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Salzburgs Betriebe: Rezession und viel Unsicherheit für 2024

Herrschte im ersten Halbjahr 2023 bei Salzburgs Betrieben noch Zuversicht im Schatten einer Stagflation, hat sich das Konjunkturklima in den vergangenen beiden Quartalen deutlich eingetrübt.

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Aktualisiert am 14.09.2024

Die im Vergleich zu anderen EU-Staaten überdurchschnittlich hohe Inflation gepaart mit stark gestiegenen Zinsen, anhaltend hohe Kosten für Energie und Rohstoffe, eine lahmende Weltkonjunktur und die wirtschaftlichen Probleme beim wichtigen Exportpartner Deutschland, das sind die Ingredienzen, die den Ausblick auf das kommende Jahr trüben. Dazu kommen noch geopolitische Brandherde, die die Unsicherheit zusätzlich erhöhen.
Diesen Faktoren können sich auch die Salzburger Betriebe nicht gänzlich entziehen, wie die jüngste Konjunkturumfrage der WKS, durchgeführt von der Stabstelle Wirtschafts- und Standortpolitik der WKS, zeigt. An der Umfrage haben von 7. bis 21. November 858 Arbeitgeberbetriebe teilgenommen.


Deutliche Eintrübung der Aussichten

  • Haben nur 16% der befragten Unternehmen die Geschäftslage der vergangenen sechs Monate als schlecht bewertet, so fällt der Blick in die Zukunft schon deutlich skeptischer aus. 27% der Befragten erwarten in den kommenden sechs Monaten eine schlechte Geschäftslage. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei der Auftragslage, die signifikant eingebrochen ist. Knapp ein Drittel der Befragten rechnet mit einer schlechten bzw. zu geringen Auftragslage. 

Größtes Risiko: Arbeitskosten

  • Bei der Frage nach den größten wirtschaftlichen Risiken für die kommenden sechs Monate kam es zu einer deutlichen Verschiebung. Für 61% sind die größte Sorge die Arbeitskosten (+7), die durch die hohen Kollektivvertragsabschlüsse befeuert wird. 
© WKS Das Risiko der hohen Arbeitskosten und der Nachfragemangel be­reiten den Unternehmer:innen derzeit die größten Sorgen, dafür werden die Energie- und Rostoffkosten etwas entspannter beurteilt.
  • Zudem rückt nun für 53% der Nachfragemangel (+14%) mehr und mehr in den Vordergrund, der im Frühjahr noch weniger Sorgen bereitete (39%). „Ursachen  für die Konsumflaute sind die nach wie vor hohe Inflation, die hohen Zinsen. Auch die fehlende Wachstumsdynamik auf dem Weltmarkt dämpft die Aussichten der exportorientierten österreichischen Wirtschaft“, erklärt Christoph Fuchs, Leiter der WKS-Stabstelle Wirtschaftspolitik.
  • Die Lage bei den Energie- und Rohstoffpreisen – seit Ausbruch des Ukraine-Krieges das dominante Thema – ist mit 51% hingegen etwas in den Hintergrund getreten (-8%). Gleiches gilt für das Dauerthema Arbeitskräftemangel (-10%), das mit 39% erst an vierter Stelle genannt wurde. Der Arbeitsmarkt erweist sich trotz Rezession immer noch als robust. Der Anstieg der Beschäftigung dürfte sich verlangsamen. 

Betriebe stehen weiter auf Investitionsbremse

  • Aufgrund der rasch sehr stark gestiegenen Zinsen und der hohen Baukosten sinkt das Investitionsvolumen weiter. 45% der Unternehmen gaben an, ihre Neuinvestitionen aufgrund der steigenden Finanzierungskosten eher verringern zu wollen. Am höchsten ist die Zurückhaltung bei den Investitionen bei der Industrie mit 60%, gefolgt von Tourismus und Handel.

Preissteigerungen: Inflation

  • Haben im Frühjahr noch 40% angegeben, die Verkaufspreise anheben zu müssen, gehen nun 53% von Preissteigerungen aus. „Verantwortlich dafür sind Zweitrundeneffekte durch die hohen Lohnabschlüsse, die erste Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale sind. Während die Preisweitergabe für die im internationalen Wettbewerb stehende Industrie nur eingeschränkt möglich ist, besteht im Dienstleistungssektor dafür mehr Spielraum“, betont Fuchs.
© WKS Die Geschäftslage schätzen nur noch 24% gut ein. 49% rechnen mit einer zufriedenstellenden und 27% mit einer schlechten Geschäftslage.

WKS-Präsident Peter Buchmüller zieht folgende Schlüsse: „Die heurigen Lohnabschlüsse waren eindeutig zu hoch und dadurch schädlich für den Standort. Wir müssen die hohe Inflation eindämmen, sonst stehen wir bei den Lohnverhandlungen 2024 vor dem gleichen Dilemma wie heuer.“ Auch wenn die Wirtschafts- und Beschäftigungsdynamik derzeit etwas zurückgehe, müsse man vor gefährlichen Experimenten mit der Arbeitszeit warnen. „Der nächste Aufschwung kommt bestimmt und dann wird der Arbeitskräftemangel wieder virulent. Bis dahin sollte die Politik wichtige Strukturreformen umsetzen, die die Beschäftigung fördern, von der Kinderbetreuung über die qualifizierte Zuwanderung bis zu einer umfassenden Arbeitsmarktreform“, resümiert der WKS-Präsident. 

© WKS Zweitrundeneffekte durch hohe Lohnabschlüsse befürchten 53% der befragten Unternehmer:innen. Kein gutes Vorzeichen für die Inflation.