Baukosten: Lockerung der KIM- Regeln soll Kredite erleichtern
Häuser in NÖ sind in den letzten sieben Jahren um 87 Prozent teurer geworden. Bei den Wohnungen sieht es nicht viel besser aus. Eine erste Maßnahme dagegen betrifft die vieldiskutierte KIM-Verordnung.
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Das Wirtschaftsforschungsinstitut Economica hat im Auftrag der Wirtschaftskammern Niederösterreich und Wien eine Studie zu dieser Preisentwicklung erstellt. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: So haben sich etwa die Kosten für Baugrundstücke in Wien binnen sieben Jahren fast verdoppelt. In Niederösterreich wurden Häuser um fast 90 Prozent teurer. Dazu kommt das in den letzten zwei Jahren stark gestiegene Zinsniveau für Finanzierungen.
Um die daraus folgende Abwärtsspirale für den Wohnmarkt zu stoppen, bedarf es nun dringender Maßnahmen, appellieren die beiden Wirtschaftskammern, deren Zuständigkeit rund ein Drittel der gesamt-österreichischen Wirtschaftsleistung umfasst.
Ein erster wichtiger Schritt im regulatorischen Bereich ist die Vereinfachung der im August 2022 erlassenen KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen). Die damit verbundenen Regeln sollen den heimischen Finanzmarkt und vor allem auch „Häuslbauer“ und -käufer vor Überschuldung schützen. Die dabei nutzbaren Spielräume der Kreditinstitute waren bis jetzt administrativ schwer zugänglich. Die Verringerung von Bürokratie soll nun das Leben von Kunden auf der einen Seite und von Kreditinstituten auf der anderen Seite erleichtern.
Zu den Konsequenzen der Erleichterung bei den Kreditvergabe-Regeln sprach „Wirtschaft NÖ“ mit Reinhard Karl, Obmann der Sparte Bank und Versicherung
Wirtschaft NÖ: Seit 2022 gibt es bei der Wohnkreditvergabe Beschränkungen, die die Eigenkapitalquote, die Laufzeit und vieles mehr betreffen. Was wird sich ändern?
Reinhard Karl: Die Novelle der KIM-Verordnung sieht nun ein einziges institutsbezogenes Ausnahmekontingent in Höhe von 20 Prozent der Neukreditvergabe vor. Zuvor war die Berechnung dieses Kontingents wesentlich komplexer und komplizierter. Die Novelle wird den bürokratischen Aufwand zwar deutlich reduzieren, aber eine Prüfung der Kreditwürdigkeit und -fähigkeit erfolgt in jedem Fall.
Laut Finanzmarktstabilitätsgremium bleibt österreichweit etwa eine Milliarde Euro im Rahmen dieser Ausnahmekontingente ungenutzt, wird sich daran jetzt etwas ändern?
Die bisherige Regelung hat es schwierig gemacht, die Kontingente entsprechend zu nutzen. Die Entbürokratisierung ist sicher ein wichtiger Schritt, die Rahmenbedingungen für die Schaffung von Wohnraum zu vereinfachen. Analog dazu ist auch zu erwarten, dass das künftige Modell der Ausnahmekontingente mehr Gebrauch findet.
Aktuell kämpfen die Menschen mit gestiegenen Baukosten und Grundstückspreisen sowie mit der Inflation generell. Wann werden die Zinsen wieder fallen?
Die Inflation in der Eurozone ist zwar 2023 gesunken, wird aber voraussichtlich 2024 noch über dem Stabilitätsziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent bleiben. Ich erwarte daher frühestens im Juni eine erste kleine Zinssenkung.