Pflegelehre Barmherzige Brüder Kritzendorf
© Barmherzige Brüder Kritzendorf

NÖ Betriebe sind bereit für die Pflegelehre

Seit November letzten Jahres können die NÖ Gesundheitsbetriebe Pflegelehrlinge ausbilden. Bei einem Treffen in der Wirtschaftskammer NÖ in St. Pölten kamen die Unternehmen zusammen, um sich zu informieren und erste Erfahrungen auszutauschen.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 14.09.2024

Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe. Überforderung so weit wie möglich vermeiden. Das ist uns besonders wichtig“, berichtet Günther Schranz, Geschäftsführer und Pflegedienstleiter im Mater Salvatoris in Pitten, über die ersten Erfahrungen in der Ausbildung von Pflegelehrlingen. „Die jungen Leute sprechen untereinander. Fühlen sie sich wohl, wird dies auch kommuniziert. Derzeit haben wir nahezu wöchentlich junge Leute zum Schnuppern aus Polytechnischen Schulen bei uns und tatsächlich schon fünf ernsthafte Interessenten für die drei Ausbildungsplätze ab September 2024.“

Ich wollte schon immer eine Arbeit im sozialen Bereich und nach mehreren Praktika in der Pflege wusste ich, dass das hier der richtige Platz für mich ist. Am meisten mag ich die soziale Interaktion mit den Bewohnern. Wenn man sich gut versteht, oder ihnen einfach helfen kann.

Pflegelehre im Mater Salvatoris Pitten
© Mater Salvatoris Pitten Kathi Wagner, Benjamin Pfrommer und Selina Egger haben ihre Lehre schon begonnen.

80 Gesundheitsbetriebe in NÖ

Das Mater Salvatoris war einer der ersten NÖ Gesundheitsbetriebe, der Pflege-Lehrlinge aufgenommen hat. Drei junge Menschen machen in Pitten derzeit ihre Ausbildung. Die Ausbildung in den Pflegeassistenzberufen wurde in Österreich bisher nur in schulischer Form mit Praxisanteilen in Pflegeeinrichtungen angeboten. 

Ich interessiere mich schon sehr lange für den Pflegeberuf. Da ich für die Pflegeschule zu jung war, ist die Lehre eine super Möglichkeit für mich, diesen Beruf zu erlernen. Mir gefällt meine Arbeit. Ich würde meine Lehrstelle gegen nichts eintauschen.

Mit der Lehre zur Pflege(fach)assistenz hat NÖ die Basis geschaffen, den Beruf künftig nach aktuellen Qualitätsstandards auch unmittelbar in den Pflegeeinrichtungen erlernen zu können. Knapp 80 NÖ Betriebe (Alten- und Pflegeeinrichtungen, Rehabetriebe, Privatspitäler und Kurbetriebe) könnten ausbilden, fünf haben bereits Lehrlinge aufgenommen. „Wir möchten jungen Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren, schon früh die Möglichkeit geben, in die Arbeit hineinzuschnuppern“, berichtet Daniela Sobitschka, stellvertretende Pflegedirektorin der Barmherzigen Brüder Kritzendorf und ergänzt: „Und da wir mit Praktikanten gute Erfahrungen gemacht haben, wagen wir den nächsten Schritt.“

Ich darf endlich meinen Traumberuf erlernen. Am besten gefällt mir der Zusammenhalt hier – keiner steht alleine da. Und die Bewohner geben einem so viel zurück. Es wird definitiv nie langweilig, es gibt immer etwas Neues und Spannendes zu lernen und zu tun.

Sinnstiftender Beruf

„So vielfältig wie der Beruf ist, so vielfältig sind die Menschen, die ihn ergreifen wollen“, weiß Jana Bockholdt, Branchensprecherin der NÖ Pflegeeinrichtungen. Seit 2016 treibt sie die Pflegelehre in NÖ voran. „Ich bin sehr froh, dass wir von der Politik die Chance bekommen, in NÖ, als erstes Bundesland im Osten, mit dem Pilot zu starten. Der Lehrberuf Pflege ist eine von vielen Möglichkeiten, Menschen für diesen erfüllenden und sinnstiftenden Beruf zu begeistern, und zwar schon direkt nach Ende der Schulpflicht“, weiß Bockholdt, die selbst aus der Pflege kommt. „Junge Menschen haben so die Chance, den Beruf vor der Haustüre zu lernen, und kleine, regionale Träger erhalten die Möglichkeit, dringend benötigte Pflegekräfte selbst auszubilden.“

Die Arbeit ist so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Sie macht mir sehr viel Freude. Ich kenne den Beruf von zu Hause. Meine Mama ist Pflegeassistentin und wir mussten die Urlioma und den Opa daheim betreuen. Ich finde es gut, dass ich in meinem Beruf mitten unter Menschen bin.

Für beide Seiten eine tolle Chance

„Unsere Lehrlinge sind gut angekommen und fühlen sich wohl. Es zeigt sich, dass der kontinuierliche Austausch, die persönliche Begleitung der jungen Menschen, sehr wichtig ist. Eine offene, lernbereite Haltung ist für uns als Ausbildungsbetrieb ausschlaggebend“, ist Günther Schranz überzeugt. 
Die Pflegelehre sei für Betriebe und Lehrlinge eine Chance. „Junge, motivierte Menschen aufzunehmen, sie zu begleiten, ihnen die Praxis des Pflegeberufs zu zeigen, erfordert Zeit. Zeit, die kostbar ist, die sich aber lohnt. Zeit, die jetzt und in Zukunft den Pflegebedürftigen zugutekommt. Und im besten Fall können wir so neue Kolleginnen und Kollegen entwickeln und für uns gewinnen."


www.pflege-lehre.at