Wandentfeuchter aquapol, Michelle Mohorn
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Der richtige Impuls zur richtigen Zeit

Tablets für Spielplatzmonteure, Software für Mauerentfeuchter, Digitalisierung in Weinkellerei und Medizinlabor: Mit der passenden Förderung und Beratung werden wichtige Vorhaben verwirklicht.

Lesedauer: 7 Minuten

Aktualisiert am 26.06.2024

Die Geschichte von AQUAPOL®  begann mit einem rostigen Schlagzeug im feuchten Keller meines Vaters“, erzählt Michelle Mohorn, Inhaberin und Geschäftsführerin des Unternehmens zur Trockenlegung von Gebäuden, lehnt sich in ihrem Schreibtischsessel zurück und überlegt kurz. „Da war ich drei Jahre alt. Jedenfalls“, fährt die Unternehmerin mit einem Lächeln fort, „hat ihn das so geärgert, dass er nach Lösungen gesucht hat.“ Und so entstand vor dem visionären Auge von Erfinder und Gründer Wilhelm Mohorn eine revolutionäre Technologie zur Trockenlegung feuchter Wände und Gebäude – ohne Schneiden, ohne Chemie und ohne Strom. Heute, mehr als 30 Jahre später, sind über 57.000 installierte Anlagen mit dem patentierten System aus Prein an der Rax (Bezirk Neunkirchen) in über 40 Ländern auf der ganzen Welt im Einsatz.

Maßgeschneiderte Software

„Im Sommer vorigen Jahres“, berichtet Mohorn, die das Lebenswerk ihrer Eltern weiterführt,“ mussten wir aufgrund eines Serverabsturzes eine neue Software anschaffen. „Unser altes Datenbanksystem war nicht mehr erweiterbar, wir mussten auf Insellösungen und Excel-Listen zurückgreifen. Dies war ineffizient und mühsam für alle Beteiligten“. Um hier eine dauerhafte Lösung zu finden, griff das Franchiseunternehmen auf das Impulsprogramm digi4Wirtschaft von WKNÖ und Land NÖ zurück.

Wir haben Software an unsere Bedürfnisse angepasst.

„Mithilfe von digi Kickstart haben wir eine maßge­schneiderte Softwarelösung entwickelt, die auch zukünftigen Veränderungen in unserem Unter­nehmen angepasst werden kann. Wir haben eine neue Standardsoftware angeschafft und in weiterer Folge an unsere Anforderungen und Bedürfnisse angepasst.  Zudem haben wir eine mobile Version für den Außendienst entwickelt“, berichtet die Geschäftsführerin – auf dem Weg in einen Raum, in dem auf einem Holztisch – in drei  unterschiedlichen Größen – die patentierten Geräte aufgereiht sind.
Die Technologie von AQUAPOL® basiert auf der Idee, dass Feuchtigkeit in Wänden und Gebäuden durch die Kapillarwirkung im Mauerwerk aufsteigt. „Durch den Einsatz unserer speziellen Geräte wird dieser Prozess umgekehrt (also umgepolt, daher auch der Firmenname) und die Feuchtigkeit ohne Eingriff in die Bausubstanz aus den Wänden ins Erdreich zurückgedrängt“, erklärt Mohorn das Funktionsprinzip hinter der Erfindung.  

„Die neue Software hilft uns dabei, auch weiterhin die Bausubstanz von Gebäuden auf der ganzen Welt zu bewahren. Da der Investitionsaufwand sehr hoch war, konnten wir das Maximale der Förderung ausschöpfen. Das war eine große Unterstützung“, betont die Unternehmerin mit Blick auf die Geräte auf dem Tisch vor ihr.

Tablets für Spielplatzmonteure

Einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung hat auch die HWK Spielplatzservice GmbH aus Korneuburg mit Hilfe von digi4Wirtschaft geschafft. „Wir haben unsere Monteure mit Tablets ausgestattet, um die Projektab­wicklung von der Auftragserteilung bis zur Bau­stellendokumentation zu optimieren“, berichtet Teamleiter Stefan Frühwald. „Wir hatten das Vorhaben schon länger geplant und es dann aufgrund der Förderung vorgezogen.“ Bei einem digi-Kickstart-Workshop in Tulln ist der Betrieb für Spiel, Fitness und Freiraum mit einem Unternehmensberater in Kontakt gekommen. Gemeinsam, und mit Unterstützung von digi4Wirtschaft, erfolgte die papierlose Erfassung von Auftragsdetails, Bildern, Skizzen und Baustellendokumentation. „Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch äußerst effizient“, sagt Frühwald und greift zu einem der Tablets. „Die einzelnen Dokumente können gleich dem richtigen Projekt zugeordnet werden, man muss nicht mehr im Nachhinein mühsam Fotos sichten, und auch die Kommunikation mit verschiedenen Akteuren und Partnern ist wesentlich einfacher“, beschreibt der Teamleiter. 

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© HWK Spielplatzservice GmbH

Als Tischlerei gegründet, hat Thomas Novotny den Betrieb 2012 übernommen – gefunden über die Nachfolgebörse der WKNÖ (siehe Seite 83 und www.nachfolgeboerse.a). Im Laufe der Zeit hat sich HWK immer mehr in Richtung Spielplatzservice entwickelt: bauen, warten, reparieren und sanieren. „Darüber hinaus bauen wir Outdoor-Fitnessgeräte und machen Grünraumgestaltung – von den Bänken bis zum Mistkübel“, erzählt Frühwald. Dabei setzt das Team vor allem auf Qualität und Nachhaltigkeit. 17 Mitarbeiter sind beim Korneuburger Betrieb beschäftigt, davon drei Lehrlinge (Tischler, Bürokauffrau). „Die Tablets befinden sich gerade in der finalen Testphase. Wir sind dabei, die letzten Fehler auszumerzen“, skizziert Frühwald den aktuellen Stand. Die Resonanz sei gut. „Auch wenn sich einige alt eingefleischte Technikverweigerer erst noch an das neue System gewöhnen müssen“, meint der Teamleiter und fügt lachend hinzu: „Aber das ist schon viel besser geworden.“

Wir haben das Projekt aufgrund der Förderung vorgezogen.

Digitalisierung im Weinhandel

Während in Korneuburg am nächsten Spielplatz getüftelt wird, steigt 70 Kilometer weiter nördlich, am Rande eines Retzer Weinberges, Josef Kindl von seinem Traktor. „So ein Schmarrn, jetzt hab‘ ich den Zettel, auf dem ich mir notiert hatte, wann ich nächste Woche meine 3.000 Kilo Veltliner in die Weinkellerei bringen kann, irgendwo im Traktor verschlampt.“ Akribisch durchsucht er jede Tasche seiner Arbeitshose. Vergeblich. „Dann muss ich wohl erneut zum Telefon greifen“, meint er seufzend. Verlief die Kommunikation zwischen Lieferanten und der Weinkellerei Langer viele Jahrzehnte analog, wurde sie mit Hilfe einer Förderung von digi4Wirtschaft nun digitalisiert. „Mit dem Projekt ,Weinlese Weinkeller 4.0‘ haben wir die bestehende Software der Kellerei vernetzt und neu programmiert“, erklärt Geschäftsführer Roman Langer und geht ins Detail: „Die Kellerei, die Lieferanten- und Kundenkommunikation. Wir haben mit ,Das Weinportal‘ eine App entwickelt für Traubenanmeldung, Lieferkalender, Tagesprognose, kontaktlose Übernahme, Integration der Qualitätskontrolle, der Anlagen- sowie der Wein- und Lkw-Planung.“ So können bestehende Ressourcen besser genutzt und die Wertschöpfung erhöht werden.“

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© Weinkellerei Langer

Trauben von 1.100 Hektar Fläche

Die Retzer Weinkellerei Langer zählt zu den größten Traubenkäufern im Weinviertel. Seit 2008 ist der Betrieb BI- zertifiziert und darf sich der größte BIO-Trauben-Verarbeiter Österreichs nennen. „Mit unseren zwölf Mitarbeitern verarbeiten wir Trauben von rund 1.100 Hektar Rebfläche. Das waren in den vergangenen Jahren durchschnittlich an die zwölf Millionen Kilogramm“, erzählt Langer und führt in die ökologisch top moderne Kellerei des seit 2019 „nachhaltig Austria“ zertifizierten Betriebs. „Während der Lese kaufen und verarbeiten wir Trauben von über 300 Landwirten und Winzern.“

 Zentral für das Geschäftsmodell des Betriebs ist es, besonders zu Zeiten der Weinlese schnell und flexibel auf Kundenwünsche einzugehen, da etwa sich änderndes Wetter die Planung beeinträchtigen kann. „Hier setzten wir mit finanzieller Unterstützung von digi4Wirtschaft das Projekt ,Mein Unternehmen 4.0‘ um“, gibt der Geschäftsführer Auskunft. Es gehe um eine Digitalisierung über die gesamte Wertschöpfungskette.

Digitalisierung entlang der gesamten Wert-schöpfungskette.

„Alle ankommenden Lkw sollen digital geplant werden. Ebenso die Verwaltung der Pressen – nicht nur im Büro, sondern auch im Presshaus auf einem Monitor nachvollziehbar angezeigt“, erklärt Langer. Der Verleih der rund 30 Leseanhänger soll digital planbar gemacht, Infoaustausch und Kommunikation moderner und effizienter gestaltet werden, etwa mittels Messengers. Und das Kellerbuch als digitale Schnittstelle doppelte Eingaben verhindern.
„Die sukzessive Digitalisierung und Modernisierung hilft uns auf dem Weg, den Betrieb weiter als kompetenten Partner für die Traubenproduzenten aus der Region und vor allem als Bindeglied zwischen Produktion und Vermarktung zu positionieren. Hier helfen Impulsprogramme, denn viele Projekte sind kostenintensiv und für kleine und mittlere Betriebe alleine schwer zu stemmen.“ 

Zum Video aus der Weinkellerei Langer

Die Gesundheit im Blick

Andere Branche – gleiches Ziel: Die Implementierung und Verbesserung von Digitalisierungsprozessen. „Wir haben mit digi4Wirtschaft unser Laborinventarmanagementsystem umgesetzt“, erklärt Chukwuma Agu, CEO der ABS Biotechnologies GmbH in Tulln. „Das Electronic Lab Inventory-Notebook bietet uns eine intuitive und flexible Softwarelösung zur Dokumentation der F&E-Tätigkeiten sowie von Forschungsdaten und Bio-banken. So können wir biologische Proben und Daten genau verfolgen, identifizieren, aufbewahren, speichern und überwachen.“ 

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© ABS Biotechnologies GmbH

ABS Biotechnologies GmbH entwickelt Tests zur Prüfung neuer Medikamente auf kardiovaskuläre Nebenwirkungen mit Hilfe einer einzigartigen Stammzellentechnologie, die sicherere Medikamente zu geringeren Kosten ermöglicht.

So können wir Proben und Daten genau erfassen.

„Darüber hinaus verfolgen wir die Vision, sichere, wirksame und personalisierte neue Therapien zu entwickeln“, gibt der CEO Auskunft. „Da unser Betrieb, unsere Forschung und Entwicklung von einer Sammlung unersetzlicher biologischer Materialien abhängt, die langfristig in Tiefkühl- und Kryolagern aufbewahrt werden, muss jedes Probenröhrchen gebrauchsfähig, identifizierbar und lesbar bleiben – sowohl jetzt als auch in Zukunft. Hier ist das Laborinventarmanagementsystem eine tolle Unterstützung.“
www.aquapol.tv
www.hwkspiel.at
www.absbiotechnologies.com