72 verschiedene Berufe: Die ganze Vielfalt der Lehre
Von der Applikationsentwicklung über Mechatronik bis hin zur technischen Zeichnerin: Die Lehre bietet zahlreiche Chancen. Es ist für jeden Geschmack und für jedes Talent der richtige Beruf dabei.
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Metall ist einer der wichtigsten Werkstoffe überhaupt. Es wird in der Metallerzeugung gewonnen, durch Oberflächenbearbeitung veredelt, mit anderen Werkstoffen kombiniert, in der Geräte-, Maschinen- und Werkzeugherstellung weiterverarbeitet. Daraus entstehen Karosserien für Autos, die Stahlbaukonstruktionen für Brücke und Tunnel, effiziente Heiztechnologien und vieles mehr. Und dafür braucht es Profis in der Konstruktion, Automatisierungstechnik, Produktentwicklung, Fertigung bis hin zur Qualitätssicherung.
Traditionelles Handwerk und High-Tech
Eine Lehre in der Metalltechnischen Industrie bietet zahlreiche Chancen, das Spektrum an Aufgaben und Tätigkeiten ist äußerst breit gefächert. Mal wird gelötet und geschweißt, mal genietet und geschliffen. Computergestützte Maschinen (CNC) sind zu programmieren, Konstruktionspläne sind zu erstellen, Fertigungsanlagen müssen vor Ort montiert, gewartet und überwacht werden. Es gibt derzeit mehr als 70 Lehrberufe, die in dieser Branche erlernt werden können – vom traditionellen Handwerk wie Spengler bis hin zu modernen Tech-Berufen wie Applikationsentwicklung - Coding. Eine kleine Auswahl:
- Mechatronik
Die Schnittstelle zwischen Elektronik, Informatik, Maschinenbau und Wirtschaft, um Maschinen und Abläufe zu steuern und Dinge ins Laufen zu bringen. Vom Antrieb für Düsenflugzeuge, über Medizingeräte bis hin zu Robotern in der Produktion. - Elektrotechnik
Ohne Strom läuft nichts – auch in der Metalltechnischen Industrie. Von der Entwicklung von Mikrochips, Leiterplatten und Sensoren bis zur Installation von industriellen Maschinen und Anlage. - Konstruktion
Berechnungen und Simulationen durchführen, Zeichnungen und technische Unterlagen am Computer erstellen – von Werkzeugen, im Hallen- oder Fahrzeugbau, für Produktionsanlagen oder Industrieroboter. - Metalltechnik
Bohren, Schweißen, Schmieden, Sägen, Löten, Drehen – die Lehre für handfeste Praktiker, die Stahlbaukonstruktionen für Gebäude, Fahrgestelle und Anhänger für Kraftfahrzeuge oder Werkzeuge in der Produktion herstellen. - Und vieles mehr
In der Metalltechnischen Industrie werden aber auch Betriebslogistikkauffrauen und -männer (Waren und Rohstoffe bestellen, fachgerechte Lagerung, Qualitätskontrolle), Speditionskauffrauen und -männer (Waren sicher und pünktlich um die Welt schicken), Physiklaborant:innen (vorbereiten von Versuchen und Messungen in Forschungs- und Entwicklungslabors) und vieles mehr benötigt.
Wie viel verdient man in der Lehre?
Im Gegensatz zu vielen anderen Ausbildungen erhält man in der Lehre Geld. Je mehr Lehrjahre man absolviert hat, umso mehr verdient man. Die Höhe des Einkommens ist abhängig vom Lehrberuf. Ein Lehrling in der Metalltechnischen Industrie kann im vierten Lehrjahr bereits auf knapp über 2.000 Euro kommen. Lehrlinge sind Arbeitnehmer und damit arbeits- und sozialversicherungsrechtlich geschützt (z. B. unfall-, kranken-, pensions- und arbeitslosenversichert).
Für wen ist eine Lehre geeignet?
Die Lehre ist ideal für jene, die Spaß am direkten Praxisbezug und Interesse an Technik haben, die etwas gestalten und mit den eigenen Händen arbeiten möchten. Eine Lehre ist jedenfalls keine Frage des Alters. Nicht nur 15-Jährige, auch Maturanten, Studienabbrecher und Spätentschlossene können zur gefragten Fachkraft ausgebildet werden.
Um festzustellen, ob der Berufsalltag und die Tätigkeiten genau richtig sind, gibt es die Schnupperlehre bzw. Praktika. Dabei kann man vor Ort in ausgewählten Betrieben so richtig in seinen späteren Berufsalltag eintauchen.
Die zwei grundsätzlichen Arten der Lehre
Manche Lehrberufe sind ein Einzellehrberuf, andere Modullehrberufe. Wo liegen die Unterschiede?
Einzellehre
Diese hat eine eigene Ausbildungsordnung und ein eigenständiges Berufsbild, das sie von anderen Lehrberufen unterscheidet. Die Dauer ist unterschiedlich - von zwei bis vier Jahren. Die überwiegende Zahl der Lehrberufe sind Einzellehrberufe. Typische Beispiele dafür sind Spengler oder Metallgießer.
Modullehre
Eine Modullehre besteht aus drei "Bausteinen". Sie ist eine breite, durch Spezialisierungs- und Kombinationsmöglichkeiten aber auch flexiblere Ausbildung, weil man sich erst später auf ein spezielles Berufsbild festlegt.
- verpflichtendes Grundmodul (in der Regel zwei Jahre Dauer)
Dabei werden die grundlegenden Tätigkeiten und Kenntnisse für den Beruf vermittelt. - verpflichtendes Hauptmodul (eineinhalb Jahre Dauer)
Dieses baut auf das Grundmodul auf. Dabei erhält man die typische Qualifikation für einen Lehrberuf. Es stehen jeweils unterschiedliche Hauptmodule zur Auswahl. Bei der Modullehre Metalltechnik beispielsweise sind es neun: Maschinenbautechnik, Fahrzeugbautechnik, Metallbau- und Blechtechnik, Stahlbautechnik, Schmiedetechnik, Werkzeugbautechnik, Schweißtechnik, Zerspanungstechnik, Sicherheitstechnik. - Spezialmodul (nicht verpflichtend, halbes Jahr Dauer)
Dabei werden spezielle Kenntnisse, spezielle Produktionsweisen und besondere Fertigkeiten vermittelt. Bleiben wir beim Beispiel Metalltechnik, dann sind es die Spezialmodule Automatisierungstechnik, Digitale Fertigungstechnik, Konstruktionstechnik, Prozess- und Projektmanagement. - Zusatzvariante
Es kann das Grundmodul auch mit zwei Hauptmodulen kombiniert werden. dann dauert die Lehrzeit in Summe ebenfalls vier Jahre.
Die Entscheidung, welche Haupt- und Spezialmodule absolviert werden, erfolgt in Absprache mit dem Lehrbetrieb.
Lehre mit Matura
Die Lehre mit einer berufsbegleitenden Matura ermöglicht den Zugang zum Uni- und FH-Studium, an Akademien und Kollegs. Die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung erfolgt in speziellen Kursen (Lehre mit Matura), der vollständige Maturaabschluss ist erst nach erfolgreicher Lehrausbildung möglich. Zur Matura geprüft werden Deutsch, Mathematik, eine lebende Fremdsprache sowie der Fachbereich aus dem Lehrberuf. Zu beachten ist dabei, dass die Vorbereitung zur Matura parallel zur Lehrausbildung läuft und mit einem zusätzlichen Lern- und Zeitaufwand verbunden ist.
Nach der Lehre geht die Karriere weiter
Die Werkmeisterschule ist die perfekte Zusatzqualifikation. Fast 2/3 aller Absolvent:innen über 30 Jahre arbeiten laut ibw-Studie danach als Abteilungsleiter:in, Betriebsleiter:in, Meister:in, Werkmeister:in oder als Techniker:in. Die Werkmeisterschule kann auch der Weg in die Selbstständigkeit sein.
Und wie bereits erwähnt: Alle, die eine Lehre mit Matura gemacht haben, sind zu einem Uni- und FH-Studium berechtigt.
- Herausfinden, welche Interessen und Begabungen man hat. Wo die eigenen Stärken, aber auch Schwächen liegen.
- Sich über die eigenen Berufserwartungen klar werden. Welche Tätigkeit würde ich gerne ausüben?
- Sich über die jeweiligen Berufe informieren (z.B. auf Berufsmessen und dort direkt mit Unternehmen ins Gespräch kommen).
- Eine Pro- und Kontra-Liste machen und die Vor- und Nachteile des in Frage kommenden Berufs abwägen.
- Unterstützung und Beratung der Eltern einholen.
- Eine Schnupperlehre bzw. Praktika nutzen.