Die Lehrlinge Kathi Wagner, Benjamin Pfrommer und Selina Egger (v.l.) mit Bewohnern des Pflegeheims Mater Salvatoris in Pitten.
© Mater Salvatoris

Die Arbeit am Menschen: Pflegelehrlinge auf dem Weg zu begehrten Fachkräften

Die Lehre zur Pflege(fach)assistenz in Niederösterreich ist angelaufen. Besonders begehrt ist das Mater Salvatoris in Pitten. Die ersten drei Lehrlinge haben ihren Dienst begonnen. Bereits jetzt gibt es fünf ernsthafte Interessenten für die drei Ausbildungsplätze mit Start im September 2024.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 16.01.2024

„Ich interessiere mich schon sehr lange für den Pflegeberuf. Da ich für die Pflegeschule zu jung war, ist die Lehre eine super Möglichkeit für mich, diesen Beruf zu erlernen“, erzählt Selina Egger, seit November 2023 Lehrling der Pflegeassistenz im Mater Salvatoris in Pitten, und betont: „Mir gefällt die Arbeit sehr gut, ich würde meine Lehrstelle gegen nichts eintauschen.“ Besonders mag die junge Frau den Kontakt mit den Bewohnern.

Die Ausbildung in den Pflegeassistenzberufen wurde in Österreich bisher nur in schulischer Form mit Praxisanteilen in Pflegeeinrichtungen angeboten. Mit der Lehre zur Pflegeassistenz (drei Jahre) und jener zur Pflegefachassistenz (vier Jahre) hat Niederösterreich nun die Basis geschaffen, den Beruf künftig nach aktuellen Qualitätsstandards auch unmittelbar in den Pflegeeinrichtungen erlernen zu können. Im November haben die ersten Lehrlinge ihre Ausbildung begonnen.

Derzeit nahezu wöchentlich junge Menschen zum Schnuppern im Pflegeheim

„Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe. Überforderung so weit wie möglich vermeiden. Das ist uns besonders wichtig“, weiß Geschäftsführer und Pflegedienstleiter Günther Schranz. „Die jungen Leute sprechen untereinander. Fühlen sie sich wohl, wird dies auch kommuniziert. Derzeit haben wir nahezu wöchentlich junge Leute zum Schnuppern aus Polytechnischen Lehrgängen bei uns und tatsächlich schon fünf ersthafte Interessenten für die drei Ausbildungsplätze ab September 2024.“

Interaktion mit den Bewohnern

„Ich darf endlich meinen Traumberuf erlernen“, freut sich Kathi Wagner, seit November letzten Jahres Lehrling im Mater Salvatoris. „Am besten gefällt mir der Zusammenhalt hier – keiner steht alleine da. Und die Bewohner geben einem so viel zurück. Es wird definitiv nie langweilig.“ Auch Benjamin Pfrommer geht in seiner Ausbildung auf. „Ich wollte schon immer eine Arbeit im sozialen Bereich und nach mehreren Praktika in der Pflege wusste ich, dass das hier der richtige Platz für mich ist.“ Am meisten mag der junge Bursch die soziale Interaktion mit den Bewohnern. „Wenn man sich gut versteht, oder ihnen einfach helfen kann.“

Neue Kolleginnen und Kollegen entwickeln und für das eigene Haus gewinnen

Mehr als 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen im Mater Salvatoris über 128 Bewohnerinnen und Bewohner. „Unsere Lehrlinge sind gut angekommen und fühlen sich wohl. Es zeigt sich auch deutlich, dass der kontinuierliche Austausch, die persönliche Begleitung der jungen Menschen, sehr wichtig ist. Eine offene, lernbereite Haltung ist für uns als Ausbildungsbetrieb sehr wichtig“, ist Schranz überzeugt. Die Pflegelehre sei für Betriebe und Lehrlinge eine Chance. „Junge, motivierte Menschen aufzunehmen, sie zu begleiten, ihnen die Praxis des Pflegeberufs zu zeigen, erfordert Zeit. Zeit, die kostbar ist, die sich aber lohnt. Zeit, die jetzt und in Zukunft den Pflegebedürftigen zugutekommt. Und im besten Fall können wir so neue Kolleginnen und Kollegen entwickeln und für uns gewinnen.“

Jana Bockholdt: Menschen für diesen tollen, sinnstiftenden Beruf begeistern

„So vielfältig wie der Beruf ist, so vielfältig sind die Menschen, die ihn ergreifen wollen“, weiß Jana Bockholdt, Branchensprecherin der NÖ Pflegeeinrichtungen in der Wirtschaftskammer NÖ. Seit 2016 treibt sie die Pflegelehre in NÖ voran. „Ich bin sehr froh, dass wir von der Politik die Chance bekommen, in Niederösterreich, als erstes Bundesland im Osten, mit dem Pilot zu starten. Der Lehrberuf Pflege ist eine von vielen Möglichkeiten, Menschen für diesen erfüllenden und sinnstiftenden Beruf zu begeistern, und zwar schon direkt nach Ende der Schulpflicht“, weiß Bockholdt, die selbst aus der Pflege kommt. „Junge Menschen haben so die Chance, den Beruf vor der Haustüre zu lernen, ohne pendeln oder in die Stadt ziehen zu müssen und kleine, regionale Träger erhalten die Möglichkeit, die dringend benötigten Pflegekräfte selbst auszubilden.“

Details zur Pflegelehre

80 Prozent der Ausbildung finden im jeweiligen Betrieb statt, während das theoretische Wissen an der Landesberufsschule St. Pölten unter Einbindung der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in St. Pölten vermittelt wird. Die Ausbildung ist dabei so aufgebaut, dass die Lehrlinge bis zum vollendeten 17. Lebensjahr so qualifiziert sind, dass diese ab dann unmittelbar mit den Patientinnen und Patienten arbeiten können. Die Lehrausbildung zur Pflegeassistenz wird drei Jahre dauern, die Lehrausbildung zur Pflegefachassistenz vier Jahre. Die Ausbildungsvorschriften werden so aufeinander abgestimmt, dass in den ersten drei Lehrjahren dieselben Inhalte vermittelt werden und beide Berufsbilder in den ersten drei Jahren wechselseitig zur Gänze anrechenbar sind. Es ist daher z.B. möglich, mit der Lehre zur Pflegeassistenz zu beginnen und bei Interesse später in die Lehre zur Pflegefachassistenz umzusteigen. Die beiden Lehrausbildungen in den Pflegeassistenzberufen schließen mit der jeweiligen Lehrabschlussprüfung ab, die auch den Berufszugang zu den entsprechenden Pflegeberufen umfasst. Weiterbildungsinteressierte Fachkräfte können in weiterer Folge z.B. (berufsbegleitend) an der Fachhochschule die Qualifikation der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege erwerben.

Foto-Download

Die Lehrlinge Kathi Wagner, Benjamin Pfrommer und Selina Egger (v.l.) mit Bewohnern des Pflegeheims Mater Salvatoris in Pitten.
© Mater Salvatoris Die Lehrlinge Kathi Wagner, Benjamin Pfrommer und Selina Egger (v.l.) mit Bewohnern des Pflegeheims Mater Salvatoris in Pitten.