Verleihung ethos award-Sonderpreis Hochwasser-Hilfe
© NLK Burchhart

ethos award-Sonderpreis holt blau-gelbe Hochwasser-Helden vor den Vorhang

Der ethos award-Sonderpreis „Hochwasser-Hilfe“ hat Unternehmen ausgezeichnet, die sich in der Katastrophenhilfe nach dem Hochwasser engagiert haben.

Lesedauer: 6 Minuten

Aktualisiert am 12.12.2024

Es war ein Wochenende wie aus einem schlechten Katastrophenfilm: Von 14. auf 15. September 2024 zerstörte ein verheerendes Hochwasser in vielen Teilen Niederösterreichs Häuser, riss Autos mit und verwüstete Straßen und Brücken. Ganze Existenzen wurden sprichwörtlich weggeschwemmt. 

Angesichts des riesigen Ausmaßes der Katastrophe standen nicht nur die Hilfskräfte der Blaulichtorganisationen im Dauereinsatz, es ging auch eine Woge der Hilfsbereitschaft durch die Bevölkerung. Fremde halfen dabei, Keller auszuräumen, versorgten die Helfer:innen mit Essen oder spendeten das, was ihnen möglich war. 

Sonderpreis ausgelobt

Unter den Helfern waren auch viele niederösterreichische Betriebe. Um deren freiwilliges Engagement zu würdigen, lobten die Wirtschaftskammer Niederösterreich und ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, kurzerhand den ethos award-Sonderpreis „Hochwasser-Hilfe“ aus. Für die Auszeichnung einreichen konnten all jene blau-gelben Unternehmen, die sich besonders für die Katastrophenhilfe nach dem Hochwasser eingesetzt haben.

Verleihung ethos award-Sonderpreis Hochwasser-Hilfe
© NLK Burchhart Bei der Übergabe der ethos-Trophäe: v.l.: Dagmar Wagner, Natascha Pojer-Blattl, WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker, Konstantin Wagner, ethos award-Sonderpreis-Gewinner Maximilian Wagner, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, WKNÖ Direktor-Stv. Alexandra Höfer und ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki.

„Es war uns wichtig, das außergewöhnliche Engagement, das unsere Unternehmerinnen und Unternehmer in dieser Ausnahmesituation gezeigt haben, zu würdigen. Oft waren die Unternehmen selbst betroffen, haben aber zuvor anderen geholfen oder die Einsatzkräfte versorgt. Dieser Zusammenhalt ist beeindruckend und nicht selbstverständlich“, sind sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker einig.

31 Einreichungen

Eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern von WKNÖ und ecoplus hat aus 31 Einreichungen einen Sieger gekürt: Die Max Wagner Autarkie GmbH aus St. Andrä-Wördern im Bezirk Tulln. Das Unternehmen plant und errichtet Photovoltaik-Anlagen. Firmenchef Maximilian Wagner: „Spezialisiert haben wir uns auf Autarkie-Systeme: Das bedeutet, dass eine Photovoltaik-Anlage am Dach Strom in einer großen Batterie speichert, die im Blackoutfall Notstrom liefern kann. Der Vorteil: Die Sonne lädt die Batterie tagsüber immer wieder auf und die Stromversorgung kann so aufrecht erhalten werden.“

Gratis auf- und abgebaut

Die Batteriespeicher seien oft im Keller untergebracht, wo sie besonders vom Hochwasser bedroht waren, erzählt Wagner: „Als wir von der Hochwasser-Warnung gehört haben, haben wir unseren Kunden angeboten, die Speicher und auch die Wechselrichter gratis abzubauen, damit sie keinen Schaden nehmen. Nach dem Hochwasser haben wir die Anlagen dann wieder installiert – natürlich ebenfalls kostenfrei.“

Die betroffenen Familien wurden zusätzlich bei der Müllentrümpelung und beim Auspumpen unterstützt. „Da haben unsere Mitarbeiter tatkräftig mitgeholfen“, so Wagner. Und: Als Danke an die Einsatzkräfte hat das Unternehmen für Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zehn Photovoltaik-Anlagen zum Selbstkostenpreis angeboten. 

Das soziale Engagement des Unternehmens hat aber nicht erst mit dem September-Hochwasser begonnen: Das Unternehmen reserviert generell zehn Prozent seiner Einnahmen für PV-Anlagen, die ebenfalls zum Selbstkostenpreis sozialen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden: „Das kann ein Tierheim genauso sein wie die Caritas“, erzählt Maximilian Wagner.

Max Wagner und sein Team beim Entrümpeln in Kierling.
© Max Wagner Autarkie GmbH „Einfach anpacken und helfen“ – so lautete die Devise beim Gewinner des Sonderpreises „Hochwasser-Hilfe“, der Max Wagner Autarkie GmbH. Im Bild v.l.: Konstantin Wagner, Thomas Geiger und Maximilian Wagner beim Entrümpeln in Kierling.

Woher kommt dieses besondere soziale Engagement, fragen wir nach. Wagner: „Aristoteles hat einmal gesagt: ‚Das Wahre, Gute und Schöne in die Welt bringen.‘ Das ist mein Leitsatz und das versuche ich jeden Tag. Das Ziel im Leben sollte sein, einander zu helfen.“

Gibt es auch wirtschaftliche Ziele im Unternehmen? „Ja“, strahlt Maximilian Wagner, „in einem Jahr möchten wir ein autarkes Haus bauen und in fünf Jahren dann ein autarkes Dorf.“

www.autarkie.eu

Besonderes geleistet

Die Kür des Siegers sei eine herausfordernde Aufgabe gewesen, berichten WKNÖ-Direktor-Stv. Alexandra Höfer und ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki, die der Jury angehörten und vom hohen Engagement aller Einreicher beeindruckt waren. Sie betonen: „Das verheerende Hochwasser im September hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst, und viele Betriebe haben die Flut-Opfer mit außerordentlichem Einsatz unterstützt, der auch gewürdigt gehört. Jede Nominierung für den ethos-Sonderpreis ist ein Danke und zeigt, dass hier in einer Katastrophensituation Besonderes geleistet wurde.“

Starke Gemeinschaft

Besonderes geleistet hat auch der Campingplatz „Donaupark Camping Tulln“ in Tulln an der Donau – oder besser gesagt seine „Bewohner:innen“, wie Campingplatz-Chef Franz Libal erzählt: „Wir haben angesichts der Hochwasser-Katastrophe unsere 20 Mobilheime als Notunterkünfte für vom Hochwasser betroffene Menschen zur Verfügung gestellt.“ Dann habe sich eine Eigendynamik der Hilfsbereitschaft am Campingplatz entwickelt, erzählt Libal: „Bei den Betroffenen waren ja viele Familien dabei, wo die Kinder in die Schule gehen mussten oder es Arzttermine usw. gab. Die Eltern waren aber mit den Aufräumarbeiten in ihren Häusern beschäftigt.

Franz Libal versorgte die Hochwasser-Opfer.
© Donaupark Camping Tulln Franz Libal im „Küchendienst“. Bis zu 50 Personen wurden in der Hochwasserzeit täglich bekocht. An diesem Tag gab es Gulasch.

Zur selben Zeit waren bei uns am Platz 20 Luxus-Liner aus Baden-Württemberg zu Gast. Im Heck der Reisemobile befindet sich oft ein kleines Auto – und mit diesen Autos haben die Gäste die Betroffenen vom Notquartier in der Messe abgeholt, Einkäufe oder Apothekenwege für sie erledigt.“

34.000 Euro gespendet

Doch auch die Dauercamper am Platz haben ihren Teil beigetragen: „Sie haben unsere Kantine am Platz ‚übernommen‘ und Essen für die Betroffenen gekocht. Es war eine große, hilfsbereite Gemeinschaft!“ Die sich auch finanziell großzügig zeigte, wie Franz Libal berichtet: „Es sind so viele Spenden zusammengekommen, dass 34.000 Euro an betroffene Familien übergeben werden konnten.“

www.campingtulln.at

Möbel zum Abholen

Auch die Tischlerei Thennemayer in Hürm, ein Familienbetrieb in 3. Generation, ließ es sich nicht nehmen, den Hochwasser-Opfern zu helfen. Geschäftsführer Roman Thennemayer erzählt: „Wenn das Hochwasser bis ins Erdgeschoß kommt, ist die gesamte Einrichtung kaputt: die Küche, der Tisch, die Sessel. Oder auch das Bett und die Kästen. Wir haben deshalb beschlossen, unser Lager zu öffnen und Möbel zu spenden.“ Kurzerhand wurde auf Social Media ein Aufruf gestartet, dass sich betroffene Familien Lagerartikel abholen können. „Zwei Wochen nach dem Hochwasser haben wir unsere Lagertore geöffnet und den ganzen Nachmittag Möbel verschenkt. Dabei waren Sessel, Türen, Tische, Matratzen, aber auch Spülen oder Elektrogeräte. Es waren sicher an die 25 Familien da, denen wir helfen konnten.“ 

Roman Thennemayer mit seinem Lehrling Simon Maier.
© Tischlerei Thennemayer Roman Thennemayer (hier mit Lehrling Simon Maier, rechts) führt die Tischlerei Thennemayer in Hürm bereits in 3. Generation. Für die Hochwasser-Opfer hat das Unternehmen Möbel gespendet.

Hilfe beim Möbel-Abbau

Zusätzlich wurden bei den betroffenen Familien auch gratis Möbel abgebaut. Thennemayer: „Jeder, der schon einmal neu eingerichtet hat, weiß, dass zum Beispiel ein großer Wandverbau auch ohne Hochwasser-Schaden schon schwierig abzubauen ist. Deshalb hat unser Team dabei gerne geholfen.“
Warum das soziale Engagement bei der Tischlerei Thennemayer? Der Geschäftsführer erklärt: „Ich denke, dass zum Unternehmertum nicht nur die Professionalität gehört, sondern auch die Menschlichkeit. Gerade als Familienunternehmen hat man da eine große Verantwortung.“ 

www.thennemayer.at

Not-Quartier im Hotel

Das Hotel Smart Liv‘in in Böheimkirchen hat betroffenen Familien eine Notunterkunft angeboten. Und auch Hochwasser-Helfern, die teilweise 24 Stunden im Dauereinsatz waren, hat das Unternehmen die Möglichkeit gegeben, gratis im Hotel zu übernachten. 

Provisorische Leitstelle 

Als die Rot-Kreuz-Dienststelle ebenfalls vom Hochwasser betroffen war, sind die Rot-Kreuz-Mitarbeiter auch im Hotel untergebracht worden und haben dort eine provisorische Leitstelle errichtet. 

Gratis Duschen

Sehr gut angenommen wurde das Angebot, gratis zu duschen. Warum? Bei einigen Bewohner:innen aus der Nachbarschaft war durch das Hochwasser kein Warmwasser im Haus verfügbar: Die Keller – und damit auch die Heizungen – standen unter Wasser.

Das Hotel Smart Liv'in war selbst vom Hochwasser betroffen.
© Hotel Smart Liv'in Das Hotel Smart Liv‘in in Böheimkirchen war selbst vom Hochwasser betroffen, konnte aber zuvor noch zahlreichen Hochwasser-Opfern sowie freiwilligen Helfern, die komplett erschöpft waren, Quartier geben. Auch das Angebot, kostenlos zu duschen, wurde gerne angenommen.

Als der Hochwasserstand immer weiter stieg, wurde den Bewohner:innen der Siedlung gegenüber des Hotels angeboten, ihre Autos auf dem hoteleigenen Parkplatz abzustellen: Gegenüber wären sie überflutet worden. 

Schäden im Hotel

„Teilweise waren bis zu 30 Zimmer bis zu einer Woche belegt“, erzählt Christian Svoboda vom Hotel Smart Liv‘in. Das Hotel selbst war ebenso vom Hochwasser betroffen, die Schäden wurden allerdings erst Tage später sichtbar: „Nach dem Wochenende haben wir dann auch im Hotel Hochwasserschäden entdeckt. Aber ich bin froh, dass wir in der akuten Phase helfen konnten.“

www.smartlivin.at

Ärmel aufkrempeln und anpacken

Beeindruckt zeigt sich WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker: „Wir als Unternehmerinnen und Unternehmer sind es gewohnt, die Ärmel aufzukrempeln und anzupacken – egal, wie groß die Herausforderung auch sein mag. So war es auch bei dieser Hochwasser-Katastrophe, die wieder einmal gezeigt hat: Unsere Unternehmen halten zusammen. Dafür ein großes Danke!“

www.ethos-award.at