Blick auf die Insel Manhattan mit vielen bekannten Wolkenkratzern, umgeben von Wasser.
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Infopoint US-Zölle

USA-Zollinformationen und Handelsentwicklungen

Lesedauer: 7 Minuten

1. Was wurde beschlossen?

Die USA haben unter Präsident Trump eine neue Zollpolitik angekündigt, die darauf abzielt, Handelsungleichgewichte zu korrigieren und die heimische Industrie zu schützen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören höhere Zölle auf Stahl und Aluminium sowie potenzielle, reziproke Zölle auf weitere Warenkategorien. Die EU prüft derzeit Gegenmaßnahmen und sucht nach Verhandlungslösungen.

2. Reziproke Zölle

US-Präsident Trump hat am 13.2.2025 neue reziproke US-Zölle angekündigt. Diese neuen Zölle sollen individuell auf jeden Handelspartner abgestimmt werden und die Reziprozität soll sich nicht nur auf die jeweilige Zollhöhe anderer Länder auf US-Produkte beziehen, sondern auch andere Faktoren wie z.B. Steuern oder andere nicht-tarifäre Handelshemnisse miteinbeziehen.

Die neuen Zölle werden nicht ab sofort eingeführt.

Als nächster Schritt ist ein im Rahmen des „America First Trade Policy Memorandums“ zu erstellender Bericht am 1. April 2025 fällig. 

Danach sollen der US Handelsbeauftragte USTR und das US-Handelsministerium eine diesbezügliche Untersuchung der konkreten Maßnahmen einleiten – mehr lesen.

3. Zölle auf Stahl/Aluminium

  • Neue Zölle in der Höhe von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium wurden am 10. Februar 2025 angekündigt. Ab 12. März 2025 sollen sie in Kraft treten.
  • Vorgesehen wurden dabei keine Ausnahmen, außer möglicherweise für Australien.
  • Bestehende Abkommen mit EU, Kanada, Mexiko und anderen Ländern werden beendet.
  • Ziel: Schutz der US-Industrie und Reduzierung der Importabhängigkeit.

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4. Welche Branchen sind betroffen?

  • Automobilindustrie: Höhere Kosten für importierte Komponenten, mögliche Gegenzölle auf US-Fahrzeuge.
  • Maschinen- und Anlagenbau: Betroffen durch steigende Materialkosten (Stahl, Aluminium).
  • Technologie- und Elektroniksektor: Eventuelle Zölle auf Halbleiter und IT-Produkte.
  • Agrarsektor: US-Zölle auf EU-Lebensmittel und Gegenzölle auf US-Agrarprodukte möglich.
  • Pharmaindustrie: Mögliche Auswirkungen auf Handelsströme zwischen EU und USA.

5. Tipps zur Vorbereitung und zum Umgang mit US-Zöllen 

  1. Information: Bleiben Sie über aktuelle Entwicklungen informiert.
  2. Risikoabschätzung: Analysieren Sie Auswirkungen auf Verträge und Lieferketten.
  3. Risikostreuung: Diversifizieren Sie Lieferanten und Produktionsstandorte.
  4. Optimierung: Passen Sie Lagerverwaltung und Wechselkursstrategien an.
  5. Nutzen Sie Branchenvertretungen zur Interessenvertretung.

Weitere Informationen finden Sie in der Downloads auf dieser Seite. 

Weitere Strategien:

  • Zollklassifizierung überprüfen: Um niedrigere Zollsätze zu nutzen.
  • Ursprungsland optimieren: Be- oder Verarbeitung in einem Land mit niedrigeren Zöllen.
  • Freihandelsabkommen nutzen: Prüfen, ob Zollausnahmen gelten.
  • Zollaufschub erwägen: Nutzung von Freihandelszonen oder Zolllagern.

6. EU-Gegenmaßnahmen

  • Die EU hat signalisiert, auf neue US-Zölle mit eigenen Maßnahmen zu reagieren.
  • Mögliche Gegenzölle auf Whiskey, Motorräder, Reis, Tabak, Schönheitsmittel, Erzeugnisse aus Eisen und Stahl.

7. Ökonomische Auswirkungen

  • Szenario 1: US-Zölle von 10 % (außer China), 60 % auf China → EU-Zölle von 10 % → BIP-Verluste: 420 Mrd. Euro bis 2028
  • Szenario 2: US-Zölle von 20 % (außer China), 60 % auf China → EU-Zölle von 20 % → BIP-Verluste: 619 Mrd. Euro bis 2028
  • Investitionen und Exporte würden sinken, der globale BIP-Rückgang könnte bis zu 1 Billion USD betragen.

Donald Trump steht in seiner zweiten Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten. Im Wahlkampf hat er unter anderem umfangreiche Zollerhöhungen angekündigt. Sollten diese tatsächlich eingeführt werden, hat die EU bereits signalisiert, dass sie im Gegenzug ebenfalls mit Zollanhebungen auf US-Einfuhren im selben Ausmaß reagieren würde. Zollkonflikte führen am Ende des Tages zu Einschränkungen des internationalen Handels, die sowohl der US- als auch der europäischen Wirtschaft schaden würden. Mittelfristig die EU sogar stärker treffen.

EU mittelfristig mit -0,9 % des BIP deutlich stärker von Zollerhöhungen betroffen als USA

Auswirkungen von US-Zollerhöhungen und entsprechenden EU-Gegenmaßnahmen auf US-Importe Abweichungen des BIP für das jeweilige Jahr im Vergleich zum Basisszenario in Prozent:

Balkendiagramm Auswirkungen  Zollentwicklung
© WKÖ Anmerkung: Basisszenario ohne Zollerhöhungen. Simulation: Erhöhung der durchschnittlichen US-Zölle auf alle Importe von Handelspartner (außer China) auf 10 % und eine Erhöhung der durchschnittlichen US-Zölle auf chinesische Importe auf 60 %. Die EU-27 ergreift Gegenmaßnahmen und erhöht die Zölle auf US-Einfuhren auf 10 %.

Fazit

Aufgrund der starken Exponiertheit der offenen EU-Wirtschaft gegenüber der US-Zollpolitik ist es im europäischen Interesse, weiterhin alles daran zu setzen, mit der amerikanischen Regierung zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen. Gleichzeitig ist es richtig, dass sich die EU im Sinne einer in geopolitischer Hinsicht robusteren Handelspolitik adäquat auf ein unilaterales Vorgehen der USA vorbereitet. Auch jenseits der transatlantischen Beziehungen ist es mehr denn je geboten, sich für einen offenen und regelbasierten internationalen Handel einzusetzen und eigene Abhängigkeiten durch Diversifizierungsstrategien zu reduzieren. 

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8. FAQ: Häufig gestellte Fragen zu den neuen US-Zöllen

US-Präsident Donald Trump hat am 10. Februar 2025 angekündigt, ab dem 12. März 2025 zusätzliche Zölle in Höhe von 25 % auf Stahl- und Aluminiumimporte aus allen Ländern, einschließlich der EU, Kanada und Mexiko, zu erheben. Diese Maßnahme soll die US-Industrie schützen und stützt sich auf Section 232 des Trade Expansion Act, der Gründe der nationalen Sicherheit anführt – mehr lesen

Die Zölle betreffen zunächst dieselben Produktgruppen, die bereits 2018 und 2020 während der ersten Amtszeit von Präsident Trump mit Zöllen belegt wurden. Am 18. Februar 2025 wurde die Liste um weitere Stahl- und Aluminiumderivate erweitert. Die genaue Liste der betroffenen Produkte finden Sie in den Proklamationen 10895 und 10896 sowie deren Anhängen – mehr lesen.

Laut Ankündigung des US-Präsidenten sind keine generellen Ausnahmen vorgesehen, mit Ausnahme einer möglichen Sonderregelung für Australien. Bisherige Abkommen mit Ländern wie Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, der EU, Japan, Mexiko, Südkorea, der Ukraine und dem Vereinigten Königreich werden beendet, und das bisher für die EU geltende Quotensystem wird ab dem 12. März 2025 nicht mehr gelten – mehr lesen

Die EU hat angekündigt, auf die neuen US-Zölle mit eigenen Gegenmaßnahmen zu reagieren. Diese könnten zusätzliche Zölle auf US-Produkte umfassen, um die Interessen der europäischen Industrie zu schützen. Die genauen Maßnahmen werden derzeit von der EU-Kommission ausgearbeitet.

Die Zölle würden hauptsächlich die Stahl- und Aluminiumindustrie betreffen. Da diese Materialien in vielen Industriezweigen verwendet werden, könnten auch Branchen wie der Automobilbau, der Maschinenbau und die Bauwirtschaft indirekt betroffen sein.

Unternehmen sollten folgende Schritte in Betracht ziehen:

  • Information: Bleiben Sie über die aktuelle Rechtslage informiert und prüfen Sie, ob für Ihre Produkte Ausnahmen (tariff exclusions) möglich sind.​
  • Risikoabschätzung: Bewerten Sie, wie sich erhöhte Zölle auf Ihre Verträge und Lieferketten auswirken könnten.​
  • Risikostreuung: Diversifizieren Sie Ihre Lieferanten und Lieferketten, um Abhängigkeiten zu reduzieren.​
  • Optimierung: Optimieren Sie Ihre Lagerverwaltung und beobachten Sie Wechselkurse, um auf potenzielle Zollerhöhungen reagieren zu können.​
  • Setzen Sie sich mit Ihrer Branchenvertretung in Verbindung, um Unterstützung und aktuelle Informationen zu erhalten.​

  • Zollklassifizierung überprüfen: Eine korrekte Zolltarifnummer kann zu niedrigeren Zollsätzen führen.
  • Ursprungsland ändern: Durch wesentliche Verarbeitung in einem anderen Land mit niedrigerem Zollsatz kann das Ursprungsland geändert und höhere Zölle vermieden werden.​
  • Freihandelsabkommen nutzen: Prüfen Sie, ob Ihre Produkte unter ein Freihandelsabkommen fallen und somit von Zöllen befreit sind.​

Schätzungen zufolge könnten die neuen Zölle das BIP der EU in den nächsten Jahren negativ beeinflussen. Investitionen könnten sinken, und Exporte könnten zurückgehen. Die genauen Auswirkungen hängen von der weiteren Entwicklung des Handelskonflikts ab.​

Für weitere Informationen können Sie sich an folgende Stellen wenden:

Bitte beachten Sie, dass sich die Lage dynamisch entwickeln kann. Es ist daher wichtig, regelmäßig aktuelle Informationen einzuholen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.​

9. Kontakte

Für weitere Informationen und Beratung kontaktieren Sie:

Stand: 03.03.2025