NÖ Betriebe sind bereit für die Pflegelehre
Seit November letzten Jahres können die NÖ Gesundheitsbetriebe Pflegelehrlinge ausbilden. Bei einem Treffen in der Wirtschaftskammer NÖ in St. Pölten kamen die Unternehmen zusammen, um sich zu informieren und erste Erfahrungen auszutauschen.
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Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe. Überforderung so weit wie möglich vermeiden. Das ist uns besonders wichtig“, berichtet Günther Schranz, Geschäftsführer und Pflegedienstleiter im Mater Salvatoris in Pitten, über die ersten Erfahrungen in der Ausbildung von Pflegelehrlingen. „Die jungen Leute sprechen untereinander. Fühlen sie sich wohl, wird dies auch kommuniziert. Derzeit haben wir nahezu wöchentlich junge Leute zum Schnuppern aus Polytechnischen Schulen bei uns und tatsächlich schon fünf ernsthafte Interessenten für die drei Ausbildungsplätze ab September 2024.“
80 Gesundheitsbetriebe in NÖ
Das Mater Salvatoris war einer der ersten NÖ Gesundheitsbetriebe, der Pflege-Lehrlinge aufgenommen hat. Drei junge Menschen machen in Pitten derzeit ihre Ausbildung. Die Ausbildung in den Pflegeassistenzberufen wurde in Österreich bisher nur in schulischer Form mit Praxisanteilen in Pflegeeinrichtungen angeboten.
Mit der Lehre zur Pflege(fach)assistenz hat NÖ die Basis geschaffen, den Beruf künftig nach aktuellen Qualitätsstandards auch unmittelbar in den Pflegeeinrichtungen erlernen zu können. Knapp 80 NÖ Betriebe (Alten- und Pflegeeinrichtungen, Rehabetriebe, Privatspitäler und Kurbetriebe) könnten ausbilden, fünf haben bereits Lehrlinge aufgenommen. „Wir möchten jungen Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren, schon früh die Möglichkeit geben, in die Arbeit hineinzuschnuppern“, berichtet Daniela Sobitschka, stellvertretende Pflegedirektorin der Barmherzigen Brüder Kritzendorf und ergänzt: „Und da wir mit Praktikanten gute Erfahrungen gemacht haben, wagen wir den nächsten Schritt.“
Sinnstiftender Beruf
„So vielfältig wie der Beruf ist, so vielfältig sind die Menschen, die ihn ergreifen wollen“, weiß Jana Bockholdt, Branchensprecherin der NÖ Pflegeeinrichtungen. Seit 2016 treibt sie die Pflegelehre in NÖ voran. „Ich bin sehr froh, dass wir von der Politik die Chance bekommen, in NÖ, als erstes Bundesland im Osten, mit dem Pilot zu starten. Der Lehrberuf Pflege ist eine von vielen Möglichkeiten, Menschen für diesen erfüllenden und sinnstiftenden Beruf zu begeistern, und zwar schon direkt nach Ende der Schulpflicht“, weiß Bockholdt, die selbst aus der Pflege kommt. „Junge Menschen haben so die Chance, den Beruf vor der Haustüre zu lernen, und kleine, regionale Träger erhalten die Möglichkeit, dringend benötigte Pflegekräfte selbst auszubilden.“
Für beide Seiten eine tolle Chance
„Unsere Lehrlinge sind gut angekommen und fühlen sich wohl. Es zeigt sich, dass der kontinuierliche Austausch, die persönliche Begleitung der jungen Menschen, sehr wichtig ist. Eine offene, lernbereite Haltung ist für uns als Ausbildungsbetrieb ausschlaggebend“, ist Günther Schranz überzeugt.
Die Pflegelehre sei für Betriebe und Lehrlinge eine Chance. „Junge, motivierte Menschen aufzunehmen, sie zu begleiten, ihnen die Praxis des Pflegeberufs zu zeigen, erfordert Zeit. Zeit, die kostbar ist, die sich aber lohnt. Zeit, die jetzt und in Zukunft den Pflegebedürftigen zugutekommt. Und im besten Fall können wir so neue Kolleginnen und Kollegen entwickeln und für uns gewinnen."
Die Lehre zur Pflegeassistenz dauert drei Jahre, jene zur Pflegefachassistenz vier Jahre. Die Inhalte in den ersten drei Lehrjahren sind ident, somit sind die Berufsbilder in dieser Zeit wechselseitig anrechenbar. Beide Ausbildungen schließen mit der Lehrabschlussprüfung ab, die auch den Berufszugang zu den entsprechenden Pflegeberufen umfasst. Weiterbildungsinteressierte können in weiterer Folge die Qualifikation der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege erwerben. 80 Prozent der Ausbildung finden im Betrieb statt, die Theorie wird an der Landesberufsschule St. Pölten unter Einbindung der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in St. Pölten vermittelt.