
Nachfolgerin Sabrina Petermann
Das Bäcker- und Konditoreihandwerk der Familie Petermann hat in Stetteldorf am Wagram schon lange Tradition: Sabrina Petermann führt den 1848 gegründeten Betrieb bereits in siebenter Generation.
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Junge Wirtschaft NÖ: Wie hast du deinen Nachfolgebetrieb gefunden?
Sabrina Petermann: Ich bin im elterlichen Betrieb aufgewachsen und war als Kind schon davon überzeugt, den Betrieb zu übernehmen. Meine Eltern haben mir hier aber nie Druck gemacht und mich meinen Weg selbst entscheiden lassen. Um neue Einblicke zu bekommen, habe ich in einem fremden Betrieb meine Ausbildung gemacht. Hier hatte ich das große Glück, eine großartige Lehrstelle zu ergattern, in der ich viel gelernt habe. Nach ein paar anderen kurzen Einblicken in andere Betriebe bin ich vor etwa zehn Jahren in den elterlichen Betrieb heimgekehrt.
Was hat dich motiviert, den Betrieb zu übernehmen?
Das Bäcker- und Konditorhandwerk ist generell eine kreative Berufssparte. Für mich ist es erfüllend, seine Kreativität im Beruf auszuleben und Neues auszuprobieren. Wenn man dann noch positives Feedback bekommt, ist das den ganzen Stress wert. Abgesehen davon finde ich es sehr schade, dass das Bäckerhandwerk immer mehr ausstirbt. Unser Familienbetrieb reicht bis 1848 zurück, das macht mich persönlich sehr stolz.
Wie hast du dich auf die Übernahme des Unternehmens vorbereitet?
Ich bin seit 2015 im Betrieb beschäftigt, habe 2016 den Konditormeister und 2021 den Bäckermeister absolviert. 2022 habe ich dann den elterlichen Betrieb übernommen. In den Jahren davor konnte ich mir schon Einblicke in die verschiedenen Bereiche verschaffen.
Was war der größte Unterschied zwischen deinen Erwartungen und der Realität der Betriebsübernahme?
Obwohl mir immer klar war, dass in der Selbstständigkeit viel Bürokratie anfällt, ist es trotzdem manchmal erschreckend, wieviel Zeit die Arbeit im Hintergrund in Anspruch nimmt, die niemand sieht und einem leider oft die Zeit für die wesentliche Arbeit raubt.
Wo hast du Unterstützung gesucht und welche Hilfestellung hast du während des Übernahmeprozesses erhalten?
Die größte Unterstützung ist für mich ganz klar mein Mann Markus. Ohne ihn wäre die Firma in der Größenordnung so nicht machbar. Ich schätze sehr, dass er sich voll auf den Betrieb eingelassen hat und ihn mit mir gemeinsam führt, obwohl er von einer ganz anderen Berufssparte kommt. Natürlich helfen uns auch immer noch meine Eltern, das ist vor allem mit Kindern eine große Erleichterung.
Wie hast du das bestehende Team in den Übernahmeprozess eingebunden?
Der Großteil unseres Teams zählt zu langjährigen Mitarbeitern. Da ich die letzten Jahre täglich mit den meisten zusammengearbeitet habe und versuche klar zu kommunizieren, gab es keine großen Überraschungen. Mir ist bewusst, dass es am Anfang vielleicht schwierig ist, die Ansprechperson für Probleme zu wechseln, aber auch hier ist eine offene Kommunikation das Wichtigste. Mir ist ein gutes Arbeitsklima sehr wichtig und, dass meine Mitarbeiter wissen, dass ich immer ein offenes Ohr habe.
Welche Veränderungen hast du nach der Übernahme im Unternehmen eingeführt?
Abgesehen davon, dass wir organisatorisch versuchen, vieles einfacher und übersichtlicher zu gestalten, haben wir 2020 bereits mit Umbauarbeiten in Stetteldorf begonnen. Von Mitarbeiterräumen, dem Geschäftslokal bis hin zur Backstube haben wir bis heute viel modernisiert. Auch unsere Filiale in Stockerau hat letzten Herbst einen neuen Anstrich bekommen. Unsere To-do-Liste wird aber trotzdem nie kürzer.
Junge Leute, die an eine Betriebsnachfolge denken, …
... sollten sich bewusst sein, wieviel Arbeit dahintersteckt. Ich finde es immer toll zu sehen, wenn sich junge Leute trauen, in die Selbstständigkeit zu starten. Vor allem, wenn man aber noch gar keinen Einblick darin hat, wieviel Arbeit wirklich im Hintergrund an einem hängt, kann es einen doch sehr überraschen.
Eine Betriebsnachfolge ist kein gemachtes Nest, weil ...
... vor allem Veränderungen immer sehr kritisch betrachtet werden. Manche Kunden finden sie toll, andere stören sich daran, „man hat es doch früher immer so gehabt“. Allen wird man es aber sowieso nie recht machen können. Es ist aber schön zu sehen, dass auch viele neue Kunden kommen und auch langjährige Kunden, den frischen Wind sehr begrüßen. Denn Stehenbleiben darf man in der Selbstständigkeit nie!