Die Buchhandlung Höllrigl wird modernisiert
Vor kurzem wurde mit dem Umbau von Österreichs ältester Buchhandlung begonnen.
Lesedauer: 3 Minuten
Im SW-Interview schildert Geschäftsführer Klaus Magele, warum dieses Projekt gerade jetzt umgesetzt wird und worauf sich die Kunden freuen können.
Herr Magele, warum haben Sie sich jetzt für den Umbau entschieden?
Wir, der Bucheinzelhandel der Morawa Gruppe, haben die Buchhandlung vor einem Jahr übernommen. Da die Übernahme bereits viel Arbeit mit sich brachte, wollten wir den Umbau nicht sofort starten.
Im Herbst haben wir mit Frau DI Eva Hody, der Leiterin des Bundesdenkmalamtes, eine Begehung durchgeführt, um zu klären, welche historischen Elemente erhalten bleiben und welche modernisiert werden müssen. Die Einrichtung war stark beschädigt, die Haustechnik veraltet – der Umbau war unumgänglich.
Welche historischen Elemente werden in die Neugestaltung integriert?
Alle Wände und das Gewölbe bleiben erhalten. Das Gewölbe setzen wir durch passende Möbel und ein modernes Beleuchtungskonzept stärker in Szene, die barocken Stuckdecken werden fachgerecht saniert. Darüber hinaus haben wir typisch Salzburger Elemente, wie historische Straßenschilder, als Wegweiser zu den einzelnen Bereichen im Interieur integriert. Ein Raum wird mit einem Maria-Theresien-Luster ausgestattet, weitere acht Luster sorgen im ganzen Haus für ein traditionelles Ambiente.
Wer ist für die Planung zuständig?
Unsere Innenarchitektin verfügt über große Erfahrung im Umgang mit historischen Gebäuden, ebenso der Ladenbauer. Die Handwerksbetriebe stammen alle aus Salzburg.
Wonach suchen Ihre Kunden, und wie gelingt es Ihnen, den Erwartungen zu entsprechen?
Viele suchen hier Rechtstitel, weil die Juridische Fakultät in der Nähe liegt. Auch unser Sortiment an Geschichts- und Sprachbüchern ist gefragt. Buchhändler brauchen ein enormes Fachwissen, um gezielt Empfehlungen geben zu können. Das macht unsere Mitarbeiter zur DNA von Morawa – einem zutiefst österreichischen Familienunternehmen. Das Wichtigste ist, die Bedürfnisse der Kunden zu kennen – und das gelingt uns durch unser erfahrenes Team, das aus Salzburgern besteht. Unsere Filialleiterin, Frau Held, führte früher selbst eine Krimibuchhandlung und kennt die Wünsche der Kunden genau.
Warum gehen Kunden noch in eine Buchhandlung?
Um sich inspirieren und beraten zu lassen. Buchhandlungen erfüllen meiner Meinung nach einen Bildungs- und Kulturauftrag, sie bilden auch eine Basis für Gesprächsstoff in zwischenmenschlichen Beziehungen. Bücher sind auch ein beliebtes Geschenk – ergänzt durch Produkte aus unserem Gift Shop, der während des Umbaus Bestellungen entgegennimmt. Dass unsere Kunden sich wohlfühlen und sich länger in Buchhandlungen aufhalten, dafür sorgt auch ein entsprechendes Ambiente. Diesen Aspekt haben wir auch beim Umbau berücksichtigt. Wir bauen keine klassischen Buchhandlungen mehr, sondern gestalten diese wie ein Wohnzimmer, mit Leseecken, Sitzgelegenheiten und Stehlampen.
Wie kam es zur Übernahme durch Morawa?
Das war ein Herzensprojekt der Eigentümerfamilien. Herr Rick, unser CEO wollte Österreichs älteste Buchhandlung erhalten und erneuern, um diese weiterzuführen.
In welchen Geschäftszweig der Morawa Gruppe wurde die Buchhandlung Höllrigl integriert?
Höllrigl gehört zum Buch-Einzelhandel der Morawa Gruppe, die 19 Buchhandlungen zählt, wenn man den neuen Flagshipstore in der Mariahilfer Straße mitzählt, den wir in Kürze eröffnen. Wir suchen laufend neue Standorte oder übernehmen Buchhandlungen, die Nachfolger suchen.
Welche positiven Veränderungen hat die Übernahme mit sich gebracht?
Dass die traditionsreiche Buchhandlung nicht nur weitergeführt, sondern auch umfassend saniert wird. Das erfordert auch eine Bereitschaft zur Investition.
Wie viel kostet der Umbau?
Wir nehmen ca. 400.000 € in die Hand.
Beklagt Ihre Branche auch einen Fachkräftemangel?
Da haben wir Glück, weil Buchhändler eine Berufsgruppe sind, die ihr Hobby zum Beruf machen: Sie lesen gerne und möchten andere zum Lesen motivieren. Viele junge Menschen bewerben sich bei uns für eine Lehre – das freut uns sehr.
Wie bilden Sie die unterschiedlichen Büchergenres im Team ab?
Durch eine ausgewogene Mischung aus jüngeren und älteren Mitarbeitern.
Was braucht es, um vier Jahrhunderte wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben?
Einen guten Standort – die drei „L“ des Handels: Lage, Lage, Lage. Dazu tüchtige Mitarbeiter und ein aktuelles, inspirierendes Sortiment – also „beste Ware“.
Was verstehen Sie darunter?
Dass der Bestand an Büchern aktuell ist und den Kundenwünschen entspricht. Das gelingt nur, wenn wir das Leseverhalten unserer Kunden kennen, das sich durch das soziale Umfeld und Trends ständig wandelt Wir garantieren, dass Bücher, die in unserem Großhandel vorrätig sind, innerhalb von 24 Stunden verfügbar sind. Das sind immerhin 200.000 Artikel. Im Webshop Morawa.at lagern ebenso viele.
Was ist neben dem historischen Aspekt das Besondere an der Buchhandlung Höllrigl?
Höllrigl profitiert von seiner besonderen Lage und von der Mischung in der Kundenstruktur, die sich aus traditionellen Salzburgern, klassischen Touristen und einem internationalen Festspielpublikum zusammensetzt.
Wer entscheidet über den Einkauf?
Unsere Mitarbeiter sind für ihre Abteilungen verantwortlich, um auf regionale Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen. Auch die nahegelegene Juridische und Theologische Fakultät prägen das Sortiment mit.
Was erwartet die Kunden bei der Neueröffnung am 19. Februar?
Wir planen eine Eröffnungswoche mit Lesungen. Details verraten wir rechtzeitig auf morawa.at.