Nachhaltig die Zukunft gestalten
Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr, sondern ein Wirtschaftsfaktor. Viele NÖ Betriebe setzen bereits zahlreiche Akzente. Die Wirtschaftskammer NÖ unterstützt auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft – mit vielen Services.
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„Jeder Handgriff passiert in der Region. Es ist nachhaltig, macht Sinn und die Qualität ist top“, erklärt Peter Plutsch, Inhaber der plugroup in Melk, und lenkt seinen Marktwagen auf einen schmalen Feldweg bei Aggsbach Markt – rund sechs Kilometer von Melk entfernt.
„Nachhaltig zu arbeiten, oder wie ich es nenne, mit Hausverstand, ist nichts Neues für mich. Das mach‘ ich schon seit 30 Jahren. Zutaten und Materialien aus dem engsten Umfeld, kurze Wege und Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit kommen können und am Nachmittag die ersten am Badeteich sind“, erzählt er weiter. „Das ist für mich nachhaltig.“ Er hält kurz inne, nickt zustimmend mit dem Kopf und fängt an, die Produkte an seinem „Marktstand“ gekonnt in Szene zu setzen: Köstlichkeiten aus der Region, nachhaltige Mode und selbstgefertigte Schilder aller Art hält er für die vorbeifahrenden Kunden bereit. „Das erhält Arbeitsplätze, sichert Lebensqualität, hilft den Menschen und dem Land.“
Wirtschaftsfaktor Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr. Nachhaltigkeit ist ein Wirtschaftsfaktor. Wer wettbewerbsfähig bleiben und weiter wachsen will, muss auch auf dieses Thema einen Fokus legen. Die Wirtschaftskammer NÖ unterstützt auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft. Mit einem breiten Angebot – von der ökologischen Betriebsberatung bis zur eigenen Nachhaltigkeitskoordinatorin. „Ein toller Service“, findet Plutsch und führt aus: „Ich informiere mich regelmäßig über Möglichkeiten für unsere Branchen in diesem Bereich.“
Alte Dinge wieder erwecken
Es geht um das Aroma, um einen einzigartigen Geschmack. Der muss sich beim Kunden einprägen, dann kommt er wieder“, weiß Plutsch und atmet demonstrativ ein – mit einem Glas selbsthergestelltem Marillensenf in der Hand. Angefangen hat alles mit Antiquitäten. „Ich bin nicht der Typ, der Dinge leichtfertig wegschmeißt.“ Durch familiäre Umstände haben sich Peter und Susanne Plutsch dann auf die Trennung und Rückgewinnung von Rohstoffen verlegt. Sie haben eine alte Mühle gekauft und betreiben dort ein kleines Wasserkraftwerk. Und die „plufamilie“ wuchs weiter.
Zum „plumetoi“ kamen mit „pluschüda“ individuell gestaltbare Schilder, mit „plugenuss“ regionale Lebensmittel und mit „plufeschn“ nachhaltige Mode hinzu. Gefertigt werden die Kleidungsstücke aus Leinen und Hanf in der unternehmenseigenen Schneiderei – in Handarbeit. „Die Holzfasern sind einzigartig, ich habe lange an der Entwicklung getüftelt und gefeilt. Der Tragekomfort ist unvergleichlich“, ist Plutsch auf das nachhaltige Produkt stolz.
Die Rohlinge für die Schilder liefert ein Tischler. Gekauft werden können die Waren der plugroup im stationären Handel, im Onlineshop oder beim Marktwagen an der Straße. „Wir haben mittlerweile Kunden in ganz Europa, die meisten waren schon einmal bei uns im Geschäft und haben ein Gesicht zum Produkt, das Wissen und Vertrauen, dass wir auch weiterhin für regionale Qualität stehen.“
Profi der Flachglasverarbeitung
Während Peter Plutsch an der Wachauer Bundesstraße einer deutschen Urlauberfamilie die Vorzüge seiner berühmten Marillen-Gewürz-Essenz erklärt, herrscht auch rund 80 Kilometer südwestlich, bei LiSEC in Seitenstetten, produktive Geschäftigkeit.
„Wir fertigen unter anderem Maschinen, auf denen alle 16 Sekunden eine Isolierglasscheibe hergestellt werden kann“, sagt Gottfried Brunbauer, während er durch die riesige Produktionshalle des weltweit tätigen Unternehmens für Flachglasverarbeitung und -veredelung geht. Das Leistungsportfolio des 1961 gegründeten Betriebs umfasst Maschinen, Automationslösungen, Software und Services. „Man könnte sagen, die Flachglasverarbeitung ist unser Ding“, fügt der CEO lächelnd hinzu – ehe er betont: „Wir bei LiSEC sehen es als zentrale Aufgabe, in unserer Organisation eine Kultur der Nachhaltigkeit zu fördern und soziale, ökologische und wirtschaftliche Verbesserungen in jeden Aspekt unserer Geschäftstätigkeit zu integrieren.“
Dabei liegt der Fokus auf Umweltschutz, nachhaltigen und innovativen Produkten, der Attraktivität als Arbeitgeber sowie fairen, transparenten und zuverlässigen Partnerschaften mit allen Stakeholdern. „Konkrete Maßnahmen sind etwa die Umrüstung auf LED-Beleuchtung, die baldige Inbetriebnahme einer 1,4 MWp PV-Anlage, die Reduktion des Ruhestromverbrauchs im Unternehmen sowie jene des Ressourcenverbrauchs unserer Maschinen und Anlagen oder die Zertifizierung als familienfreundliches Unternehmen“, weiß der CEO der Unternehmensgruppe, die an 20 Standorten rund 1.300 Mitarbeiter beschäftigt, einen Jahresumsatz von 300 Mio. Euro erzielt und eine Exportquote von rund 95 Prozent aufweist.
In Sachen Nachhaltigkeit setzt LiSEC auch auf die Expertise der Wirtschaftskammer NÖ. „Wir wurden sehr gut dabei unterstützt, die relevanten Nachhaltigkeitsthemen für unser Unternehmen und unsere Stakeholder zu definieren. Außerdem bietet die WKNÖ ein breites Angebot an Beratungen, Webinaren und Förderungen zu diesem Thema“, erklärt Brunbauer.
Beratung und Unterstützung
Beratung bei der WKNÖ nimmt auch das internationale Logistik- und Transportdienstleistungsunternehmen Logwin in Anspruch. „Wir informieren uns über nachhaltige Praktiken und gesetzliche Anforderungen, etwa zu den Bereichen Energieeffizienz, Abfallmanagement und umweltfreundliche Produktionsmethoden“, sagt Franz Bräuer, Niederlassungsleiter in Traiskirchen. „Die Wirtschaftskammer unterstützt uns bei der Beantragung von Förderungen für nachhaltige Projekte, zum Beispiel bei Investitionen in umweltfreundliche Technologien oder Maßnahmen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks“, erklärt Bräuer weiter.
190 Standorte in 39 Ländern, 3.800 Mitarbeiter, 1,3 Mrd. Euro Umsatz (2023): „Eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung ist für uns selbstverständlich – nach dem Motto: ,Tone from the Top‘ – die Führung lebt die Werte täglich vor. Und jedes Jahr bemühen wir uns um weitere Zertifizierungen in unseren Kernbereichen – etwa für Qualitäts-, Sicherheits- und Umweltmanagement. Für zufriedene Arbeitnehmer und einen lebendigen Planeten.“
Breite Maßnahmen gesetzt
Luft- und Seefracht, Straßen- und Schienenverkehr, Lagerhaltung und Kontraktlogistik: Das Portfolio des Konzerns ist breit gefächert – ebenso wie die gesetzten Akzente in Sachen Nachhaltigkeit. „Wir investieren in E-Mobilität bei unseren Fahrzeugen, Ladestationen, PV-Anlagen und E-Bikes, achten auf umweltfreundliches Warehousing und nachhaltige Transportwege – auch von unseren Partnern, optimieren den Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß und sind stolz auf unser Umweltmanagement, das unsere kontinuierlichen Aktivitäten unterstreicht“, nennt Bräuer Beispiele – während er die riesige Lagerhalle durchquert, in der zig Paletten mit verpackten Waren auf den Weitertransport warten. „Und da der Einsatz für ein nachhaltiges Leben über alle Firmentore hinaus geht, unterstützen wir soziale Hilfsprojekte und Aktionen – auch dank der persönlichen Initiative unserer Mitarbeiter.“
Über Vorgaben hinaus
Auch für Welser Profile, den Gobal Player für Sonderprofile mit Sitz in Ybbsitz und Gresten, ist Nachhaltigkeit eine wesentliche Säule. „Wir denken und handeln in Generationen. Das sieht man auch in der Geschichte unseres Familienunternehmens. Unser Ziel ist die strukturelle Verankerung der Nachhaltigkeit über gesetzliche Vorgaben hinaus, um unserer Verantwortung gerecht zu werden“, weiß CEO Thomas Welser. Seit 1960 hat das NÖ Unternehmen mit Produktionsstätten in Österreich, Deutschland und den USA über 24.500 unterschiedliche Profilquerschnitte im Rollformverfahren hergestellt.
„Durch innovative Ansätze, kontinuierliches Lernen und den Einsatz nachhaltiger Materialien streben wir danach, nachhaltige Lösungen zu schaffen“, erklärt Welser und präzisiert: „Wir denken Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette und sehen uns als Impulsgeber für unsere Partner.“
Für ihr Engagement erhielt Welser Profile 2023 den Trigos der Wirtschaftskammer Niederösterreich in der Kategorie Klimaschutz. „Eine bedeutende Anerkennung unseres Bestrebens, verantwortungsvolles Wirtschaften mit nachhaltiger Entwicklung zu verbinden“, freut sich der CEO über die Auszeichnung. Seit 1986 nutzt Welser Profile für den Antransport der Stahl- und Metallbänder in Gresten den Bahnanschluss. „Auch der Abtransport des Metallschrotts für das Recycling erfolgt in Österreich zum Großteil per Bahn – 2023 waren es 88 Prozent.“
Braucht gemeinsame Lösungen
Bei allen Investitionen berücksichtigt Welser Profile auch umweltrelevante Faktoren. Es werden jährlich Umwelt/Energieprogramme vereinbart und die Erfolge gemessen. Ein Fokus liegt selbstverständlich auf der Gesundheit und dem Wohlergehen der Mitarbeitenden. Dies umfasst zum einen Maßnahmen zur Weiterführung und Entwicklung von sicheren Arbeitsplätzen. Zum anderen werden regelmäßig Programme zur Gesundheitsförderung angeboten. „Große Herausforderungen können wir nur gemeinsam meistern – mit unseren Mitarbeitenden, unseren Geschäftspartnern und der Gesellschaft“, ist Thomas Welser überzeugt.
WKNÖ-Nachhaltigkeitskoordinatorin im Interview
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Unternehmen?
Manuela Klaushofer: Unternehmerinnen und Unternehmen tragen eine große Verantwortung, nicht nur gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch gegenüber ihrem Umfeld und der gesamten Umwelt. Nachhaltigkeit umfasst dabei ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. Es braucht eine ganzheitliche und integrierte Herangehensweise. Dabei unterstützt die Wirtschaftskammer NÖ.
Warum sollten Unternehmen nachhaltig wirtschaften?
Nachhaltiges Handeln verbessert das Image und die Reputation eines Unternehmens, stärkt die Kundenbindung und eröffnet Zugang zu neuen Märkten. Durch den effizienten Einsatz von Energie, Wasser und Rohstoffen können Kosten gesenkt, Produktionsprozesse optimiert und Klimarisiken minimiert werden. Investitionen in Forschung und Entwicklung führen zu innovativen Produkten und Prozessen, die Unternehmen zukunftssicher machen. Nachhaltigkeit erhöht die Attraktivität als Arbeitgeber, fördert die Mitarbeiterzufriedenheit und trägt zur Verbesserung der Lebensqualität in den Gemeinden bei. Nachhaltiges Wirtschaften hilft Unternehmen, ihre ökonomischen Ziele zu erreichen und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Umwelt und Gesellschaft zu leisten.
Die WKNÖ will bestmöglich unterstützen – mit einer eigenen Nachhaltigkeitskoordinatorin. Was sind Ihre Aufgaben als Koordinatorin?
Meine Aufgabe besteht darin, unsere Mitglieder auf ihrem Weg zu nachhaltigem Unternehmertum bestmöglich zu unterstützen. Wir bereiten für sie relevante Informationen auf, schaffen Bewusstsein für das Thema und entwickeln umfassende Nachhaltigkeitsservices. Dies geschieht in enger Abstimmung zwischen den Wirtschaftskammern in ganz Österreich, um alle österreichischen Mitglieder optimal zu fördern. Hervorzuheben ist hier aus niederösterreichischer Sicht insbesondere die Online-Seminarreihe Kreislaufwirtschaft, die derzeit – noch bis 15. November 2024 – läuft.
Welche speziellen Services und Förderungen gibt es?
Die Webseite wko.at/nachhaltigkeit ist die zentrale Informationsplattform. Zusätzlich bieten wir eine Reihe kostenloser Online-Tools an. Mit dem Nachhaltigkeits-Check können Unternehmen ihren aktuellen Status ermitteln und erhalten maßgeschneiderte Maßnahmenvorschläge. Das WKO Klimaportal ermöglicht es, eine Klimabilanz zu erstellen und Fortschritte zur Klimaneutralität bis 2040 zu verfolgen. Der Energie-Check identifiziert Energieeinsparpotenziale. Die Ökologische Betriebsberatung bietet allen in NÖ ansässigen Unternehmen bis zu 100 Prozent kostenlose Beratungen an. Darüber hinaus gibt es kostenlose Informationsveranstaltungen, Workshops und Webinare zu verschiedensten Themen.
Alle Services auf einen Blick unter:
Nachhaltigkeitsservices der WKNÖ - WKO