
Einkommensberichte
Begriff – Verpflichtung zum Erstellen – Inhalt – Veröffentlichung - Verschwiegenheitspflicht
Lesedauer: 2 Minuten
Begriff
Einkommensberichte sind schriftliche Aufzeichnungen, in denen Unternehmen die Löhne und Gehälter ihrer Beschäftigten nach Geschlechtern getrennt veröffentlichen.
Verpflichtung zum Erstellen der Einkommensberichte
JedesUnternehmen, das dauernd mehr als 150 Beschäftigte unter Vertrag hat, ist verpflichtet alle zwei Jahre einen Einkommensbericht zu erstellen.
Der Bericht muss im 1. Quartal des auf das Berichtsjahr folgenden Kalenderjahres erstellt werden.
Es ist derzeit gesetzlich nicht vorgesehen, dass Unternehmen mit bis zu 150 Beschäftigte Einkommensberichte erstellen müssen.
Inhalt
Der Einkommensbericht hat die folgenden Daten zu umfassen:
- die Anzahl der Frauen und die Anzahl der Männer in den jeweiligen kollektivvertraglichen oder – wenn verfügbar - betrieblichen Verwendungsgruppen,
- die Anzahl der Frauen und die Anzahl der Männer in den – wenn verfügbar - einzelnen Verwendungsgruppenjahren der anzuwendenden Verwendungsgruppen,
- das Durchschnitts- oder Medianarbeitsentgelt von Frauen und Männern im Kalenderjahr in den jeweiligen kollektivvertraglichen oder – wenn verfügbar -betrieblichen Verwendungsgruppen und – wenn verfügbar - Verwendungsgruppenjahren.
Anzugeben ist das Gesamtarbeitsentgelt einschließlich der Zulagen, Remunerationen, Sachbezüge und anderer Entgeltbestandteile.
Ein allfälliger Aufwandersatz ist ausgenommen.
Das Arbeitsentgelt von Teilzeitbeschäftigten ist auf das von Vollzeitbeschäftigten, das Arbeitsentgelt von unterjährig Beschäftigten ist auf das von ganzjährig Beschäftigten hochzurechnen.
Vorsicht!
Der Bericht ist in anonymisierter Form zu erstellen. Er darf keine Rückschlüsse auf Einzelpersonen zulassen.
Veröffentlichung
Der Einkommensbericht ist dem Zentralbetriebsrat bzw. Betriebsausschuss bzw. Betriebsrat im 1. Quartal des nachfolgenden Jahres zu übermitteln.
Besteht kein Betriebsrat, so ist der Einkommensbericht im Betrieb in einem für alle Beschäftigten zugänglichen Raum zur Einsichtnahme aufzulegen und darauf in einer Betriebskundmachung hinzuweisen.
Die Organe der Arbeitnehmerschaft oder – soweit diese nicht bestehen - die Beschäftigten haben einen gerichtlich geltend zu machenden Anspruch auf Erstellung und Übermittlung bzw. Information über den Einkommensbericht. Es gilt die dreijährige Verjährungsfrist, die mit dem Ablauf des ersten Quartals des auf das Berichtsjahr folgenden Kalenderjahres zu laufen beginnt.
Verschwiegenheitspflicht
Über den Inhalt des Einkommensberichtes sind sowohl die Organe der Arbeitnehmerschaft als auch alle Beschäftigten selbst zur Verschwiegenheit gegenüber Außenstehenden verpflichtet. Innerhalb des Unternehmens darf der Bericht jedoch zum Informations- und Meinungsaustausch diskutiert werden.
Die Verschwiegenheitspflicht wird nicht verletzt durch
- das Einholen einer Rechtsauskunft oder die Inanspruchnahme einer Rechtsberatung durch Interessenvertretungen und sonstige Personen, die ihrerseits einer Verschwiegenheitspflicht unterliegen (z.B. Rechtsanwälte/Rechtsanwältinnen), sowie
- die Einleitung eines Verfahrens vor der Gleichbehandlungskommission zur Durchsetzung von Ansprüchen nach dem Gleichbehandlungsgesetz.
Über Beschäftigte, die Details über den Einkommensbericht nach außen kommunizieren (z.B. Medien, Internet), kann über Antrag des Unternehmens eine Verwaltungsstrafe in der Höhe von maximal € 360 verhängt werden.
Dieser Antrag ist durch das Unternehmen (als Privatankläger:in) binnen sechs Wochen ab Kenntnis des Verstoßes und der betroffenen Person bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu stellen. Die Behörde kann von einer Strafe absehen, wenn der Verstoß geringfügig ist und die Folgen daraus unbedeutend sind.
Hinweis:
„Bei diesem Inhalt handelt es sich um eine rechtliche Information aufgrund der geltenden Rechtslage bzw. Rechtsprechung. Es wird dadurch weder eine Meinung der Wirtschaftskammer, noch eine Anleitung zu einem bestimmten Verhalten wiedergegeben.“
Stand: 01.01.2025