Das Tor zur Berufswelt
Kennenlernen. Ausprobieren. Weiterentwickeln: Die Polytechnischen Schulen in NÖ, kurz PTS, unterstützen beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt und bereiten optimal auf eine Lehre vor.
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„Die Säule ist etwas bucklat. Da waren wohl Schüler am Werk, die nicht oft da sind“, meint Daniel Maldoner mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Der Schüler der Polytechnischen Schule Mank, Fachbereich Bau, steht selbstbewusst vor seinen Klassenkameraden, Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker und erklärt souverän Werkzeuge und Arbeitsweisen am Bau. „Wichtig ist, dass die Wasserwaage korrekt aufsitzt und die Ziegel lotrecht ausgerichtet sind“, sagt der Schüler und demonstriert die richtige Verwendung an einem gemauerten Kamin, den die Schüler als Werkstück angefertigt haben.
Knapp 4.500 niederösterreichische Betriebe bilden insgesamt mehr als 17.000 Lehrlinge in rund 200 Berufen aus. Ein großer Teil der Lehrlinge kommt dabei aus den insgesamt 58 PTS-Standorten in Niederösterreich. „Die PTS bietet eine moderne, innovative Ausbildung, die optimal auf den Einstieg ins Berufsleben und die Lehre vorbereitet“, zeigt sich Ecker begeistert von der Leidenschaft und dem Können, mit dem die Schüler aufwarten.
Standorte: In NÖ gibt es 58 PTS-Standorte
Schüler: rund 3.000 junge Menschen in NÖ besuchen eine PTS.
Lehre: Gut 30 Prozent der PTS-Absolventen entscheiden sich für eine Lehre.
Autos und Motoren
Die Schule ist direkt in meinem Heimatort und ich möchte so schnell wie möglich anfangen zu arbeiten“, sagt Leon Kurzbauer und präzisiert: „Ich möchte Kfz-Techniker werden, weil mich Autos und Motoren interessieren.“ Besonders taugen dem 14-Jährigen die Praxistage in der Werkstatt und die Besuche bei den verschiedenen Unternehmen. „Seinen Betrieb“ hat Kurzbauer auch schon gefunden: „Ich werde eine Lehre bei der Firma Schmal in Kilb machen.“
„Unsere Schule soll nicht nur Pflicht sein, sondern ein wertvoller Augenblick im Leben dieser jungen Menschen, an den sie sich später gerne erinnern“, erklärt Otto Rupf, Leiter der PTS Mank/Melk, das Motto der Schule. Die PTS Mank wird in Verbindung mit dem Schulstandort PTS Melk geführt. Am Standort in der Manker Schulstraße werden dabei die Fachbereiche Bau, Elektro, Holz und Metall abgedeckt.
Bester PTS-Schüler aus Mank
„Mit dieser Schatulle“, berichtet Rupf stolz, „haben wir im vorigen Jahr den österreichweiten Wettbewerb der PTS im Fachbereich Holz gewonnen. Entsprechend seinem großen Talent ist Paul dann auch beim Holz geblieben und hat bei der Tischlerei Heilos in Bergland eine Lehre begonnen“, erzählt der Direktor weiter, ehe sich die Gruppe Timo Kerschner zuwendet, der – mit Stemmeisen und Hobel ausgestattet – erklärt, welche Werkzeuge für welche Holzverbindung passend sind.
Metall, Elektro, Bau, Holz, Handel und Büro, Gesundheit, Schönheit und Soziales sowie Tourismus: Die 58 PTS-Standorte in NÖ decken die großen Berufsfelder der Wirtschaft ab.
„Es geht um genaues und sicheres Arbeiten und darum, es mit möglichst wenigen Handgriffen hinzubekommen“, sagt Rebecca Schirgenhofer bestimmt und demonstriert, wie man den Bohrer für die Metallbearbeitung richtig einspannt. Für die junge Frau war die Polytechnische Schule der logische Schritt: „Ich will nicht länger die Schulbank drücken und gleich eine Lehre anfangen“, meint sie bestimmt. Einen konkreten Berufswunsch und eine Lehrstelle hat sie auch schon gefunden: „Ich mag es, mit meinen Händen zu arbeiten und fange nach der PTS eine Lehre bei Geberit als Kunststoffverarbeitungstechnikerin an.“
Kooperation mit Betrieben
„Gut 31 Prozent der PTS-Schüler beginnen nach diesem Jahr eine praktische Ausbildung. „Bei uns sind es nahezu 100 Prozent“, gibt Rupf Auskunft und erklärt: „Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Betrieben aus der Region. Wir bieten ihnen einerseits die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit bei uns zu präsentieren, organisieren aber auch Exkursionen und Besichtigungen vor Ort.“ Kürzlich etwa machten sich die Schüler des Fachbereichs Metall zum Spengler-Betrieb DSK in Mank auf. „Wir haben eine Zeitkapsel gebaut. Das hat viel Spaß gemacht“, erzählt Leon Kurzbauer und fügt lachend hinzu: „Sie darf aber erst in zehn Jahren geöffnet werden.“
Die PTS Mank wurde 2023 für ihre Qualität des Berufsorientierungsunterrichts mit dem Gütesiegel Berufsorientierung der Wirtschaftskammer NÖ ausgezeichnet – als eine von 22 PTS-Schulen.
„Mich hat Elektrotechnik schon immer interessiert, und das hat sich bis heute nicht geändert. Es ist die Abwechslung an der Arbeit. Von der Planung bis zur Umsetzung einen Projektes“, versucht Markus Oberbauer zu beschreiben, was für ihn nach wie vor den Reiz an seiner Arbeit ausmacht. Nach Abschluss der PTS in Zwettl hat er die Lehre zum „Elektromechaniker für Starkstrom“ begonnen und anschließend die Ausbildung zum Betriebselektriker gemacht. Dann folgten der Werkmeister für Elektrotechnik sowie die Meisterprüfung.
„Die PTS Zwettl hatte immer sehr gutes Lehrpersonal, einen super Ruf und eine tolle technische Ausstattung in den Fachbereichen. Der damalige Fachbereichsleiter war sehr engagiert und wollte sein Wissen weitergeben. Das war eine gute Basis für das weitere Berufsleben. Zu Lehrbeginn hatte man dadurch einen sehr großen Wissensvorsprung“, erinnert sich Oberbauer, der parallel zu seiner Arbeit auch die HTL für Elektrotechnik mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien abgeschlossen hat.
Profi für Photovoltaik
2015 hat Oberbauer dann den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und mit Elektrotechnik Oberbauer in Schweiggers (Bezirk Zwettl) sein eigenes Unternehmen gegründet. Darüber hinaus arbeitet er auch bei W.E.B. Windenergie AG im Bereich „Betriebsführung PV“. „Ich decke die gesamte Bandbreite bei Photovoltaikanlagen ab – angefangen bei der Auslegung über die Errichtung bis hin zu Fehlersuche und Änderungen“, erklärt der Unternehmer.
Die PTS, so Oberbauer, vermittle ein gutes Grundwissen in den jeweiligen Fachbereichen. „Das wird auch sehr von den Betrieben geschätzt, was sich in den hohen Zahlen der Zusagen für Lehrstellen vor Ende des Schuljahres zeigt.“
elektrotechnik-oberbauer.at
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Optimal auf Lehre vorbereitet
Ortswechsel. 30 Kilometer weiter in der Polytechnischen Schule Ybbs. „So schaut das Innenleben eines Computers aus“, sagt Benedikt Buschenreithner und präsentiert Platinen, Kabel, Chips und andere elektronische Komponenten. „Ich habe mich für die PTS entschieden, um gut auf mein Berufsleben vorbereitet zu sein“, nennt der 14-Jährige den Grund für seine Schulwahl. Besonders wohl fühlt sich Buschen-reithner in der Werkstätte. „Ich will Elektro- und Metallbautechniker werden. Das sind die Bereiche, die mich am meisten interessieren“, berichtet der Bursch, während er mit verschiedenfarbigen Kabeln hantiert. Nach Ende der PTS möchte er eine Lehre beim Verbund beginnen.
Die Polytechnische Schule Ybbs deckt die Fachbereiche Metall, Gesundheit und Soziales, Elektro, Dienstleistungen, Informationstechnologie sowie Handel und Büro ab. Die 43 Schüler:innen können dabei je nach Interesse und Begabung zwischen den verschiedenen Fachbereichen wählen.
„Hier werde ich auf mein Berufsleben vorbereitet. Deshalb ist die PTS für mich die richtige Schule“, betont Daniel Jaidhauser, der vor allem das Engagement der Lehrer für die Belange ihrer Schützlinge zu schätzen weiß. Der Berufswunsch des 14-Jährigen steht auch schon fest. „Metallbautechniker“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Ich werde nach der Schule eine Lehre bei Hagenleithner im Yspertal anfangen“, verrät er.
Kreativität als Motor
„Ein achtsamer Umgang miteinander, Verantwortung für sich und andere sowie Begeisterung und Kreativität als Motor für Leistung und Erfolg sind uns an der Polytechnischen Schule Ybbs ein großes Anliegen. Zusätzlich haben wir einen eigenen Prozess für die Berufsorientierung aufgesetzt“, erklärt Schulleiterin Sandra Sandler die Schwerpunkte am Standort. Ein reger Austausch mit regionalen Unternehmen steht ebenfalls im Fokus. Auch die PTS Ybbs wurde mit dem Gütesiegel Berufsorientierung der Wirtschaftskammer Niederösterreich ausgezeichnet.
„PTS war richtige Entscheidung“
„Der Duft, wie es sich anfühlt. Seine Vielseitigkeit. Wenn ich darüber nachdenke, eigentlich alles“, versucht Timon Grundböck zu erklären, was ihm am Werkstoff Holz so gut gefällt. Somit ist eine Lehre als Zimmerer für den 15-Jährigen der logische Schritt. Eine Lehrstelle habe er auch schon gefunden, berichtet Grundböck freudig und dreht ein Stück Holz in seiner Hand. Bis es soweit ist, will und kann sich der Schüler in der PTS Ybbs optimal auf seine Ausbildung vorbereiten. „Unsere Werkstätten und die Lehrer sind echt super. Die PTS zu wählen, war für mich in jedem Fall die absolut richtige Entscheidung.“
„Der Einzelhandel bietet mir die perfekte Kombination aus Kundenkontakt, Teamarbeit und der Möglichkeit, aktiv am Erfolg eines Unternehmens mitzuwirken. Ich liebe die Dynamik und die Herausforderungen, denen ich mich täglich stellen kann“, sagt Adnan Halilovic bestimmt und durchquert lächelnd die Küchenabteilung des XXXLutz in Krems. Halilovic wollte gleich ins Berufsleben einsteigen, deshalb entschied er sich für die PTS Tulln. „Dort wurde ich auf das vorbereitet, was im Berufsleben wirklich zählt. Ich habe gewissermaßen einen Feinschliff erhalten“, versucht Halilovic zu erklären. Nach Abschluss der Polytechnischen Schule hat Halilovic die Lehre zum Einzelhandelskaufmann gemacht und dabei seine Leidenschaft für den Beruf entdeckt. Schnell hat er sich vom Lehrling zum Geschäftsführer hochgearbeitet.
Jeden tag etwas neues lernen
„Als Hausleiter koordiniere ich täglich die Abläufe im Geschäft, kümmere mich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter und stehe den Kunden mit Rat und Tat zur Seite“, beschreibt er seine Aufgaben. Am meisten an seinem Beruf begeistern Halilovic die Vielseitigkeit und die Möglichkeit, jeden Tag etwas Neues zu lernen und umzusetzen. „Es gibt nichts Schöneres, als zufriedene Kunden und ein gut funktionierendes Team“, betont er. Die PTS hat Halilovic eine solide Basis für seinen beruflichen Werdegang geboten und ihm geholfen, „frühzeitig praktische Erfahrungen zu sammeln. Sie ist eine hervorragende Möglichkeit, um sich auf das Berufsleben vorzubereiten und die eigenen Stärken zu entdecken.“
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