Junge Menschen werden in Metallurgie trainiert.
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Metalltechnische Industrie, Fachgruppe

Die Lehre ist anders als du denkst

Das Image der Lehre wird mitunter weniger attraktiv wahrgenommen als andere Ausbildungsformen. Wir widerlegen ein paar alte Mythen rund um diese vielversprechende Ausbildung.

Lesedauer: 3 Minuten

29.04.2024


Wenn es um die Wahl des künftigen Berufs geht, sollte man offen und kreativ sein. Die Entscheidung sollte bewusst getroffen werden. Es halten sich aber noch einige Stereotypen über die unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungsformen, die zu einem getrübten Bild führen. Betroffen davon ist vor allem die Lehre. Eine Ausbildungsform, die aber deutlich mehr kann, als man denkt.

Mythos 1: Mit einer Lehre kann man nicht Karriere machen

Viele sind der Ansicht, dass die Lehre beruflich nicht nach oben, sondern vielmehr in eine Sackgasse führt. Was dabei oft übersehen wird: Mit einer Lehre kann man nicht bloß nur diesen einen Job ausüben. Von der Werkmeisterin oder vom Werkmeister bis zum Uni-Studium „Wege zum Traumjob in der Metalltechnischen Industrie“: Sie eröffnet den Weg zu weiteren Ausbildungen und Qualifikationen. Den Grundstein dafür kann jeder selbst bereits in der Ausbildung legen mit der Lehre mit Matura. Die Lehre bietet nicht nur eine gute Ausbildung, die einem keiner mehr nehmen kann, sondern öffnet auch unterschiedliche Türen für den Karriereweg der Zukunft.

Mythos 2: Der technische Lehrberuf ist nur für Männer

Nimmt man die allgemeinen Lehrlingsstatistiken her, dann scheinen die Zahlen diesen Mythos zu belegen. Fast die Hälfte aller weiblichen Lehrlinge arbeiten in den typischen Berufen Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. Demgegenüber stehen bei den Burschen und jungen Männern eine Ausbildung im technischen Bereich als Elektrotechniker, Metalltechniker und Fahrzeugtechniker ganz oben auf der Liste. Bei der Wahl der Lehre halten sich traditionelle Rollenbilder hartnäckig. 
Eine technische Ausbildung ist trotzdem ebenso für Mädchen geeignet. Technische Berufe stellen heute dank moderner Maschinen und Computer keine so außergewöhnliche körperliche Belastung wie früher dar. Es schlagen auch immer mehr Mädchen den Weg zu einer technischen Ausbildung ein. Die Lehre zur Metalltechnikerin liegt bereits auf Platz sechs der Lehrlingsstatistik bei den Mädchen.

Weitere Information: „72 verschiedene Berufe: Die ganze Vielfalt der Lehre“ [LINK AUF BLOGARTIKEL]

Mythos 3: In der Lehre lernt man seit 100 Jahren dasselbe

Einer der größten Vorteile des dualen Systems: Digitalisierung, neue Technologien und Methoden müssen immer wieder in die Ausbildungspläne aufgenommen werden, um mit der Weiterentwicklung und geänderten Anforderungen der Arbeitswelt mithalten zu können. Alle Lehrberufe erhalten deshalb laufende Aktualisierungen. Die handwerklichen Grundlagen sind freilich gleichgeblieben. 

Mythos 4: Für Lehrlinge bleiben nur die stupiden Tätigkeiten

Vorbei die Zeiten, als man beispielsweise bei einer Elektrikerlehre auf der Baustelle den ganzen Tag lediglich Löcher in die Decke gebohrt und bloß durch Zufall einmal etwas gelernt hat. Heutzutage werden Lehrlinge in der Ausbildung gefordert und gefördert – auf vielen Ebenen. Von Beginn an sind Lehrlinge Teil eines Teams und werden von den Ausbildern bei ihren Arbeiten unterstützt. Im Laufe der Zeit werden ihnen immer öfter eigene Aufträge erteilt, die selbständig und eigenverantwortlich zu erledigen sind. Lösungsorientiertes Denken ist gefragt. Alleine gelassen werden sie dabei aber nie. Die Arbeit von Lehrlingen wird geschätzt. So sehr, dass die Besten zu Lehrlingswettbewerben geschickt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Sie lernen das Miteinander im Job und bauen soziale Kompetenzen auf. Diese sogenannten Social Skills – das beste Rüstzeug für die Fachkraft von morgen „Future Skills: Was man heute lernen sollte“ – spielen in der Lehre eine viel bedeutendere Rolle als von 20 oder 30 Jahren.

Mythos 5: Lehrberufe sind schlecht bezahlt

Die Verdienstmöglichkeiten in den Ausbildungsberufen können sich durchaus sehen lassen – besonders im Alter von 15 Jahren. Lehrlinge können bereits früh beginnen, größere Anschaffungen zu machen oder ihr Geld für später anzulegen. Ein Beispiel: Im 4. Lehrjahr verdienen angehende Metalltechnikerinnen und Metalltechniker bereits über 2.000 Euro brutto. Zum Vergleich: Wann ist man als Studierende/r finanziell unabhängig? Ein weiterer Faktor: Leistung in der Lehre zahlt sich aus. In vielen Unternehmen gibt es beispielsweise für gute schulische Leistungen zusätzliche Belohnungen. Gut ausgebildete Lehrlinge sind den Arbeitgebern viel wert – und das geht über das Lehrlingsgehalt hinaus. So investieren Industriebetriebe in die Ausbildung eines Lehrlings bis zu 100.000 Euro oder mehr. Oft hört man auch, dass man mit der Lehre gegenüber anderen Ausbildungen längerfristig weniger verdient. Aber wie schon unter Mythos 1 bei der Karriere angesprochen, ist auch beim Gehalt in späteren Jahren der Weg nach oben offen – beispielsweise bis zum eigenen, erfolgreich geführten Unternehmen.

Mythos 6: Mit einer Lehre hat man weniger Freizeit

Mit einer Lehre beginnt der Ernst des Lebens früher, da man bereits Vollzeit arbeitet, heißt es. Man kann es aber auch umdrehen und sagen: Lehrlinge haben früher die Möglichkeit, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Sie haben sich bewusst für diese – durchaus abwechslungsreiche – Ausbildung entschieden, für die sie auch bezahlt werden. Dass damit eine gewisse Verantwortung einhergeht, ist jedoch richtig. Aber wie schaut es vergleichsweise mit dem Arbeitspensum in der HTL aus? Da kommt auch gut und gerne auf 38 Wochenstunden – und daheim muss man auch noch was für die Schule machen.