© WKS/Andreas Kolarik

Bühne frei für Kunst & Kulinarik

Eine kleine Konzertreihe mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker auf der Burg Golling legte den Grundstein ein für die Gollinger Festspiele, die heuer ihr 25-Jahre-Jubiläum feiern. Im SW-Interview spricht der Geschäftsführer der Döllerer Holding und Festspielpatron Hermann Döllerer über die anfänglichen Herausforderungen und Gegebenheiten, die zur stetigen Weiterentwicklung der Gollinger Festspiele geführt haben.  

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Aktualisiert am 20.06.2024

Was hat Sie dazu motiviert, als Gastgeber und Gastronom Festspiele ins Leben zu rufen?

Die Idee entstand, weil seit Anfang der 90er-Jahre namhafte Künstler und Mitglieder der Wiener Philharmoniker wegen der Döller’schen Kulinarik zu uns pilgerten. Aus diesen Besuchen entwickelte sich die Idee für die ersten Konzerte auf der Burg Golling. Rückblickend spielte sicherlich der Gedanke, die Burg beleben zu wollen, eine Rolle. Konkret war es Martin Kubik, der erste Geiger der Wiener Philharmoniker –, damals noch ein Jungspund und heute Professor – der mir den Vorschlag machte, unsere Stammgäste zu einem Kammermusikkonzert auf der Burg Golling einzuladen und die Musiker als Gage hinterher zum Essen. Im Jahr 2000 kamen wir dann dem Vorschlag von Susi Pecha, der Gattin des damaligen Geschäftsführers der Wiener Philharmoniker, nach, eine kleine Konzertserie zu veranstalten. Das war die Geburtsstunde der Gollinger Festspiele. 

Wie haben sich die Festspiele entwickelt?

Zu Beginn hatten wir pro Konzert zwischen 20 und 40 Gäste. Eine Behelfsbühne wurde vom Bauhof im Burghof errichtet, bei schlechtem Wetter fanden die Konzerte im Wappensaal statt. Unsere ersten Sponsoren waren das Modehaus Ganzer und die Raika in Golling. 2002 war Herbert Lippert der erste Tenor in unserem Programm. 2003 hatten Fritz Muliar und Luise Martini als Schauspieler ihr Debüt bei uns. Es entstand eine Dynamik, die ich mir nie hätte vorstellen können. Die Burg wurde für die Festspiele hergerichtet, Technik und Interieur wurden verbessert. 2004 kam Otto Schenk das erste Mal nach Golling – er kam bis 2020 jährlich zu uns. Deshalb zeichnen wir ihn heuer auf den neuen Künstlerspuren mit einer Büste aus.

© Die Bühne im Innenhof der Burg Golling wurde sukzessive ausgebaut Die Bühne im Innenhof der Burg Golling wurde sukzessive ausgebaut.

Was waren die größten Herausfor­de­run­gen?

Wegen des großen Zulaufs war es schwierig, unsere bestehenden Gäste während der Salzburger Festspiele zufriedenzustellen – besonders wegen der damals noch begrenzten räumlichen Gegebenheiten. Mit der Programmerweiterung wuchsen auch die technischen Herausforderungen und die Infrastruktur. Es musste eine professionelle Bühne gebaut werden, deren Kosten wir zur Hälfte mit der Gemeinde teilten. Auch die Investitionskosten für Bestuhlung, Technik und das Überdachungssegel hat unser Verein übernommen.  

2007 gab es für Sie ein einschneidendes Ereignis. Möchten Sie darüber sprechen?

Ja, gerne, weil es sich indirekt auf die Festspiele ausgewirkt hat. 2007 erlitt ich einen Herzinfarkt, hatte aber Glück. In dieser Zeit erkannte ich, dass Christl und Andreas mein Fehlen perfekt ausgleichen konnten. Deshalb zog ich mich aus dem operativen Geschäft im Döllerer Stammhaus zurück. Im Weinhandelshaus fand ich großartige Unterstützung durch Raimund, Christian und Sabine. So konnte ich den Festspielen künftig mehr Zeit widmen – was auch notwendig war.  

Was braucht es, dass alle Aktivitäten auch finanziell lukrativ sind?

2008 hatte ich das Glück, die beiden Nachbarhäuser erwerben zu können. Mit dieser Erweiterung konnten wir nicht nur unsere Genusswelten in die jetzige Dimension bringen, sondern auch den Zustrom der Festspielgäste bewältigen, weil wir mehr Zimmer und Restauranträumlichkeiten hatten. Durch die Erweiterung im Jahr 2011 wurde die Durchführung der Festspiele auch finanziell lohnender für den Verein, da wir doppelt so viel Platz hatten. Mittlerweile verbinden mindestens 75% der Besucher den Festspielbesuch mit kulinarischem Genuss. 

Wie haben Sie es geschafft, über 25 Jahre hinweg insgesamt 250 Sponsoren aus der Wirtschaft sowie Winzerpartner und 100 Förderer zu gewinnen?

Die Sponsoren kamen auf die gleiche Art und Weise zu uns wie die Künstler. Sie kamen zum Essen, sahen die Festspiele und wollten gerne als Sponsoren auftreten. Alles spielte sich in Gesprächen in der Gastronomie ab. Ich habe nie Kaltakquise betrieben. 

Wie ist Ihr Sponsorenkonzept angelegt?

Für jede Aufführung haben wir einzelne Konzertsponsoren. Hinzu kommen die Festspielsponsoren, die 3 x 10 Karten bei Veranstaltungen ihrer Wahl für ihre Gäste erhalten. Zudem genießt jeder Festspielgast vor der Vorstellung ein erfrischendes Stiegl-Bier, ein Glas Schaumwein, einen Bergapfelsaft von Thomas Kohl oder einen köstlichen Wein, der vom Winzer persönlich eingeschenkt wird.  

Sie betonen, dass Ihnen die Künstler mit den Gagen entgegengekommen sind. Ist das heute auch noch so?

Ja, sehr stark. Das ist bis heute so geblieben. Sonst wäre es nicht möglich, ein so hochkarätiges Programm zu präsentieren. Die Kulinarik, welche sie ja anfangs nach Golling gebracht hat, und die Übernachtung sind Teil der Gage.

© Patrick Langwallner Die Kulinarik umrahmt die künstlerischen Beiträge.

Die Kulinarik krönt die Kunst. Wie kam es zu dieser Symbiose?

Zuerst waren es die Künstler, die nach den Aufführungen die Kulinarik genossen haben. Bald kamen die Sponsoren mit ihren Gästen hinzu. So kam es, dass wir bald Pauschalen in der Kombination von Kultur und Kunstgenuss anboten – mit einem Souper im Wirtshaus oder im Restaurant. Im Wirtshaus gibt es drei Pakete zu unterschiedlichen Preisen, von 92 € bis 112 € – je nach Kartenkategorie –, und im Restaurant liegen die Preise zwischen 167 € und 187 €. Unsere Gäste profitieren auf alle Fälle vom Kombipreis, den 75% in Anspruch nehmen.

Auf welche Höhe beläuft sich das Gesamtbudget der Gollinger Festspiele?

Das Gesamtbudget beläuft sich auf ca. 170.000 €, wovon ein Drittel durch Kartenerlöse finanziert wird. Der Rest kommt von den Sponsoren.

© WKS/Andreas Kolarik Hermann Döllerer freut sich über das gelungene Jubiläumsprogramm.

Wie schafft es die Familie Döllerer, neben dem Hauptbetrieb ein ganzes Festival zu stemmen?

Das geht nur im Familienverbund, dabei spielt jeder Einzelne eine wichtige Rolle. Ohne die beiden Firmen – das Döllerer Stammhaus mit den Genusswelten und das Weinhandelshaus Döllerer – wäre das nicht möglich, sowohl finanziell als auch hinsichtlich der Personalressourcen. 

Was sind die Highlights der Jubiläumsfestspiele?

Bei der Programmgestaltung war es mir wichtig, das Jubiläumsjahr mit den Künstlern zu feiern, die die Festspiele zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Die Tradition der Jedermann-Darsteller, die in den vergangenen Jahren immer unser Publikum begeistert haben, wird fortgesetzt. Im Jubiläumsjahr feiern wir mit fünf Jedermännern. 

Was waren bis dato Ihre persönlichen Highlights?

Dass wir gleich zu Beginn mit so hochkarätigen Ensemblemitgliedern der Wiener Philharmoniker aufwarten konnten. Auch, dass so namhafte Schauspieler wie Otto Schenk und die berühmten Jedermänner über Jahrzehnte zu Gast waren. Zwei Liederabende des Weltstars Asmik Grigorian 2019 und 2021 haben uns wirklich geadelt, und natürlich, es miterleben zu dürfen, wie aus einer kleinen Konzertreihe Festspiele entstanden sind, an denen unsere Häuser, Partner, Sponsoren und die ganze Familie mitwirken.