückgeben“, meint Vorderegger.  

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© WKS/Neumayr „Der Aufwand ist groß“, meinen die Adeg-Kaufleute Andreas und Christine Vorderegger, die aber Verständnis für Einführung des Einwegpfands haben.

Rund 15 Pfandautomaten hat LM Energy für sein Tankstellennetz in Salzburg, Oberösterreich, Tirol und Kärnten geordert. Auch hier spricht man von hohen Anfangsinvestitionen sowie einem erheblichen Mehraufwand für die Mitarbeiter ab Jänner neuen Jahres. „Es ist gar nicht so einfach, überall den optimalen Platz für die Automaten zu finden. Weiters müssen die Dosen und Flaschen entsprechend registriert und die Mitarbeiter für alle Eventualitäten geschult werden“, berichtet Prokuristin Alexandra Müller von LM Energy. Für den finanziellen Aufwand gebe es auch Förderungen. Diese müssten aber erst eruiert werden. Schlussendlich rechne man damit, dass sich das System nach Anfangsschwierigkeiten einspielen werde. „In Deutschland funktioniert es ja auch schon seit längerem“, betont Müller. 

Dem neuen Pfandsystem gänzlich aus dem Weg geht man in den Filialen der Bäckerei Pföß in Elsbethen. „Wir stellen gerade unser komplettes Getränkesortiment auf Glas um und hoffen, dass unsere Lieferanten das rechtzeitig hinbekommen“, betont Firmenchef Peter Pföß. „Für unser Personal wäre einfach der Aufwand zu groß und aufgrund der eingeschränkten Getränkepalette ist Glas ohnedies die umweltfreundlichere Alternative.“