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Mobbing am Arbeitsplatz
Begriff - Mobbing-Handlungen – Fürsorgepflicht des Arbeitgebers – Schadenersatz
Lesedauer: 3 Minuten
Begriff
Mobbing ist ein Verhalten unter Arbeitnehmer:innen, das darauf abzielt, eine Person zu verletzen, einzuschüchtern, zu entmutigen, auszugrenzen oder aus dem Arbeitsverhältnis zu drängen. Mobbing kann auch von Vorgesetzten ausgehen oder sich gegen solche richten.
Doch nicht jeder Konflikt am Arbeitsplatz ist Mobbing. Damit von Mobbing gesprochen werden kann, müssen solche Handlungen häufiger, über einen längeren Zeitraum und systematisch erfolgen sowie eine erhebliche Stärke erreichen. Der/Die Gemobbte ist meist unterlegen und sieht sich außerstande, sich zu wehren oder der Situation zu entkommen.
Eine gesetzliche Definition von Mobbing gibt es in Österreich nicht. Ob Mobbing vorliegt, kann immer nur anhand des konkreten Einzelfalls beurteilt werden. In einigen Fällen kann „Mobbing“ den Tatbestand geschlechtlicher Diskriminierung erfüllen und Grund für einen berechtigten Austritt des/der gemobbten Mitarbeiters/Mitarbeiterin oder aber Anlass für eine Schadenersatzforderung wegen Diskriminierung bilden.
Erfolgt das Mobbing durch den/die Vorgesetzten, wird auch von „Bossing“ gesprochen.
Folgende Mobbingdefinition ist inzwischen ständige Rechtsprechung des OGH:
- Eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz.
- Die angegriffene Person ist in dieser Kommunikation unterlegen.
- Diese Person wird systematisch, oft und während längerer Zeit direkt oder indirekt angegriffen.
- Das Ziel der Angreifer:innen ist es, diese Person aus dem Dienstverhältnis zu drängen.
- Die angegriffene Person empfindet dies als Diskriminierung.
Mobbing kann beispielsweise aus
- Beschimpfungen,
- Schikanen,
- Unterlassen von Information,
- Verbreiten von Gerüchten,
- Lustig machen,
- „wie Luft behandeln“ oder auch
- systematisches Zuteilen unangenehmer oder sinnloser Aufgaben
bestehen.
Beispiele:
Herr X arbeitet gemeinsam mit den Kolleg:innen A, B und C an einem Projekt. Wichtige Informationen über das Projekt werden von A, B und C nicht an Herrn X weitergegeben und Herr X wird von den Kolleg:innen ausgegrenzt.
Frau Y wird von ihren Kolleg:innen K und L seit Monaten immer wieder beschimpft und K und L verbreiten unwahre böse Gerüchte über Frau Y. Wenn Frau Y den Raum betritt, drehen sich die Kolleg:innen weg und behandeln sie wie Luft.
Abgrenzung
Nicht jede (böse) Bemerkung ist gleich Mobbing. Der Begriff Mobbing wird oft zu häufig oder zu schnell verwendet. Weisungen, Verwarnungen, Entlassung oder Kündigung durch den/die Arbeitgeber:in sind rechtlich erlaubte Handlungen und kein Mobbing.
Gelegentliche anlassbezogene Kritik, das Beanstanden von schlechter Leistung, oder wenn der/die Arbeitgeber:in von Beschäftigten hohe Leistung verlangt, stellen keine Mobbing–Handlungen dar.
Folgen von Mobbing
Mobbing hat in vielen Fällen schädliche Auswirkungen für alle Beteiligten. Bei gemobbten Arbeitnehmer:innen können psychische und körperliche Leiden auftreten, wie beispielsweise Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Atemnot, Depression, Magen-/Darmerkrankungen oder Herz-/Kreislaufbeschwerden.
Oft wirkt sich Mobbing auch negativ auf Betriebsabläufe und das reibungslose Funktionieren des Betriebes aus.
Pflichten des/der Arbeitgebers/Arbeitgeberin
Selbstverständlich darf der/die Arbeitgeber:in selbst gegenüber seinen/ihren Mitarbeiter:innen keine Mobbing-Handlungen („Bossing“) setzen. Erhebt ein/e Mitarbeiter:in einen Mobbing-Vorwurf gegen eine/n andere/n Mitarbeiter:in, so muss der/die Arbeitgeber:in jedenfalls handeln und bei Vorliegen von Mobbing gegenüber dem/der Mitarbeiter:in auch wirksam Abhilfe schaffen. Die Angaben des/der Mitarbeiters/Mitarbeiterin müssen dafür jedoch ausreichend konkret sein: Wer hat wann und wie gemobbt.
Tipp!
Zuerst muss der/die Arbeitgeber:in die Vorwürfe prüfen. Dazu sollte er/sie Gespräche mit den Beteiligten führen und klären, was vorgefallen ist. Der/Die angeblich gemobbte Mitarbeiter:in ist aufzufordern, die Mobbing-Handlungen genau zu dokumentieren und festzuhalten wann, von wem und wie er/sie gemobbt wird.
Liegt Mobbing vor, so muss der/die Arbeitgeber:in wirksam etwas dagegen unternehmen. Je nach Stärke der Mobbinghandlungen können unterschiedliche Abhilfemaßnahmen zielführend sein. Der/Die Arbeitgeber:in kann versuchen, zu vermitteln und so den Konflikt zu lösen, den/die mobbende/n Mitarbeiter:in abmahnen, die Arbeitnehmer:innen versetzen oder als letzten Ausweg das Arbeitsverhältnis des/der mobbenden Arbeitnehmers/Arbeitnehmerin beenden.
Die notwendigen Maßnahmen richten sich nach dem konkreten Einzelfall und müssen der Situation angepasst und verhältnismäßig sein. Es sollte jedenfalls klargestellt werden, dass Mobbing im Unternehmen nicht akzeptiert wird und der/die konkret betroffene gemobbte Mitarbeiter:in wirksam vor den Mobbinghandlungen geschützt wird.
Tipp!
Die europäischen Sozialpartner:innen haben vor einigen Jahren eine freiwillige Rahmenvereinbarung zu Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz unterzeichnet. >>genauere Informationen
Hat sich ein/e Mitarbeiter:in mit einem begründeten Mobbing-Vorwurf an den/die Arbeitgeber:in gewandt und um Hilfe ersucht, hat der/die Arbeitgeber:in jedoch nichts dagegen unternommen, dann kann der/die gemobbte Mitarbeiter:in berechtigt vorzeitig austreten. Er/Sie behält dann seinen/ihren Anspruch auf Abfertigung alt und Urlaubsersatzleistung und hat weiters einen Anspruch auf Kündigungsentschädigung. Darüber hinaus kann er/sie gegebenenfalls einen Anspruch auf Schadenersatz geltend machen.
Hinweis:
„Bei diesem Inhalt handelt es sich um eine rechtliche Information aufgrund der geltenden Rechtslage bzw. Rechtsprechung. Es wird dadurch weder eine Meinung der Wirtschaftskammer, noch eine Anleitung zu einem bestimmten Verhalten wiedergegeben.“
Stand: 01.01.2025