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© Jolly Schwarz

Zwischen Berggipfel und Freibad: Sommer in NÖ

Die heiße Jahreszeit neigt sich dem Ende zu und der Herbst zieht ins Land. Niederösterreichs Sommertourismus zieht eine erste Bilanz.  

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 14.09.2024

"Ich wünsche eine gute Reise“, sagt der Mitarbeiter der Annaberger Lifte auf der Bergstation, ehe es auf der 1.356 Meter langen Zip-
line im rasanten Tempo talwärts geht ­­– mit einem Gästeplus von aktuell neun Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres zählt das Tagesausflugsziel im Bezirk Lilienfeld zu den Gewinnern des bisherigen Sommers. „Die Saison 2024 verläuft sehr vielversprechend. Dies liegt unter anderem sicher auch an den guten Wetterverhältnissen“, bestätigt Karl Weber, der Geschäftsführer der Annaberger Lifte. 
Neuerungen, etwa die Bikepark-Trainings oder die Gipfeljause, die vorab gebucht werden kann, tun ihr Übriges zur bis dato guten Bilanz. Und: „Auffallend ist, dass immer mehr Gäste mit der Niederösterreich-Card unser Angebot in Anspruch nehmen“, weiß der Geschäftsführer.

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© Jolly Schwarz Die Zipline Annaberg ist die große Sommerattraktion bei den Annaberger Liften.

Bäder: Mitte Juni ging es los

Der Start in Niederösterreichs Bädern war indes denkbar holprig. Der Mai war kalt und verregnet. Auch die erste Juni-Hälfte hat sich wettertechnisch nicht von ihrer sommerlichen Seite gezeigt. „Die Saison ging eigentlich erst Mitte Juni los“, zieht NÖ Bädersprecher Kurt Staska Bilanz und nennt konkrete Zahlen. „Ein guter Mai beschert uns im Strandbad Baden schon einmal um die 40.000 Besucher, heuer kamen wir gerade mal auf 18.000 Eintritte.“
Der Juli und vor allem die große Hitze im August konnten für die rund 140 NÖ Bäderbetriebe wieder einiges wettmachen. „Die Besucherzahlen liegen etwa auf Vorjahresniveau, derzeit noch leicht darunter. Mit einem goldenen Herbst können wir die Bilanz noch auffetten“, erklärt Staska. Im Badener Strandbad etwa hofft man darauf, die 200.000er-Marke zu knacken. „Derzeit liegen wir bei rund 155.000 Eintritten.“
Während die meisten kleine(re)n Bäder mit Schulstart schließen, haben einige größere, wie das Badener Strandbad, noch bis Ende September geöffnet. Vor allem die Saisonkartenbesitzer und treuen Stammkunden können die Besucherzahlen nochmals nach oben korrigieren. „In einem sehr guten Septembermonat zählen wir in Baden schon mal 25.000 Gäste“, gibt Staska ein Beispiel und betont: „Das schlägt sich in den Kassaeinnahmen zwar nicht groß nieder, hilft aber der Gastronomie. Alles in allem war es für die rund 140 Bäder eine wenig spektakuläre, dennoch eine zufriedenstellende Saison.“
Durchwachsen zeigt sich auch die Bilanz der NÖ Hotellerie. „Das schlechte Wetter im Mai und Juni – klassische Buchungsmonate – haben uns schon das Schlimmste befürchten lassen“, weiß NÖ Hotellerie-Obfrau Karin Rosenberger. Doch die stabile Schönwetterperiode im Juli und August habe dann doch viele Gäste nach NÖ gelockt. „Wir sind in unseren Betrieben, dem Babenberger Hof und der Donau Lodge in Ybbs, sehr zufrieden mit der Saison. Wir konnten mit Auslastung und Umsatz an die vorjährige anschließen“, erklärt die Gastronomin, fügt aber hinzu: „Es gibt auch Betreiber, die zum Teil über erhebliche Rückgänge klagen.“

Gäste sind zurückhaltender 

Neben punktuellen Unterschieden lassen sich zwei besondere Trends für die gesamte Hotellerie-Branche beobachten. „Die Gäste werden immer kurzfristiger in ihrem Buchungs- und Reiseverhalten. Und sie sind sensibler, was die Preise anbelangt“, weiß Rosenberger und spezifiziert: „Nach Corona gab es eine Phase, in der die Menschen nicht so sehr darauf geschaut haben, was es kostet. Jetzt machen sie immer häufiger Abstriche in Sachen Komfort.“
Gäste, die mehr aufs Börserl schauen, spüren auch die NÖ Gastronomiebetriebe. „Die Nächtigungen in touristischen Gebieten laufen zwar ganz gut, bei der Konsumation sind die Menschen aber zurückhaltender“, bilanziert NÖ Tourismusobmann Mario Pulker. Generell seien die Hotellerie- und Gastronomiebetriebe in ganz Österreich derzeit gebremst optimistisch unterwegs. Das ergab eine Umfrage zur Stimmungslage in der Branche. 600 Betriebe, 300 aus der Hotellerie und 300 aus der Gastronomie, wurden dazu vom Market-Institut befragt. 36 Prozent der befragten Betriebe gehen davon aus, dass sich die Buchungslage gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat, magere  17 Prozent rechnen mit einer Verbesserung.

NÖ profitiert vom Camping-Boom

Auf Rekordkurs hingegen sind die NÖ Campingplatzbetreiber. „Mit dem vorjährigen Gästeplus (Jänner bis Dezember 2023) von 14 Prozent und einem Plus von 26 Prozent im ersten Halbjahr 2024 konnten wir erstmals mit der rasanten Entwicklung mithalten und vom allgemeinen Camping-Boom profitieren“, freut sich Karl Heinz Kaiser, Sprecher der NÖ Campingplatzbetreiber, über ein hervorragendes Zwischenergebnis.
„Schon 2023 haben wir mit Unterstützung unserer Fachgruppe der Freizeit- und Sportbetriebe sowie der NÖ Werbung starke Werbekampagnen für Camping in Niederösterreich gefahren. Dazu kommen Messeauftritte am Caravansalon Wels und auf der Outdoor in Wieselburg sowie Social Media-Kampagnen mit dem Österreichischen Campingclub. Auch für heuer stehen zahlreiche Aktivitäten an. Die Marketingbemühungen der letzten beiden Jahre scheinen jedenfalls zu greifen“, berichtet Kaiser. 
Überdurchschnittliche Zuwächse sind bei Gästen aus Österreich und Deutschland mit rund 30 Prozent, Tschechien mit 28 und Polen mit rund 41 Prozent zu verzeichnen. „Der Aufholbedarf im Vergleich zu unseren Nachbarbundesländern ist enorm. Das Potenzial für Steigerungen entsprechend hoch“, hofft Kaiser auf einen guten Saisonausklang.

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© Adobe Stock Camping: Überdurchschnittliche Zuwächse sind bei Gästen aus Österreich und Deutschland mit rund 30 Prozent, Tschechien mit 28 und Polen mit rund 41 Prozent zu verzeichnen.