Ausbildertrophy Metagro
© Metagro

Feinschliff für Jung-Fachkräfte

Ausbildung und Förderung junger Menschen hat für Niederösterreichs Betriebe höchste Priorität. Mit Initiativen wie „Let’s Walz“ und der „Ausbildertrophy“ unterstützt die WKNÖ auf dem Weg zur Exzellenz in der Lehre.

Lesedauer: 9 Minuten

Aktualisiert am 26.03.2025

„Olà“, sagt Carina Wagenhofer und meint lachend: „Natürlich ist noch ein bisserl mehr hängen geblieben, aber die Begrüßung auf Portugiesisch bedarf meist keiner weiteren großen Erklärung.“ Von 2. Februar bis 1. März hat die 18-jährige Einzelhandelskauffrau von der Fussl Modestraße in Purgstall an der Erlauf ein Praktikum bei einem Partnerbetrieb in Lissabon absolviert – im Zuge der Initiative „Let‘s Walz“ von Wirtschaftskammer NÖ (WKNÖ) und Arbeiterkammer NÖ. 

„Die Zeit in Lissabon bleibt mir definitiv als eine der aufregendsten Erlebnisse meiner Lehrzeit in Erinnerung“, erklärt sie bestimmt. Allein in einem fremden Land zurechtzukommen, das Leben in einer Wohngemeinschaft mit neun anderen Jugendlichen zu organisieren – das sind Erfahrungen, die Wagenhofer geformt haben. „Let’s Walz ist eine Bereicherung, beruflich wie privat.“
Der Arbeitsalltag in der Partnerfirma ähnelte dem in Österreich: Kundenberatung, Bedienung, Waren nachschlichten, Ordnung halten. Doch es gab auch Besonderheiten. „Ein Highlight war der Wechsel zwischen verschiedenen Stores – vier Geschäfte in derselben Straße. Ich habe Bekleidung, Decken, handgemachten Schmuck und Deko-Artikel verkauft und dabei unterschiedliche Kunden und Künstler kennengelernt. Jeder Tag war anders.“ Die größte Herausforderung für Wagenhofer war der Sprachenwechsel zwischen Deutsch, Englisch und Portugiesisch. „Ich habe in einer Touristenstraße gearbeitet – es gab tatsächlich viele deutsche, aber natürlich auch einheimische und internationale Kunden.“ 

Dass der Februar zur Nebensaison zählt, hatte Vor- und Nachteile. „Es war oft ruhig in den Läden. Das war schade. Andererseits konnte ich so umso mehr über das Unternehmen und seine Geschichte erfahren“, resümiert die junge Frau. Ihr Rat an alle, die ihr Praktikum noch vor sich haben? „Organisiert euch gut in eurer Gruppe, zeigt Verständnis untereinander und genießt die Zeit. Es ist eine Erfahrung, die euch keiner mehr nehmen kann.“

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© Carina Wagenhofer

„Mich weiterentwickeln“

Seine Reise noch vor sich hat Nikolas Weiser, Hafner im dritten Lehrjahr bei der Kachelofen Weiser GmbH in Eggenburg. Für ihn geht es Ende März nach Schweden. „Ich erwarte mir, mich sowohl fachlich als auch menschlich weiterzuentwickeln und mich vor neue Herausforderungen zu stellen. In einem fremden Land zu leben und zu arbeiten stell‘ ich mir äußerst spannend vor“, erzählt der 23-Jährige. Von „Let’s Walz“ hat er durch ein Info-Schreiben der WKNÖ an seinen Ausbildungsbetrieb erfahren. „Schweden steht schon seit längerem als Reiseziel auf meiner Liste. Schön, dass sich dieser Traum nun auf diese Weise verwirklichen lässt“, freut sich der Hafner auf spannende Wochen im hohen Norden. 

Lehrbetriebe vor den Vorhang

.300 Betriebe in NÖ bilden derzeit rund 17.000 Lehrlinge in mehr als 200 Lehrberufen zu Fachkräften aus. Auslandserfahrungen sind hier nur eine von vielen Möglichkeiten, die geboten werden. „Junge Menschen auszubilden, ist eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe“, weiß Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer NÖ. Denn es geht nicht nur um fachliche Qualifikation, sondern auch um die Persönlichkeitsentwicklung. Mit der Ausbildertrophy ehrt die WKNÖ herausragende Lehrbetriebe, die beides fördern und Lehrlingen auf Augenhöhe begegnen. Heuer ging die Auszeichnung an acht NÖ Unternehmen.

Ausbildertrophy Baumit
© Heiss&Süß

„Ich lerne hier echt viel, die Produktvielfalt bei Heiss&Süß ist sehr hoch“, erzählt Lehrling Andrea. Konzentriert schichtet sie den Baumkuchen Lage für Lage in den Rahmen vor sich – ehe sie die süße Versuchung in einem letzten Schritt mit routinierten Handgriffen veredelt. Andrea ist eine von derzeit sieben Lehrlingen und insgesamt 54 Mitarbeitern, die beim Altlengbacher Betrieb gemeinsam an der Produktion köstlicher Mehlspeisen arbeiten. „Wir setzen stark auf die Entwicklung junger Talente und bieten außergewöhnliche Lehrmethoden sowie eine gezielte persönliche und berufliche Förderung“, erklärt Geschäftsführer Christian Heiss, der in den vergangenen 27 Jahren über 50 Lehrlinge erfolgreich ausgebildet hat. 

Motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen bei uns alle Türen offen.

Besonderen Wert legt Heiss&Süß  auf die berufliche Weiterentwicklung: „Vom Lehrling bis zur Position als Backstubenleiter stehen motivierten Mitarbeitenden alle Türen offen.“ Neben der Teilnahme an Berufswettbewerben bietet das Unternehmen auch finanzielle Prämien und Freizeitaktivitäten als Goodies für erfolgreich absolvierte Prüfungen.

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© druck.at

druck.at: Zukunft gestalten

Gemeinsam mit dem Nachwuchs die Zukunft des Drucks gestalten: Das ist das Ziel bei druck.at – der Online-Druckerei in Leobersdorf. Derzeit absolvieren hier fünf junge Menschen ihre Ausbildung – mit Schwerpunkten in Drucktechnik, Druckvorstufentechnik und E-Commerce. Neben einer fundierten Ausbildung profitieren sie von vielfältigen Weiterbildungsangeboten. „Unsere Lehrlinge stärken ihre Talente durch Zusatzqualifikationen“, betont Ausbildungsleiter Stefan Nestelbacher. Workshops zu wirtschaftlichem Denken, digitaler Kompetenz und Business English sowie anderen Themen bereiten gezielt auf die Branche vor. Auch Teambuilding spielt eine zentrale Rolle. „Am Anfang gibt es viel Neues zu lernen, aber ich fühle mich hier gut aufgehoben“, meint Lehrling Marcel Pilz. Besonders motivierend: Prämien im Wert von bis zu 600 Euro für hervorragende Leistungen in der Berufsschule. 

Unsere Lehrlinge stärken ihre Talente durch Zusatzqualifikationen.

Junges, dynamisches Team 

Im Steigenberger Hotel & Spa Krems beginnt der Arbeitstag für die 13 Lehrlinge nicht nur mit Routine, sondern auch mit neuen Herausforderungen. Ob im Restaurant, an der Rezeption oder in der Küche – sie lernen von Grund auf, was exzellente Gastfreundschaft ausmacht. „Wir sind ein vielfältiger Betrieb, in dem viele Kulturen aufeinandertreffen“, erzählt Katharina Denk. Neben klassischen Trainings wie Warenkunde oder dem Filetieren direkt am Gast stehen auch Social-Media-Seminare, Auslandspraktika und Lehrlingsaustausche auf dem Programm. 

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© Steigenberger

Sonja Grünstäudl, Director of Administration, hebt das besondere Ausbildungsklima hervor: „Unser junges, dynamisches Team und die flachen Hierarchien machen den Unterschied.“ Teambuilding-Events, Messebesuche und Wettbewerbe wie die AustrianSkills bieten zusätzliche Impulse. Die Richtung ist klar: „Die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen – wir nehmen diese Verantwortung ernst.“

Wir sind ein vielfältiger Betrieb, in dem viele Kulturen aufeinandertreffen.

„Wir werden gefördert“

In der Werkshalle der METAGRO Edelstahltechnik in Hainfeld zischt ein Schweißgerät, Funken sprühen. Mittendrin: die sechs Lehrlinge, die hier nicht nur lernen, sondern von Beginn an aktiv in den Produktionsprozess eingebunden sind. „So verstehen wir die Abläufe besser und lernen schneller“, berichtet Manuel Mohnl. Das Unternehmen bietet weit mehr als eine klassische Ausbildung. „Unsere Lehrlinge haben klare Aufstiegschancen“, betont Prokurist Daniel Berger und erklärt: „Viele ehemalige Lehrlinge haben sich hochgearbeitet, sogar bis zum Produktionsleiter, oder sind dem Unternehmen bis zur Pension treu geblieben.“ Darüber hinaus profitiert der Nachwuchs von vielseitigen Projekten – von der Großküche bis zur Brauanlage. „Die Vielfalt macht die Ausbildung spannend und abwechslungsreich“, sagt Anna-Lena Gruber. Auch die persönliche Entwicklung kommt nicht zu kurz: Skifahren, Bowling oder Firmenbesuche stärken den Teamgeist, während finanzielle Prämien gute Leistungen belohnen. „Wir werden gefördert, übernehmen Verantwortung – und unsere Meinung zählt. Ein schönes Gefühl“, bekräftigen die Lehrlinge. 

Wir werden gefördert, übernehmen Verantwortung - und unsere Meinung zählt. Ein schönes Gefühl.

Von Anfang an eingebunden

Bei TEST-FUCHS in Groß-Siegharts entstehen modernste Testsysteme für die Luft- und Raumfahrt. Mit 48 Lehrlingen und 600 Mitarbeitenden setzt das Unternehmen auf eine praxisnahe Ausbildung mit Zukunftsperspektive. „Wir sind von Anfang an in Projekte eingebunden und bekommen regelmäßiges Feedback, um uns weiterzuentwickeln“, erzählt Stefanie Salzer. Neben fundierter Fachausbildung bietet das Waldviertler Unternehmen zahlreiche Zusatzqualifikationen in Hydraulik, Elektrotechnik und Digitalisierung. Internationale Erfahrung ist ebenfalls Teil der Ausbildung. 

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© Test-Fuchs

„Unsere Lehrlinge entwickeln sich häufig zu Fach- oder Führungskräften und übernehmen langfristig Verantwortung“, erklärt Ausbildungsleiter Ewald Dangl. Besonderen Wert legt das Unternehmen auf individuelle Förderung und ein respektvolles Arbeitsumfeld. „Wir setzen Maßstäbe in der Lehrlingsausbildung – indem wir fachliche Exzellenz mit individueller Förderung verbinden.“

Unsere Lehrlinge entwickeln sich häufig zu Fach- oder Führungskräften und übernehmen langfristig Verantwortung.

Mehr als Fachwissen

Das Surren von Maschinen und die Geräusche von Werkzeug erfüllen auch die Werkshallen von Baumit in Wopfing. Eine Lehre beim NÖ Industriebetrieb geht über reines Fachwissen hinaus. „Unsere Lehrlinge werden von Anfang an intensiv gefördert – fachlich, digital und persönlich“, sagt Ausbildungsleiter Karl Postl. Neben einer soliden mechanischen Grundausbildung setzt Baumit auf digitale Schulungen, Schweiß- und Schmiedekurse sowie Hydraulik- und Elektropneumatik-Trainings.

Ausbildertrophy Baumit
© Baumit

Besondere Highlights sind Auslandspraktika in der Schweiz oder Deutschland sowie internationale Schulungen. Teambuilding-Events, Erste-Hilfe-Kurse und die Ausbildung zur Sicherheitsvertrauensperson sorgen für eine umfassende Persönlichkeitsentwicklung. Auch bei Berufsschulbesuchen gibt es gezielte Unterstützung. 

Unser Nachwuchs hat exzellente Perspektiven. 85 Prozent bleiben im Unternehmen, viele in Führungspositionen.

Dass sich die Ausbildung lohnt, zeigen zahlreiche Erfolge – zuletzt etwa der „AmaZone Award 2024“ für herausragende Lehrlingsarbeit. „Unser Nachwuchs hat exzellente Perspektiven – 85 Prozent bleiben im Unternehmen, viele in Führungspositionen“, betont Postl. Modernste Technik ist ebenfalls Teil des Konzepts: „Wir setzen auf Digitalisierung – von SPS-Schulungen über 3D-Druck bis hin zu Industrie 4.0.“

Integrativen Ansatz leben

Wir sind Gas(t)geber aus Leidenschaft. Wir lieben, was wir tun – und wir tun es mit Leidenschaft“, stellt Andrea Jandrisevits, Personalmanagerin des Asia Resort Linsberg, einem  führenden Erwachsenen-Only Spa und Wellnesshotel in der Region Wiener Neustadt, klar. Mit 165 Mitarbeitenden aus 19 Nationen und acht Lehrlingen setzt das Unternehmen auf praxisnahe Ausbildung und internationale Erfahrungen. „Wir binden unsere Lehrlinge aktiv in Events ein – von der Gault Millau Messe bis zum Stadtfest.“

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© Asia Resort Linsberg

Neben Barista- und Jungsommelier-Schulungen bietet das Resort internationale Praktika – eine wertvolle Erfahrung, wie Lehrling Smruti Frauenfeld bestätigt: „Mein Aufenthalt in Lissabon war unglaublich bereichernd – ich habe viel gelernt und neue Freunde gefunden.“ 
Die Ausbildung bei Linsberg ist geprägt von einem interaktiven Ansatz: Lehrlinge nehmen an verschiedenen Team-Events teil. Mit der Kampagne „Wasser, Wellness, Wok & Du“ hebt das Resort innovative Ansätze in der Lehrlingsakquise hervor. Lehrlinge als authentische Botschafter repräsentieren das Unternehmen und teilen ihre Erfahrungen. Das Ziel: Jugendlichen die vielfältigen Karrieremöglichkeiten in der Hotel- und Gastronomiebranche näherbringen. 

Wir sind Gas(t)geber aus Leidenschaft. Wir lieben, was wir tun - und wir tun es mit Leidenschaft.

Expertise und Teamgeist

Regale werden bestückt, Bestellungen kommissioniert – mitten im Geschehen: die acht Lehrlinge von KASTNER in Zwettl. „Wir investieren viel Energie in die Ausbildung unserer jungen Talente und denken stets darüber nach, wie wir diese noch besser und nachhaltiger gestalten können“, erklärt Recruiting- und Lehrlingsbeauftragte Denise Steinbauer. Ein Herzstück der Ausbildung ist die KASTNER-Akademie, die seit 2009 alle Schulungsmaßnahmen bündelt. Workshops zu Teamwork, Konfliktmanagement und Kommunikation stärken die persönliche Entwicklung. Ergänzt wird das Programm durch die digitale Lernplattform „Wise Up“, die monatlich Themen wie Achtsamkeit und Finanzen vermittelt.

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© Kastner

Auch das Gemeinschaftsgefühl kommt nicht zu kurz: Teambuilding-Tage, Exkursionen und Betriebsfeiern fördern den Zusammenhalt. „Ich habe beim Schnuppertag sofort gespürt, dass ich hier richtig bin. Besonders das Mitfahren im Fuhrpark hat mir gefallen“, berichtet Julian Huber, angehender Großhandelskaufmann. Leistungen werden honoriert – monetär und mit praktischen Goodies. Dass sich eine Lehre bei KASTNER auszahlt, zeigt etwa die Erfolgsgeschichte von Jörg Grafeneder: „Ich habe mit 15 im Abholmarkt begonnen – heute leite ich die zentrale Logistiksteuerung.“ Das Ziel in Zwettl ist klar: „Wir wollen unsere hervorragend ausgebildeten Lehrlinge auch nach ihrem Abschluss halten und ihnen Führungspositionen ermöglichen“, betont Steinbauer.

Wir investieren viel Energie in die Ausbildung unserer jungen Talente und denken stets darüber nach, wie wir diese noch besser und nachhaltiger gestalten können.