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Salzburger Festspiele: Ein Standortfaktor erster Güte

Die wirtschaftlichen Effekte der Salzburger Festspiele werden oft auf die bloße „Umwegrentabilität“ für die öffentliche Hand reduziert. Dabei sind die Salzburger Festspiele und die regionale Wirtschaft vergleichbar mit zwei kommunizierenden Gefäßen mit vielschichtigen Wechselwirkungen. 

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Aktualisiert am 12.07.2024

„Die Festspiele sind für die Salzburger Wirtschaft ein wichtiger Konjunkturmotor. Viele Betriebe - von der Hotellerie über den Handel bis zur Gastronomie - profitieren unmittelbar von diesem Festival von Weltrang. Das bringt wiederum positive Effekte für die Gesamtwirtschaft“, betonte WKS-Präsident Peter Buchmüller bei einem Pressegespräch in der Wirtschaftskammer Salzburg. 

Die Salzburger Festspiele als weltweit führendes Dreispartenfestival mit Oper, Konzert und Schauspiel tragen zudem maßgeblich zum positiven Image des Wirtschaftsstandortes Salzburg bei. „Denn sie sorgen für die Bekanntheit Salzburgs in der ganzen Welt und das hilft besonders unseren exportierenden Betrieben“, erklärte Buchmüller.  

Neben dem Festspielbetrieb wurden zudem die Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung des Festspielbezirks untersucht und die volkswirtschaftlichen und fiskalischen Effekte sowie die Impulse für den Arbeitsmarkt berechnet.   

Das Ergebnis in Kurzform: 

  • 250 Mill. € Wertschöpfung in Österreich, davon 199 Mill. € in Salzburg
  • 2.943 Vollzeitarbeitsplätze in Österreich, davon 2.589 in Salzburg
  • 96 Mill. € an Steuern und Abgaben 

Grundlage für die Berechnung bildeten die Ausgaben der Besucherinnen und Besucher im Jahr 2022, der laufende Betrieb der Salzburger Festspiele sowie ein aliquoter Investitionsanteil. Die Ausgaben der Besucher wurden mittels Online-Befragung im Jahr 2023 erhoben. „Wir konnten eine überraschend hohe Rücklaufquote erzielen, es haben 8.517 Personen an der Befragung teilgenommen. Das zeigt, wie stark sich die Festspielgäste mit dem Festival identifizieren und bereit sind, Zeit für eine Umfrage zu investieren“, freuten sich die Studienautoren Christoph Fuchs und Vanessa Kahn von der Stabstelle Wirtschafts- und Standortpolitik in der WKS. 

Salzburger Festspiele

Bestätigung für die Arbeit der Festspiele

Welche Bedeutung die Festspiele für die Wirtschaft haben, das hat sich besonders deutlich während der Corona-Pandemie gezeigt, als das Festival trotz widriger Umstände durchgeführt wurde und Hotellerie, Gastronomie und Handel wichtige Umsätze in einer schwierigen Zeit brachte. „Bereits Max Reinhardt war davon überzeugt, dass die Salzburger Festspiele nicht nur eine wichtige künstlerische und gesellschaftspolitische Funktion haben, sondern auch als Zugpferd für den Tourismus in Stadt und Land Salzburg und als kraftvoller Standortfaktor unverzichtbar sind“, führte Festspielpräsidentin Kristina Hammer aus. Die nun vorliegende, neue Studie der Wirtschaftskammer beweise einmal mehr, wie bedeutend die Festspiele als ökonomischer Motor für Salzburg und Österreich seien. „So sichern die Festspiele fast 2.600 Vollzeitarbeitsplätze in Salzburg und rund 3.000 österreichweit. Darüber hinaus ergibt die aktuelle Besucherbefragung einen unverändert großen Stammgästeanteil, eine überdurchschnittlich lange Aufenthaltsdauer und hohe Ausgaben unserer Gäste aus aller Welt. Diese Ergebnisse zeigen eindrucksvoll: das Gesamtprodukt Festspiele stimmt! Dass auch der Anteil jener Gäste gestiegen ist, die zum ersten Mal die Festspiele besucht haben, lässt mich besonders optimistisch in die Zukunft blicken. Sind doch die Neukunden von heute die potenziellen Stammgäste von morgen,“ ist Hammer überzeugt. 

Die WKS-Studie beleuchtet zudem die großen Bauvorhaben im Festspielbezirk. „Die aktualisierte Wertschöpfungsstudie macht deutlich, dass sich die Investitionen der öffentlichen Hand in das Großprojekt Festspielbezirk 2030 und in den Betrieb der Salzburger Festspiele innerhalb kürzester Zeit rentieren. Bei einer Wertschöpfung von 250 Mill. € fließen jedes Jahr 96 Mill. € an Steuern und Abgaben an die öffentliche Hand retour. Damit amortisiert sich die Großinvestition in die Zukunft einer der zentralen Infrastrukturen des Landes bereits innerhalb der ersten fünf Jahre. Es zeigt sich erneut: Jeder öffentlich investierte Euro kommt mehrfach zurück,“ bekräftigte der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz.  


Festspielgäste sind besonders ausgabefreudig

So lange es die Salzburger Festspiele gibt, besteht das Bemühen, den wirtschaftlichen Nutzen des Festivals für die Menschen in der Region in Zahlen zu fassen. Die Gründungsväter waren überzeugt, dass ein Festival mit diesem Qualitätsanspruch nur so auf Dauer finanziert werden kann. „Salzburgs Unternehmen profitieren zweifellos von den Festspielen, weil knapp 80% der Wertschöpfungseffekte im Bundesland bleiben. Sie tragen ihrerseits aber auch auf vielfältige Weise zum Gelingen des Festivals bei – in erster Linie über den Salzburger Tourismus Förderung Fonds, aus dem jährlich ein namhafter Millionenbetrag an die Salzburger Festspiele fließt“, erinnerte Buchmüller an die finanzielle Unterstützung der Festspiele durch die Wirtschaft. 

Im Gegenzug landet ein Großteil der Konsumausgaben der Besucherinnen und Besucher in der Höhe von rund 181 Mill. € bei den Salzburger Betrieben. „Davon profitieren beinahe alle Branchen - vom Bäcker über den Juwelier bis zum Taxifahrer - direkt oder indirekt. Aber auch Salzburgs Gastlichkeit auf hohem Niveau konnte nur entstehen, weil die Sommer-Festspiele über viele Jahrzehnte mit jährlich über 150.000 zusätzlichen Übernachtungen eine starke Nachfrage in der gehobenen Hotellerie und Top-Gastronomie auslösen“, hob Buchmüller die Bedeutung der Festspiele für den Qualitätstourismus hervor: „Die Tagesausgaben der Festspielgäste liegen mit 414 € doppelt so hoch wie im Durchschnitt.“  

Wirtschaftsmotor für die gesamte Region

Neben all diesen messbaren Ergebnissen sind die Festspiele Salzburgs Aushängeschild in der Welt, wenn es darum geht wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen. „Die Festspielzeit ist jene Zeit, wo neue Geschäftsbeziehungen angebahnt, wo Unternehmenskooperationen gefestigt, neue Exportmärkte erschlossen und qualifiziertes Personal gewonnen werden. Damit wird ein wirtschaftlicher Motor in Schwung gehalten, der den Menschen in unserem Land – wie von den Gründungsvätern in der Zwischenkriegszeit erhofft – nicht nur kulturelle Höhepunkte, sondern auch zusätzlichen Wohlstand bringt“, resümierte WKS-Präsident Buchmüller.

Bilddownload (© WKS/Neumayr):

Foto: Bei der Präsentation der neuen Festspielstudie (v.l.): Christoph Fuchs, Stabstelle Wirtschafts- und Standortpolitik der WKS, Festspielpräsidentin Kristina Hammer, WKS-Präsident Peter Buchmüller und Lukas Crepaz, kaufmännischer Direktor der Festspiele.