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Notruf NÖ - Hilfe ohne Umwege
Innovativ. Wegweisend. Menschlich – von Notrufen bis zu digitalen Gesundheitslösungen. In der Leitstelle von Notruf Niederösterreich – der Gesundheitsdrehscheibe für NÖ – laufen die Fäden der präklinischen Versorgung zu sammen. Hier zählt jede Sekunde.
Lesedauer: 4 Minuten
Unfall auf der Waldviertler Bundesstraße. Mutter mit Baby im Auto gegen einen Baum geprallt. Ein hinzukommender Verkehrsteilnehmer wählt den Notruf 144 und setzt damit eine Rettungskette in Gang, bei der jedes Rädchen perfekt ins andere greift und die beste Versorgung für die Unfallopfer garantiert. Noch während der Notruf-Experte ruhig und besonnen alle wichtigen Infos einholt, koordiniert der Disponent ein paar Arbeitsplätze weiter bereits den Einsatz mit den Blaulichtorganisationen. Durchschnittlich 43 Sekunden dauert es zwischen dem Eingehen eines Notrufs und dem Alarmieren der Einsatzkräfte. Denn: Stehen Leben auf dem Spiel, zählt jede Sekunde.
Derzeit arbeiten wir an Lösungen mittels Künstlicher Intelligenz.
Josef Schmoll
Geschäftsführer Notruf Niederösterreich
Den Überblick über alle Stationen – Callcenter, Disponenten, Pflegepersonal und Leitstellenarzt – hat an diesem Morgen Supervisor Bernhard Streicher (Foto r.). „Ich bin seit 2018 bei Notruf Niederösterreich, habe vorher im Großhandel gearbeitet“, erzählt Streicher, seinen Blick konzentriert auf die Bildschirme vor sich gerichtet. „Der Standort aller Einsatzfahrzeuge kann auf den Meter genau abgerufen werden. Notfallmeldungen und Informationen werden elektronisch an die Einsatzkräfte übermittelt und sind in wenigen Augenblicken dort, wo sie gebraucht werden. Ich sehe sogar die Position des Anrufers“, erklärt Streicher. Notruf Niederösterreich ist Vorreiter – europaweit. Andere Organisationen, etwa in Deutschland, greifen auf die Beratung und Expertise der blau-gelben Profis zurück. So hat Notruf Niederösterreich etwa als erste österreichische Notrufleitstelle das System ‚EmergencyEye‘ als neue Kommunikationsmöglichkeit implementiert. „Nach Zustimmung des Nutzers per SMS-Link kann die Leitstelle Bild, Video, Ton und Standort abrufen sowie in zahlreichen Sprachen chatten. So werden Notfälle präziser eingeschätzt, Rettungsdienste gezielter alarmiert und Gesundheitsberatung verbessert“, berichtet Josef Schmoll, Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich. „Wir bemühen uns stets, vor allem auch im Bereich der Digitalisierung, wichtige Akzente zu setzen. Derzeit arbeiten wir an KI-basierten Lösungen und Modellen.“
- Täglich bis zu 8.000 Ereignisse, davon circa 10 Prozent zeitkritisch (zwischen 700 und 1.000 Einsätze). Die Rettungseinsätze werden je nach Indikation durch Ärzte, First Responder, Rettungs- oder Notarztmittel bedient, mit einer Intervention der ACN versorgt, in den niedergelassenen Bereich oder zu Pflegediensten geleitet. Zusätzlich werden täglich unzählige Rufhilfealarme abgewickelt und viele tausend technische Meldungen verarbeitet.
- 2023 wurden insgesamt 2.024.859 Calls und Kontakte bei Notruf Niederösterreich registriert: Über die Online-Transportanmeldung wurden 469.441 Meldungen abgewickelt. Für Krankentransporte gingen 428.863 Anrufe ein. Über das digitale Funknetz Tetra wurden 17.612 Meldungen verarbeitet. Der alpine Notruf 140 wurde 32.594 Mal gewählt. Für den Ärztedienst 141 gab es 30.611 Anrufe. Der Rettungsnotruf 144 verzeichnete 305.543 Anrufe. Die telefonische Gesundheitsberatung 1450 wurde 82.666 Mal kontaktiert. Zwischen Rettungsdienst/Krankentransport und der Leitstelle wurden 571.090 Telefonate geführt. Zusätzlich gingen 86.439 Anrufe zu sonstigen Themen ein.
- Notruf NÖ wurde 2003 gegründet und ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gesellschafter sind das Land NÖ über den NÖGUS (66 %), das Rote Kreuz NÖ (26 %), der ASBÖ LV NÖ (rund 5 %) und der Christophorus Flugrettungsverein des ÖAMTC (knapp 3 %).
Zusammenarbeit mit NÖ Betrieben
Notruf Niederösterreich arbeitet auch eng mit der NÖ Wirtschaft zusammen. „Bei einem Notfall im Unternehmen alarmieren wir die betrieblichen Ersthelfer. Wir unterstützen etwa bei der Erstellung von (Sonder)Alarmplänen für große Unternehmen, wie OMV oder Flughafen. Das spart intern Strukturen und stellt sicher, dass die Betroffenen schnellstmöglich die beste Hilfe erhalten“, führt Schmoll aus und ergänzt: „Und, wo immer es möglich ist, kaufen wir Ausrüstung und Produkte in NÖ – von Bekleidung über Technik bis hin zu Werbemitteln.“
Eine gute Möglichkeit, auch für Betriebe, ist die kostenlose Notruf-App, die durch eine Schutzengelfunktion ergänzt wurde. Mittels Knopfdruck werden der Alarm ausgelöst und wichtige Daten automatisch an die Leitstelle übermittelt. „Für Menschen, die alleine oder in gefährlichen Bereichen arbeiten, etwa in der Lawinenverbauung, ein sinnvolles Asset“, ist Schmoll überzeugt – und blickt auf die Bildschirme von Supervisor Streicher. Hubschrauber und Rettungskräfte haben den Unfallort mittlerweile verlassen – Mutter und Kind sind, mittelschwer verletzt, im Krankenhaus eingetroffen.
Wenn Schicksale berühren
„Einsätze mit Kindern sind besonders berührend“, weiß Streicher und erzählt von einem Vierjährigen, der in den Pool gestürzt und beim Eintreffen der Einsatzkräfte klinisch tot war. „Zum Glück hat alles perfekt funktioniert und der Kleine konnte das Spital nach drei Wochen wieder verlassen – ohne bleibende Schäden.“ Denn für die Profis hinter den Bildschirmen sind es nicht nur Anrufe und Nummern, es sind Menschen und Schicksale.
- Zuständig ist der Notruf NÖ auch für die Alarmierung sämtlicher Sonderrettungsdienste wie Bergrettung, Wasserrettung oder Höhlenrettung. Ebenso für die Koordinierung aller Suchhundeeinsätze und die Alarmierung der Hundestaffeln.
- Notruf NÖ organisiert den Ärztedienst 141, einschließlich Dienstlisten, Visitenplanung und Abrechnung. Weitere Aufgaben umfassen den Betrieb eines digitalen Pagernetzes, das AKUTteam NÖ, die Online-Dokumentation von Rettungsdiensten, die Bettenübersicht für NÖ Krankenhäuser und die Defibrillatorenplattform.
- Patientensteuerung: Nicht der Anrufer entscheidet über die passende Hilfe, sondern die Experten am Telefon haben Zugriff auf das gesamte Netzwerk der Gesundheitsversorgung und weisen den Menschen den optimalen Weg zur am besten passenden Versorgung.
- Ein innovatives Projekt ist die 2020 gestartete „Acute Community Nurse“ (ACN), bei der erfahrene Pflegekräfte mit Notfallsanitäterausbildung unnötige Hospitalisierungen von Menschen vermeiden sollen. Dieses österreichweit einzigartige Modell wird aktuell auf zehn Standorte ausgeweitet.
www.notrufnoe.com