Lehrlingsbefragung 2023: 95 Prozent sind mit der Lehre im Betrieb zufrieden
Sehr hohe Zufriedenheit mit Berufswahl und Ausbildung - 87 Prozent glauben, ihr Lehrberuf habe Zukunft - Nachhaltigkeit wird immer bedeutender. WKNÖ-Präsident Ecker: „Die Zahlen zeigen, dass unsere Betriebe hervorragende Arbeit leisten." Österreichweite Skills Week unterstützt eigene Talente und Fähigkeiten zu entdecken.
Lesedauer: 4 Minuten
Die Lehre zählt zu den wichtigsten Instrumenten im Kampf gegen den Mitarbeitermangel. Doch was denken die Lehrlinge selbst über ihre Ausbildung, warum haben sie sich für dieses Modell entschieden, was sind ihre Wünsche und Vorstellungen. Um Antworten auf diese Fragen zu finden und zielgerichtet agieren zu können, führt die Wirtschaftskammer NÖ in Kooperation mit Dr. Angerer Marketing Research & Consulting regelmäßig Befragungen durch. Bei der Untersuchung 2023 haben 5.679 Lehrlinge (33 Prozent) mitgemacht. Bisher wurde die Befragung 2010, 2018 und 2021 durchgeführt.
87 Prozent glauben, ihr Lehrberuf hat Zukunft
Das zentrale Ergebnis: 95 Prozent der Lehrlinge sind mit der Ausbildung im Betrieb zufrieden und 96 Prozent sind mit ihrer Entscheidung für einen Lehrberuf zufrieden. „Unsere Betriebe leisten hervorragende Arbeit, selbst in so herausfordernden Zeiten“, betont WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker und ergänzt: „Die Lehre liegt im Trend, sie ist am Puls der Zeit und eröffnet jungen Menschen eine Vielzahl an Chancen und Möglichkeiten. Das sehen auch die Lehrlinge selbst so, denn für 87 Prozent der Befragten ist ihr Lehrberuf ein Zukunftsberuf.“ Gleichzeitig steigt auch in der Lehre die Bedeutung der Nachhaltigkeit, wie Ecker bestätigt: „56 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Lehrberuf ein Green Job ist, da ihr Beruf besonders die Bereiche Nachhaltigkeit, Umwelt und Energie betrifft.“
Sehr hohe Zufriedenheit über alle Fachbereiche hinweg
„Auffallend hoch liegt bei den Lehrlingen die Zufriedenheit mit der Entscheidung für den eigenen Lehrberuf: 74 Prozent sind damit sehr zufrieden, 22 Prozent eher zufrieden und nur 1 Prozent ist überhaupt nicht zufrieden“, geht Thomas Angerer, Geschäftsführer von Dr. Angerer Marketing Research & Consulting, in die Tiefe. „Mit der konkreten Ausbildung im Lehrbetrieb sind 70 Prozent sehr zufrieden und 25 Prozent eher zufrieden. Auch hier ist lediglich 1 Prozent überhaupt nicht zufrieden. Interessant ist, dass diese hohen positiven Werte über alle Fachbereiche hinweg gegeben sind. Offensichtlich gelingt es insgesamt sehr gut, die Top-Motive für die Entscheidung - Interesse am Lehrberuf, attraktiver Lehrbetrieb und Ausübung des Wunschberufs - zu erfüllen.“
Weitere Ergebnisse der Lehrlingsbefragung im Detail:
- Gründe für die Lehre: Die Top-Drei sind unverändert – „Weil mir die praktische Arbeit Spaß macht“ (69 Prozent), „Weil ich schon eigenes Geld verdienen wollte“ (64 Prozent) und „Weil ich dadurch später gute Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten habe“ (40 Prozent).
- Nach wie vor befassen sich junge Menschen nach dem 14. Lebensjahr intensiver mit der Entscheidung, eine Lehre zu machen. 28 Prozent sind es im 14. Lebensjahr, 46 Prozent erst nach dem 14. Lebensjahr.
- 46 Prozent der Lehrlinge geben an, vor der Lehre eine Polytechnische Schule (PTS) absolviert zu haben, 12 Prozent kommen aus einer AHS, 14 Prozent aus der BHS.
- Entscheidungsstützen bei Berufswahl: Eltern (46%), Informationen über den Lehrbetrieb (z.B. Internet, 35%), Berichte von Personen, die diese Lehre abgeschlossen haben und den Beruf ausüben (26 Prozent).
- Lehrstellenwahl, wie wurde die Lehrstelle gefunden: Durch private Kontakte (55 Prozent), durch Zufall (13 Prozent), durch die Firmenhomepage des Lehrbetriebs (13 Prozent), 6 Prozent durch Jobmessen.
- Zufriedenheit mit der Entscheidung eine Lehre zu machen: Mittelwert 91,6 Prozent (0-100% Skala), 2021 waren es 91,3 Prozent, 2018 waren es 87,5 und 2010 waren es 87,1 Prozent.
- 95 Prozent sind mit der Ausbildung im Lehrbetrieb zufrieden.
- „Mein Lehrberuf ist ein Zukunftsberuf: 87 Prozent stimmen zu.
- Mein Lehrberuf ist ein Green Job: 65 Prozent stimmen zu.
- Karrierechancen: In 5-10 Jahren sehen sich die Lehrlinge als Fachkraft im Unternehmen (36 Prozent), als Meister (28 Prozent), in einer leitenden Funktion im Unternehmen (24 Prozent) oder Selbstständig (21 Prozent)
Skills Week – die eigenen Talente und Fähigkeiten entdecken
Die Wirtschaftskammer NÖ setzt bereits zahlreiche Maßnahmen, um das Image der Lehre weiter zu steigern. „Gerade für junge Menschen ist es in der großen Vielfalt der Möglichkeiten oft schwer, sich für eine passende Aus- oder Weiterbildung zu entscheiden. Daher ist es wichtig, schon früh die eigenen Talente und Fähigkeiten zu erkennen und so die richtige Schulausbildung oder Lehre zu finden“, erklärt WKNÖ-Präsident Ecker.
Unter dem Motto „Zeig, was du drauf hast!“ wollen die Wirtschaftskammern Österreichs im Zuge der Skills Week Austria die Themen Berufswahl, Karrierechancen und Weiterbildung in die Öffentlichkeit tragen und so die Betriebe bei der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützen. Von 4. bis 10. März 2024 dreht sich wieder alles um Berufsorientierung und Berufsinformation – vom Boden-bis zum Neusiedlersee. Nach dem erfolgreichen Start 2023 geht die Skills Week auch in Niederösterreich in die zweite Runde. Berufe erleben, Skills probieren, Talente entdecken, Betriebe erkunden oder Skills-Heroes treffen. Das Programm bietet Einblick in die vielfältige Welt der Berufe.
Im Zuge der Siegerehrung des Lehrlingshackathons werden die digital innovativsten NÖ Nachwuchskräfte und ihre selbst entwickelten Apps ausgezeichnet. Bei der Ausbildertrophy holt die Wirtschaftskammer NÖ jene Betriebe vor den Vorhang, die sich in Sachen Lehrlingsausbildung besonders hervortun. Mit dem bewährten NÖ Talente Check, einer Kooperation zwischen Land NÖ und WKNÖ, werden die Begabung, Interessen und die Persönlichkeit junger Menschen erhoben.
Abgerundet wird das Programm durch Probierstationen im St. Pöltner BIZ – Berufsinformationszentrum und der Messe „Next Step Lehrstelle“ der WKNÖ-Bezirksstelle Mistelbach in Zusammenarbeit mit dem AMS NÖ und der Arbeiterkammer NÖ. „Wir setzen schon zahlreiche Maßnahmen, um der Lehre den Stellenwert in der Gesellschaft zu geben, den sie verdient. Aber es gibt noch viel zu tun, damit wir auch weiterhin viele junge Menschen für die Lehre gewinnen können“, erklärt WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker.