Brandverhüter, Öko-Berater, Glücksbringer
Rauchfangkehrer auf die Zeit des Jahreswechsels zu reduzieren, greift viel zu kurz. Sie sind das ganze Jahr unterwegs - für unsere Sicherheit.
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Um die 20.000 Kehrtermine im Jahr werden es schon sein. Und wir machen auch etwa 1.000 Feuerbeschauen“, sagt Joachim Vielmetti. „Wir haben ein großes Einzugsgebiet.“ Vielmetti führt die Geschäfte der „EViWa – Ihr Rauchfangkehrer KG“ in Waidhofen an der Ybbs – gemeinsam mit Miteigentümer Christian Wagner. Joachim Vielmetti senior, um genau zu sein. Der Junior, mit 25 Jahren ebenfalls bereits Rauchfangkehrermeister, kommt gerade von einer Kehrtour zurück. „Ich selbst gehe ja praktisch nicht mehr kehren“, sagt der Senior. „Ich bin jetzt der Logistiker.“
Das angesprochene große Einzugsgebiet umfasst die Region von Waidhofen/Ybbs bis Ybbsitz, von Böhlerwerk bis Gresten und Randegg. Eine durchaus gebirgige Gegend. Vor wenigen Tagen waren weite Teile des Gebiets noch unter einer dicken Schneedecke. „Ohne Allradfahrzeuge geht bei uns gar nichts. Aber unsere Leute sind witterungsfest“, lächelt Vielmetti senior, während im Hintergrund Service-Techniker Alfred Pillwatsch, einer von insgesamt sieben zertifizierten Sachkundigen für die Überprüfung und Wartung von Feuerlöschern, frisch gelieferte Feuerlöscher auf allfällige Beschädigungen hin überprüft.
Umweltpreis für Landesinnung
Die Tätigkeitsfelder der niederösterreichischen Rauchfangkehrer gehen weit über das klassische Kehren hinaus. Bei „EViWa“ stehen etwa Checks und die Wartung von Feuerlöschern ebenso auf dem Programm wie Abgasmessungen, Überprüfungen von Gasfeuer-, Biomasse- oder Ölfeuerungsanlagen, Energieberatungen und Beratung zu Themen wie Heizungssanierung. Der Beitrag der Rauchfangkehrer zum Umweltschutz hat zuletzt auch in der Verleihung des begehrten „Energy Globe“ in der Kategorie „Luft“ an die Landesinnung der NÖ Rauchfangkehrer Ausdruck gefunden. Ausgezeichnet wurde die Landesinnung für ihr Projekt zur Zertifizierung der Rauchfangkehrer. „Mit dieser Zertifizierung wird die hohe Qualität der Arbeit unserer Rauchfangkehrer:innen ebenso transparent wie deren Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen und damit zum Klimaschutz“, so LIM Markus Köck, der den Preis gemeinsam mit Projektpartner Sebastian Pawlowski von der EFG Umwelt-und Klimawerkstatt bei einer Gala mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen entgegennehmen konnte. Insgesamt sind in NÖ 141 Rauchfangkehrerbetriebe aktiv. 54 Lehrlinge werden ausgebildet.
Zur Sicherheit hinführen
In Waidhofen/Ybbs erklärt Joachim Vielmetti senior unterdessen die – oft in Vergessenheit geratene – Bedeutung des „Verbrennungsdreiecks“ zwischen Sauerstoff, Brennstoff und Zündquelle. „Wenn das Gemisch passt, habe ich immer eine gute Verbrennung.“ Dazu gehöre nicht zuletzt aufgrund der mittlerweile sehr dichten Gebäudehülle eine ausreichend nachströmende Verbrennungsluft. Schließlich brauche ein Kilogramm Holz zwischen zwölf und 15 Kubikmeter Luft, damit es gut abbrennt. Was das Schöne am Beruf sei? Etwas für die Sicherheit von Menschen tun zu können, die Abwechslung, die Kundenkontakte, kommt es von Vielmetti senior wie junior unisono. Wobei man als Rauchfangkehrer bei den Besuchen in Häusern oder Wohnungen „nicht nur Schönes im Leben“ sehe. Da gelte ein klarer Grundsatz: „Diskretion lernt man als Rauchfangkehrer als erstes. Was man sieht, bleibt im Haus“ – außer natürlich bei Gefahr in Verzug. Sicherheit sei jedenfalls oberstes Gebot, hält Firmenchef Joachim Vielmetti noch ein Plädoyer für den Einbau von bzw. Nachrüstungen mit Rauch- und CO2-Meldern. „Sicherheit ist den Menschen oft noch zu wenig wert“, sagt er. Um lächelnd hinzuzufügen: „Man kann Menschen aber dazu hinführen – und sie so indirekt auch zum Glück bringen.“
Mit Sicherheit zum Glück
Dass Rauchfangkehrer als Glücksbringer gelten, hat sehr viel mit Sicherheit zu tun – und mit einem Blick in die Geschichte. Denn die in früheren Zeiten in den Häusern üblichen Feuerstellen waren mit einer Vielzahl an Gefahren verbunden. Waren die Kamine verstopft, konnte nicht nur nicht gekocht oder geheizt werden, es drohten auch Rauchgase und vor allem die gefürchteten Kaminbrände, denen nicht nur einzelne Häuser, sondern durch oft rasche Ausbreitung ganze Stadtviertel zum Opfer fallen konnten. Brandbekämpfung war ja weitgehend auf – oft nicht einmal vorhandene – Wasserkübel reduziert. Wenn also jemand dafür sorgte, dass der Kamin sauber war, war das ein Stück Sicherheit und folglich ein Stück Glück für die Menschen – was sich im Rauchfangkehrer als Glücksbringer ebenso bis heute gehalten hat wie deren Arbeit im Interesse der allgemeinen Sicherheit.