
US-Zölle: Ökonomische Auswirkungen
Wirtschaftspolitische Analysen
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Inhaltsverzeichnis
Unmittelbar nach Ankündigung der reziproken Zölle durch US-Präsident Donald Trump hat das WIFO die möglichen ökonomischen Auswirkungen für den Fall des Inkrafttretens präsentiert. Zum Stand von 4.4.2025 belaufen sich diese auf:
- Reales Bruttoinlandsprodukt (BIP):
Erwarteter Rückgang für Österreich kurzfristig um -0,23 % (EU: -0,22%) und mittel- bis langfristig um -0,33 % (EU: -0,33 %) - Exporte:
Erwarteter Rückgang für Österreich kurzfristig um -0,76 % (EU: -0,62 %) und mittel- bis langfristig um -1,4 % - Preisniveau:
Für Österreich wird ein Rückgang von -1,14 % erwartet (EU: -0,88 %), während für die USA ein Anstieg des Preisniveaus (Inflation) von +7,26 % prognostiziert wird.
Donald Trump steht in seiner zweiten Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten. Im Wahlkampf hat er unter anderem umfangreiche Zollerhöhungen angekündigt. Sollten diese tatsächlich eingeführt werden, hat die EU bereits signalisiert, dass sie im Gegenzug ebenfalls mit Zollanhebungen auf US-Einfuhren im selben Ausmaß reagieren würde. Zollkonflikte führen am Ende des Tages zu Einschränkungen des internationalen Handels, die sowohl der US- als auch der europäischen Wirtschaft schaden würden. Mittelfristig die EU sogar stärker treffen.
Welthandel unter Unsicherheit
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Januar 2025, hat die Unsicherheit auf den internationalen Märkten erheblich zugenommen. Dies lässt sich unter anderem am sogenannten „Trade Policy Uncertainty Index“ (TPU) von Caldara et al. (2019) ablesen: Seit Trumps Rückkehr ins Amt sind die Werte des Index zur handelspolitischen Unsicherheit stark angestiegen und erreichten im Februar 2025 mit rund 630 Punkten nahezu das Doppelte des bisherigen Höchststands aus dem Jahr 2019, der während seiner ersten Amtszeit verzeichnet wurde.
Fazit: Die zollpolitischen Rundumschläge der US-Regierung verunsichern Handelspartner:innen und Investoren:innen weltweit. Für die handelsoffenen Volkswirtschaften Europas gilt es nun, eine gemeinsame Antwort auf die umfassenden Zollandrohungen zu finden.
Dabei steht den Europäer:innen mit dem Binnenmarkt ein wirkmächtiges Instrument zur Verfügung: Er bietet den Mitgliedstaaten einen stabilen Rahmen für Freihandel und wirkt dadurch als geoökonomischer Puffer gegenüber globalen Handelsverwerfungen.
» zum vollständigen Chart of the Week (1.4.2025)
EU mittelfristig mit -0,9 % des BIP deutlich stärker von Zollerhöhungen betroffen als USA
Auswirkungen von US-Zollerhöhungen und entsprechenden EU-Gegenmaßnahmen auf US-Importe Abweichungen des BIP für das jeweilige Jahr im Vergleich zum Basisszenario in Prozent:

Fazit: Aufgrund der starken Exponiertheit der offenen EU-Wirtschaft gegenüber der US-Zollpolitik ist es im europäischen Interesse, weiterhin alles daran zu setzen, mit der amerikanischen Regierung zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen. Gleichzeitig ist es richtig, dass sich die EU im Sinne einer in geopolitischer Hinsicht robusteren Handelspolitik adäquat auf ein unilaterales Vorgehen der USA vorbereitet. Auch jenseits der transatlantischen Beziehungen ist es mehr denn je geboten, sich für einen offenen und regelbasierten internationalen Handel einzusetzen und eigene Abhängigkeiten durch Diversifizierungsstrategien zu reduzieren.
» zum Chart of the Week (12.11.2024)