"Ruhepol im Chaos"
Verloren irrte Barbara Riedler nach einem Unfall in Rastenfeld auf der Straße umher. Sie wurde beschimpft. Niemand hat angehalten. Niemand hat geholfen. Bis auf Michal Frtala vom Transportunternehmen Schierhuber in Zwettl – Mitarbeiter einer Branche, die in der Öffentlichkeit alles andere als einen guten Ruf genießt.
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"Man fühlt sich wie verlassen. Es ist einem zum Heulen zu Mute. Notfallnummern sind mir auch keine eingefallen“, erinnert sich Barbara Riedler an jenen Morgen, an dem ein Bus ihr Fahrzeug touchierte, ehe er über eine Brücke in die Tiefe stürzte. Benommen befreit sich Riedler aus dem demolierten Auto. Desorientiert und verloren irrt sie auf der Straße umher. Doch niemand bleibt stehen. Und dann ist plötzlich Michal Frtala – mit seinem Lkw hinter dem Unfallfahrzeug zum Stehen gekommen – an ihrer Seite.
Ich habe dafür gesorgt, dass sie sich erstmals auf die Leitplanke setzt und den Verkehr vorbeigelotst“, erzählt Frtala leicht verlegen. Nachsatz: „Es ist doch selbstverständlich, dass man stehen bleibt und hilft.“ Doch wie Barbara Riedler erfahren musste, scheint das keinesfalls selbstverständlich zu sein. „Er war mein Ruhepol inmitten des Chaos bis die Einsatzkräfte eingetroffen sind und übernommen haben“, sagt sie dankbar in Richtung ihres Helfers.
Frtala lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in einem Vorort von Nitra in der Slowakei und fährt seit 2015 für das Zwettler Transportunternehmen Schierhuber. „Ich wollte schon immer Lkw-Fahrer werden. Mein Papa hat das schon gemacht und Opa war auf Donauschiffen unterwegs“, schildert Frtala und klettert gekonnt vom Bock seines Arbeitsgeräts.
1967 gegründet, beschäftigt Schierhuber am Standort Zwettl 35 Mitarbeiter und verfügt über einen Fuhrpark von 20 Fahrzeugen. Beliefert wird ein breit gefächerter Kundenkreis – quer durch alle Branchen, vom Großkonzern bis zum Landwirt oder Steinmetz vor der Haustür.
Handschlagqualität
Seit Jänner diesen Jahres leitet Josef Dominik Schierhuber das Unternehmen in dritter Generation. Er kennt das Transportgeschäft von Kindesbeinen an und springt – wenn Not am Mann ist – auch selbst hinters Lenkrad. „Wir verstehen uns als Dienstleister mit Handschlagqualität und Lösungskompetenz. Bei uns steht der Mensch im Vordergrund. Faire Entlohnung, Work Life-Balance, darauf legen wir großen Wert“, erklärt Schierhuber. Und die Mitarbeiter schätzen den Einsatz, denn viele arbeiten schon seit Jahrzehnten im Unternehmen. Das positive Echo auf das Verhalten seines Fahrers macht auch den Chef stolz – nicht zuletzt, weil der Transportsektor mit einem negativen Image zu kämpfen hat. „In unserer Branche geht es um Termine und Zeitdruck. Michal hat natürlich die Dispo über den Unfall informiert und eine Freigabe für die Verzögerung eingeholt. Wir arbeiten mit definierten Lieferzeitfenstern. Unsere Kunden haben wenig Verständnis für verspätete Abwicklungen, jede Verzögerung geht mit entsprechenden Pönalen einher“, erklärt Schierhuber. Aber für Schierhuber und Frtala ist klar: „Ein Menschleben zählt mehr als Termine.“
Verschiedene Länder bereisen
Dennoch, seinen ersten Arbeitstag nach einem Arbeitsunfall im Februar hätte sich Frtala etwas weniger turbulent gewünscht. „Wichtig ist, dass es Frau Riedler gut geht“, meint er bestimmt. Nach der längeren Zwangspause freut sich Frtala wieder auf seine Arbeit. „Am meisten mag ich an meinem Beruf, verschiedene Länder zu bereisen. Und ich schätze den Kontakt zu Menschen.“ Spezielle Pläne für die Zukunft hat er keine. Was er sich aber auf jeden Fall beibehalten will, ist seine Menschlichkeit in einer Zeit, in der – getrieben von Terminen – oftmals zu wenig auf die Mitmenschen geachtet wird.
Ein Bekenntnis zur österreichischen Transportwirtschaft: Die Arbeitsgemeinschaft Logcom wurde als eine Initiative der Wirtschaftskammer gegründet. Mit der Initiative „Lkw-Friends on the Road“ will sie positiv zum Bild des Lkw in der Öffentlichkeit beitragen. Primäres Ziel dieser Bewegung ist es, das Image des Lkw zu fördern und zu verbessern.
„Wir müssen den Lkw – im Sinne der österreichischen Transporteure – noch viel mehr als sympathischen Partner positionieren, positive Bilder mit diesem vermitteln und so positiven Einfluss auf die emotionale Ebene der Bevölkerung und der Entscheidungsträger nehmen“, erklärt Markus Fischer, Obmann der niederösterreichicshen Güterbeförderer, und ergänzt: „Menschen wie Michal Frtala sind hier die besten Bot-
schafter.“
www.logcom.at