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Nachhaltiges Wirtschaften: Mehr Transparenz und Eigenverantwortung!

So lautete die Forderung der Experten im Rahmen des 1. UBIT DialogForums zum Thema EU-Taxonomie-Verordnung. Die Diskussion fand unter dem Motto „Finanzierung – der Nachhaltigkeit verpflichtet“ am 8. November auf Einladung von UBIT-Obmann Mag. Mathias Past, CMC in Laxenburg statt.

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Aktualisiert am 14.09.2024

Anlass der Diskussionsveranstaltung war die schrittweise Ausweitung der Anwendungsbereiche dieser EU-Richtlinie ab 2024, mit deren Hilfe Kapitalströme in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten gelenkt werden sollen. Im Zentrum der Diskussion, zu der neben Impulsgeber Univ.-Ass. Dr. Josef Baumüller, der CSR Experte Andreas Dolezal, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Niederösterreich KR Dr. Rainer Kuhnle und KR Wolfgang Stix, Geschäftsführer von STYX Naturcosmetic geladen waren, stand einerseits die Frage, inwieweit Österreichs Klein- und Mittelstandsunternehmen von der Regelung betroffen sein werden. Andererseits entspann sich eine lebhafter Diskurs rund um Treffsicherheit und Verhältnismäßigkeit der nun EU-weit anzuwendenden Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit.

Univ.-Ass. Dr. Josef Baumüller, der sich wissenschaftlich mit nicht-finanzieller Berichterstattung befasst, skizzierte einführend die Tragweite der Taxonomie-Verordnung. Es sei Grundlage für eine fundamentale Neuordnung der Wirtschaft, dass Unternehmen künftig nicht nur über ihre finanzielle Gebarung, sondern auch über den Grad der Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten Rechenschaft ablegen müssen.

Als Bankenvertreter zeigte sich KR Dr. Kuhnle zwar ebenfalls von der zunehmenden Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens überzeugt, sieht aber in der aktuellen Regelung eine einseitige Instrumentalisierung der Banken durch die Politik. Schließlich wären sie es, die künftig Kunden – auch Kleinunternehmer/-innen – bei Kredit- und Finanzierungsanliegen Fragen zur Nachhaltigkeit ihrer Vorhaben stellen müssten. Auch die anfallende Bürokratie sei nach dem ohnedies schon großen Aufwand durch Basel III/IV ein erschwerender Faktor.

Mit dem Hinweis, dass bei vielen Investitionen in nachhaltiges Wirtschaften schwer zu prognostizieren sei, ob und wann sich diese auch wirtschaftlich rechnen, lenkte Ing. Dolezal die Aufmerksamkeit darauf, dass nicht nur bürokratische Hürden auf KMU zukommen. Überschießende „grüne“ Regularien und eine Fülle an dringenderen Problemen – von den Energie- und Rohstoffkosten bis hin zu den fehlenden Fachkräften – drängten aus seiner Beratungserfahrung wirksame Nachhaltigkeit vielfach in den Hintergrund: „Nachhaltigkeit muss man sich erstmal leisten können.“

Obwohl er selbst sein Naturkosmetikunternehmen bereits seit 2011 CO2-neutral führt, bestätigte Stix, dass viele Unternehmer und Unternehmerinnen, die aus Überzeugung nachhaltig wirtschaften, einen langen Atem brauchen. Seine Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen sei teuer gewesen, ist lange belächelt worden und rechnet sich erst jetzt mit den steigenden Kosten für Öl und Gas. Dennoch hält er wenig von überbordenden Vorschriften, die am Ende dennoch zahnlos wären und damit große Konzerne, die sich mittels Zertifikaten freikaufen würden, bevorzugen. Als Obmann des Niederösterreichischen Außenhandels mahnte er zudem ein, dass man in Hinblick auf den internationalen Wettbewerb auf die Balance zwischen hohen europäischen Standards und Wettbewerbsfähigkeit achten müsse.

UBIT-Obmann Mag. Mathias Past, CMC zeigte sich über die rege Diskussion unter Beteiligung der TeilnehmerInnen im Rahmen des ersten UBIT DialogForums erfreut und resümierte: „Die EU-Taxonomie-Verordnung kann nur ein erster, wichtiger Schritt in einem langen, notwendigen Transformationsprozess in Richtung nachhalten Wirtschaftens sein. Der Weg sollte aber von mehr Freiwilligkeit und Überzeugungsarbeit getrieben sein, um innovativere und betriebswirtschaftlich zielführendere Lösungen zu stimulieren anstatt auf bürokratische Mehrbelastung zu setzen.“

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